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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 251
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0045
halb mußte man wieder auf 2-Schicht-Betrieb übergehen mit 700 t Tagesförderung
. Im September wurden 86 Mann gekündigt und die Förderung auf 400 t
vermindert. In 1931 gab es 67 Feierschichten. Die Betriebsratswahl brachte den
Freigewerkschaftlichen 7 Sitze, die Christlichen bekamen noch 1 Sitz. Das Kaliwerk
erhielt ab 13. 10. 1931 vom Arbeitsamt Lörrach Krümperunterstützung.
Dieses System bestand im monatlichen Wechsel von mindestens ein Viertel der
Belegschaft. Beim Kaliwerk wurde abwechselnd ein Drittel der Arbeiter für jeweils
1 Monat arbeitslos.

Auch 1932 lief das Krümpersystem weiter. Es arbeiteten jeweils 190 Mann
unter und 110 Mann über Tage, während 100 Mann in Krümperunterstützung
standen. Es gab weiterhin bis 9 Feierschichten Monat, im ganzen Jahr 68. Erst
Ende 1933 wurde das Krümpersystem abgeschafft, wobei auch in diesem Jahr
56 Feierschichten anfielen. Im Juni 1933 wurde der Betriebsrat „gleichgeschaltet".
Auch das Jahr 1934 begann mit Feierschichten (20 bis April). Für den Mai waren
5 Feierschichten vorgesehen: da brachte der große Grubenbrand vom 7. 5. 1934
insgesamt 86 Bergleuten den Tod. Die Grube lag durch diese Katastrophe bis zum
24. Juni still. Die Fabrik verarbeitete in der Zwischenzeit den Schuppenbestand
an Rohsalz. Nach dem Brand waren keine Feierschichten mehr erforderlich; es
wurden sogar wieder 40 Mann eingestellt.

Ab 1. 9. 1934 galt eine neue Betriebsordnung: „. . . für sämtliche Betriebsangehörigen
, gleichgültig ob Arbeiter, Angestellte, Lehrlinge oder zu Ausbildungszwecken
unentgeltlich Tätige. . 1935 wurde ein Vertrauensrat gewählt, bestehend
aus 6 Vertrauensmännern und 6 Stellvertretern. Dem Zug der Zeit entsprechend
wurde im Sommer am Schacht ein großes Bergfest gefeiert mit Ansprachen
von Werksführer und Betriebszellenobmann, mit Übergabe einer Fahne
an den Knappenverein „Glückauf" . . . Auch 1936 stieg wieder ein großes Fest:
diesmal eine Barbarafeier in der Festhalle in Freiburg, zu der im Sonderzug
800 Mann mit Angehörigen anrückten mit viel Umtrieb vom NS-Kreismusikzug.

Durch den Bau des Westwalls waren Arbeiter nur schwer zu bekommen. Für
die Ausbildung des Nachwuchses wurde eine Lehrwerkstatt errichtet. Es waren
31 Bergjungleute und 17 Handwerkslehrlinge angelegt. Am 31. 1. 1938 wurde eine
Werkschule eröffnet als staatlich anerkannte Bergmännische Berufsschule für alle
Lehrlinge — statt der Gewerbeschule. Es war dies die erste Bergmännische Berufsschule
in Baden. In den 1930er Jahren bewegten sich die Schichtlöhne um 6—7 RM.

Der Kriegsausbruch brachte infolge Frontnähe eine Betriebseinstellung vom 8. 9.
1939—7. 1. 1940. Ein Teil der Belegschaft wurde deshalb an den badischen Erzbergbau
abgegeben und sollte nachher auch dort bleiben. Eine weitere Stillegung
ergab sich vom 14. bis 19. 6. 1940 durch Artilleriebeschuß mit 59 Einschlägen im
Werksgelände. Zum Kriegsdienst waren eingezogen: 1941 = 140 Mann, 1942 =
156 Mann und 1943 = 208 Mann. Am 23. 9. 1943 wurde die „Bergvorschule der
Bergschule Mülhausen in Buggingen" gegründet. Die Belegschaft bekam immer
mehr Fremdarbeiter. Deren Stand belief sich Ende 1943 auf: 30 Elsässer + 70
Ostpolen + 90 sonstige Ausländer + 9 französische Kriegsgefangene + 47 italienische
Militärinternierte.

Im weiteren Kriegsablauf mußte der Betrieb ab Mitte September 1944 für 3
Wochen stillgelegt werden, weil die Belegschaft zum Schanzen eingezogen war.
250 Mann mußten auch nachher beim Westwallbau bleiben. Am 13. 11. 1944
wurde der Betrieb wiederum eingestellt. Am 22. 4. 1945 rückten die Franzosen
ein. Das Werk wurde am 22. 5. 1945 wieder in Gang gesetzt. Ab Juli gab es
wieder Zusatzkarten für Lebensmittel. Bei der Plünderung der Baracken war viel
Bettzeug verloren gegangen, was die Anwerbung von Arbeitern behinderte. Von
den 622 eingezogenen Belegschaftsmitgliedern waren 75 gefallen +13 arbeitsunfähig
+ 289 in Gefangenschaft + 78 abgekehrt; nur 167 Mann hatten die Arbeit
wieder aufgenommen. Die Ernährungslage war katastrophal. Durch Anordnung
der Militär-Regierung bekam das Kaliwerk Sonderzuteilungen. Ab Oktober
wurde eine Werksküche eingerichtet. Die Betriebsratswahlen ergaben einen Be-

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