Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 217
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0011
erkaltete 7). Zugaben zum Verhüttungsvorgang waren vermutlich zerschlagene
Lößkindl. Es handelte sich um Bohnerz, das im Hertinger Wald ansteht, daneben
auch um Spuren von Brauneisenerz. Es könnte aus Gängen stammen, die die Römer
schon bis in 100 Meter Tiefe vorzutreiben wußten. Wir müssen wahrscheinlich
dort hauptsächlich mit einem Eisenerzabbau in Grubenschächten rechnen, die
sich unten auch zu kleineren Stollen erweitern konnten.

Schon 1787 hatte August Gottlieb Preuschen bei Ausgrabungen der römischen
Badruine in Badenweiler von einer „Geschirrfabrik" gleich unterhalb des Bades
berichtet8). Sie enthielt auch Mineralien, die später leider verloren gingen. An dem
Verputzsand einer Nische der Badruine konnte dann 1971 Franz Kirchheimer die
Zersplitterung der Körner durch eine Erzpoche wahrscheinlich machen. Das Material
stammte aus dem bleihaltigen Quarzriff der „Blauen Steine" oberhalb des
Ortes 9). Es belegte somit indirekt römische Bleigewinnung, hier für Glasurzwecke.
Weiteren Pochsandmörtel an einem römischen Quaderstein in Zusammenhang mit
anderen römischen Funden machten 1973 Michael Fischer und ich dort in der
Schloßbergstraße. Die Untersuchung im Geologischen Landesamt durch Hansjosef
Maus brachte den Hinweis auf eine weitere Schürfstelle in der Nähe. Bei gleichem
Quarzanteil zeigte sich hier im Vergleich weniger als ein Drittel Baryt und die
doppelte Menge Flußspat.

Besonders ergiebig und interessant in dieser Richtung ist dann für uns das
Sulzbachtal geworden. Auf dem Anwesen Maier-Keller und Treichel in Sulzburg
„Mühlematt" wurden schon seit 1928 immer wieder römische Grob- und Feinkeramik
neben anderen Resten gefunden. So erhärtete sich mein Verdacht auf
römischen Bergbau immer mehr. Im Frühjahr 1975 konnte ich bei einer Probegrabung
eine bis 50 cm starke römische Schicht mit Keramikresten, neben Hohl-
und Leistenziegelstücken im grauen, holzkohlehaltigen Lößlehm feststellen. Die
Erweiterung der Fundfläche erfolgte im März 1976 durch den Neubau Treichel.
Neben ähnlichen römischen Resten zeigten sich wieder mehligweiße, schwere
Stückchen von 2—3 cm Größe. Hansjosef Maus konnte Bleikarbonat um einen
roten Bleiglättekern nachweisen, der als Verhüttungsprodukt anzusehen war.
Eine gemeinsame Untersuchung vor Ort im Juni 1976 förderte aus der anstehenden
römischen Schicht ein Stück bergmännisch gebrochener Bleierzstufe zutage. Daneben
steckte das verzierte Wandstück einer Sigillataschüssel des 2. Jahrhunderts. Die bis
jetzt gefundene, meist stark verrottete Sigillata stammt vielleicht noch aus dem
letzten Drittel des 1. Jahrhunderts, reichlicher aus dem 2. und auch noch aus
dem dritten. Den Bleistufen wurde im Schmelzofen Blei und Silber entzogen, das
wie in Badenweiler vermutlich für Töpfereizwecke und anderem mehr verwendet
wurde 10).

In dieser römischen Schicht zeigten sich aber auch Eisenreste, Eisenschlacken. Nach
dem Bericht von Hansjosef Maus, Römischer Bergbau bei Sulzburg Baden im
„Aufschluß" Mai 1977 handelt es sich um Eisenluppen, die in der Schmelze bereits
zu Stahl wurden. Das Ausgangsmaterial wäre vielleicht aus dem „Eisernen Hut"
der Erzgänge zu vermuten, da in der Nähe Eisenerz nicht festzustellen ist. Er
konnte auch die Herkunft eines Mahlsteines einer Erzbreche aus grünem Porphyr
vom Stockberg bei Badenweiler nachweisen. Schon früher war dieser in der Nähe
in ähnlicher Tiefe zum Vorschein gekommen.

Damit ist also römischer Bergbau auf Eisen in Hertingen und Sulzburg, auf
Blei und Silber in Badenweiler und Sulzburg nachzuweisen. Für das nahe Münstertal
mit reichlicher anstehenden Blei- und Silbervorkommen ist er aber ebenfalls
als sicher anzunehmen, wenn auch ein archäologischer Nachweis noch aussteht.

Für die alemannisch-fränkische Zeit sind wir hinsichtlich des Bergbaus in unserem
Gebiet kaum unterrichtet. Möglich, daß Eisenvorkommen bei Kandern in
ihrer Nutzung älter als frühmittelalterliche Erwähnungen sind. Für das Münstertal
möchte ich mit dem Hinweis von G. Albiez auf „Kropach" und meiner
Studie zur Passio Thrudberti 10) eine Bergwerkstätigkeit für das mittlere 7. und
das 8. Jahrhundert nicht so ganz ausschließen.

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