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Eingang hatte der Schutt begraben. Kuhn konnte drei Schichten beobachten. Alle
zeigten weiße Jaspisstücke. In den beiden unteren erschienen große Rheingerölle
aus Quarzit und anderem harten Gestein mit Abnutzungsspuren. Diese Schlagwerkzeuge
hatten neolithische Bergleute benutzt. Am Südende der Höhle fand sich
in situ ein menschliches Skelett in einer eingetieften Wanne. Wegen der Nischenlänge
(1,4 m) konnte der Körper nur in Hock- oder Kauerstellung hineingelegt
werden. Als Beigaben fanden sich ein plumper Topf mit Standboden und groben
Knubbenhenkeln, ferner ein kleiner roher Trichterrandbecher. Auf der Grabsohle
lagen mehrere zugeschlagene Rollsteine und einige größere Kalkbrocken. Uber
dieser Bestattung zeigten sich arg verstreut die Reste eines zweiten Skeletts und
eines geschweiften, glockenartigen Bechers, dunkel geglättet. R. Ray konnte das
eine Skelett als das eines ausgewachsenen Mädchens, nur 1,5 Meter groß, vom
kleinwüchsigen Typ Schaffhausen-Chamblandes bestimmen. Der Mann war 1,65
Meter groß, vom Cro-Magnon Typ, ein süddeutscher Bandkeramiker. Lais erkannte
, daß es sich hier um ein neolithisches Jaspisbergwerk handeln mußte, das
nach Auflassung der Stollen als Begräbnisplatz benutzt wurde.
Elisabeth Schmid konnte dann 1949 zwei kleine Probegrabungen nördlich der
ersten Höhle durchführen. Es zeigte sich eine zweite Bergwerkshöhle mit typischem
Abraum und Schlägeln aus Rheingeröll, die eine größere Ausdehnung des jungsteinzeitlichen
Jaspisbergbaus erkennen ließ. 1951 erfolgte eine weitere Grabung
mit über 6 über den Hang verteilten Suchschnitten. Die 12—15 Meter über der
Bahn gelegene Felsterrasse war beim neolithischen Bergbau im Tagbau entstanden
und folgte genau dem Jaspishorizont. Da und dort war man in den Korallenkalk
eingedrungen. Aus der Lage des anstehenden Jaspis ergab sich die Boden- und
Deckenhöhe. Schlägel aus Rheingeröll fanden sich ganz, abgenutzt oder zerbrochen
im scharfkantigen Split. Wände und Decken zeigten dichte Klopfspuren,
dazwischen ließen glatte Dellen die Lage der gefundenen Jaspisknollen erkennen.
Im Abraum waren nur kleine Jaspisbrüche zu finden, ein Zeichen, daß man alle
tauglichen Teile gefördert hatte. Außerdem kamen noch eine ganze Reihe gepickter
Geröllschlägel zum Vorschein. Zwei unverzierte Scherben ließen sich nicht näher
bestimmen.
Bergbautechnisch handelt es sich bei Kleinkems um Strossenbau mit Auffahren
von Stollen. Der Jaspis zeigte sich zuerst am Hang. Er wurde im Tagbau strossenartig
abgebaut. Wegen der Mächtigkeit der Deckschicht mußten dann die Silex-
lagen im Stollenbau gefördert werden. Der Abraum wurde am Hang verkippt,
später vor den Mundlöchern der Stollen zu Halden aufgeschüttet. Durch den Bau
der Bahn, Anlage und den Großabbau des Zementwerks ist sicher ein Teil des
ausgedehnten jungsteinzeitlichen Bergwerkgebietes unbeachtet geblieben und zerstört
worden. Es lieferte grauweißen Bandjaspis. Die Bänder gehen schalenartig,
verschieden breit vom Kern aus.
Für die anschließend beginnende Bronzezeit sind uns keine Kupfer- und Zinnlagerstätten
im Markgräflerland bekannt. Bronzeverarbeitung läßt sich dagegen
aus gefundenen steinernen Gußformen erschließen. Es wird sich vielfach um ein
Umgießen von Altmaterial gehandelt haben. Reger Handel von auswärts mit den
Rohmaterialien und den Fertigwaren deckte so den Bedarf.
Für die beiden Epochen der Hallstatt- und Latenezeit innerhalb der heraufkommenden
Eisenzeit läßt sich ein indirekter Beweis für Eisenabbau anhand der gefundenen
, zeitlich bestimmbaren Schlacken führen. Auch von besonderer kultischer
Bedeutung sind hier die Eisenschlackenfunde aus einem Grabhügel der Späthallstattzeit
bei Schlatt, Ortsteil Bad Krozingen 3).
Professor Georg Kraft, Freiburg und Walter Rest konnten 1933 den „Hunnen"-
oder „Hüttenbuck", einen flachen Grabhügel von 1,5 Meter Höhe und einem
wechselnden Durchmesser von 30—50 Meter vollständig untersuchen. Unter dem
Hügel fand sich mit Asche vermischt ein Schlackenring von 20 cm Breite und 9 Meter
Durchmesser. Er war nach Osten in einer Breite von 4,8 Meter geöffnet, Abb. 3.
Ihm lag sicher eine kultische Bedeutung zugrunde, denn der Tote in der Mitte
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