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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 250
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0044
Der Krieg brachte erhebliche Schäden an den Gleisen der Werksbahn und an
einigen Gebäuden. Das Dach des Salzschuppens konnte erst 1948 wieder neu eingedeckt
werden; bis dahin war die Kalierzeugung stark behindert. Die 1953 erstellte
Tagesarbeiter-Kaue brachte hygienische Umkleideräume für die bisher
primitiv untergebrachte Übertage-Belegschaft. 1957 erhielt die Werksbahn eine
400-PS-Diesellok, nachdem zuvor eine feuerlose Dampflok in Betrieb war.

Das Absinken des Grundwasserspiegels erschwerte die Wasserversorgung. Es
mußte daher eine neue Wasserversorgungsanlage angelegt werden (1958). Sie bestand
aus 3 Tiefbrunnen mit je 500 cbm/Std Leistung. Das Betriebsgelände Hei-
tersheim wurde 1960 durch eine neue Werksbahn mit der Grubenanschlußbahn
Buggingen verbunden. Nach der Stillegung wurde der Bahndamm abgetragen und
zum Verfüllen der Schächte verwendet.

13) Belegschaft:

Als man in Buggingen mit dem Schachtabteufen begann, gab es in Südbaden
kaum Bergleute. Die Schachtbaufirma brachte ihr eigenes Fachpersonal mit. Eine
Anwerbung in Mitteldeutschland führte 32 Schachthauer nach Buggingen (1924).
Viele von ihnen kehrten jedoch nach einigen Monaten wieder ab. Hauptgrund
dafür war das Nichtvorhandensein von Wohnungen. Es mußten also unbedingt
Wohnungen gebaut werden, wenn eine seßhafte Stammbelegschaft entstehen
sollte. Die Wohnbauten liefen über die Gewerkschaft Baden, nicht über eine Baugenossenschaft
. 1925 wurden Arbeiter vom stillgelegten Konzernwerk Güntershall
angeworben. Sie erwiesen sich jedoch nur z. T. als brauchbar, weil sie bisher unter
ganz anderen Lagerstättenverhältnissen gearbeitet hatten. Natürlich wurden von
Anfang an auch einheimische Arbeitskräfte eingestellt: sie wurden als „willig,
aber zu schwerfällig" beurteilt. Die Einheimischen stammten aus einer großen
Zahl von Dörfern des Markgräflerlandes; ihr Wohngebiet reichte von Freiburg
bis Schliengen.

Die Löhne wurden monatlich abgerechnet. Wöchentlich wurden Abschläge von
25—30 RM ausbezahlt. 1927 gab es folgende Durchschnittslöhne pro Schicht:
Unter Tage: Hauer, Lehrhauer, Förderer = 8,03 RM,
Unter Tage: Sonstige = 7,25 RM,

Über Tage: = 6,32 RM.

Die damaligen Sozialabgaben betrug 16,1 °/o des Verdienstes. Das Kaliwerk
Buggingen gehörte anfangs zur Steinbruch-Berufs-Genossenschaft und trat 1927 zur
Knappschafts-Berufsgenossenschaft über. Die der Knappschaft zu zahlende Entschädigung
von 24.000 RM/Jahr lag weit über den normalen Beiträgen. Für die
Belegschaft waren gedeckte Schuppen für 250/300 Fahrräder und Motorräder aufgestellt
.

Die reine Arbeitszeit betrug wegen der Temperatur von über 30 Grad C unter
Tage nur 6 Stunden. Das Werk erließ am 26. 5. 1928 eine Arbeitsordnung. Löhne,
Gehälter und Sozialleistungen betrugen 48 °/o der gesamten Grubenkosten. Die
Löhne waren höher als die Lohntafeln und konnten durch Prämien gesteigert
werden. 1929 hatte die Erschließung der Grube den erforderlichen Umfang erreicht
. Daher kam es zu den ersten Entlassungen. Bei den Betriebsratswahlen 193C
erhielten die Freien Gewerkschaften 269 Stimmen = 6 Sitze und die Gewerkschaft
Christlicher Bergarbeiter 85 Stimmen = 2 Sitze.

Die Weltwirtschaftskrise fing an, ihre Schatten auch auf die Kaliwirtschaft zu
werfen. In Buggingen konnte die Tagesförderung von 900 t Rohsalz wegen Absatzmangels
nicht mehr gehalten werden. Es wurden 50 Mann entlassen und ab
September 1930 Feierschichten eingeführt. Insgesamt waren es bis zum Jahresende
16 Feierschichten. 1931 verstärkte sich die Krise. Von März bis Juli wurde im
Grubenbetrieb nur 1-schichtig gearbeitet. Weitere 25 Mann wurden entlassen. Das
langsame Fortschreiten der Abbaue führte zu verschiedenen Abbau-Brüchen. Des-

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