Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 287
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0081
sparen. Ein Abbau mußte verlassen werden, weil die darüber liegenden Baue
durchzubrechen drohten. Dadurch wurde das bisherige regelmäßige Abbauschema
aufgegeben, zumal man jetzt dem besten Gips nachfuhr. 1902 brach der Stollen
bei 55 m Länge bis nach Übertage durch; dies machte eine Umfahrung von 25 m
Länge nötig. 1903 verlangte der Bergmeister die Absperrung des Bruchgebietes
und schmalen Vortrieb nach S. Der Stollen wurde in Holz neu ausgebaut. Der
Absatz war schlecht. Es liefen Verhandlungen zur Bildung eines Ringes der
Gipswerke, jedoch ohne Erfolg. Die schlechte Lage wird dadurch deutlich, daß
für Grube, Gipsmühle und 1 ha Wald nur 10 000 M geboten wurden.

1909 förderte man in 150 Arbeitstagen 2 900 Doppelzentner Gips im Wert von
1 015 Mark. 1910 war nur 1 Abbaustrecke in Betrieb. Als Transportfahrzeug
diente 1 Förderwagen auf Schiene mit 22 Ztr. Inhalt. Vor dem Stollen war
ein Lager eingerichtet, von wo man den Gips per Achse zur Brennerei nach
Niederweiler abfuhr. Meist war der Vorarbeiter allein tätig. Die Arbeitszeit
dauerte von 7 bis 18 Uhr mit Pausen von 9 bis 9.30 und 12 bis 13 Uhr sowie
15.30 bis 16 Uhr. Die Bohrleistung im Gips lag bei 6 m Tag. Der Akkord wurde
festgelegt nach der 220 Ztr.-Ofenleistung. Der durchschnittliche Taglohn betrug
3,25 M. 1913 war auch der zweite Stollen ausgebeutet: damit war ein neuer
Stollen erforderlich.

Ab 11. 5. 1922 ging die Gipsgrube auf die Gipsdielenwerke in Breisach über.
1924/25 fuhren diese am Waldsee im Niveau 512 m den dritten Stollen auf und
legten nach N hin einen Abbau an. Ab 1926 wurde die Grube an Gustav Krafft
jun. verpachtet und am 1. 6. 1927 an den Kommerzienrat Theodor Bergmann in
Gaggenau verkauft. Dieser ließ unterhalb vom Waldsee am Hang zur Straße
eine Gipsmühle mit 3 Öfen und 1 Kocher zur Herstellung von Baugips errichten,
die im März 1928 in Betrieb kam. Die Abbaue auf Gips bewegten sich beiderseits
vom neuen Stollen. Dieser wurde bis zum Quarzriff verlängert, um die dahinter
anstehenden Bleierze zu untersuchen. Der Betrieb wurde 1931 im Handelsregister
Rastatt eingetragen als: „Gips- und Bleiwerk Theodor Bergmann GmbH, Lip-
burg-Badenweiler, Sitz Rotenfels". In Wirklichkeit kam das Blei werk nie in
Funktion. Das Gipswerk stand zeitweise still und wurde mit 9 Mann wieder aufgenommen
. Der Absatz an Baugips stockte. Nach dem Tode von Theodor Bergmann
(1931) wurde das Werk verpachtet an van Linn und ab Januar 1935 an
Direktor Franz Koch, Freiburg und die Isteiner Kalkwerk GmbH, aber bereits
am 1. 9. 1935 stillgelegt. Der Absatz an Baugips war laufend zurückgegangen:
1930 = 1252 t, 1931 = 1265 t, 1932 = 1001 t, 1933 = 775 t, 1934 = 692 t und
1935 = 361 t. Im Jahre 1941 mußte die Gipsmühle wegen Einsturzgefahr, bedingt
durch Hangrutschungen, abgebrochen werden. Als einziges Bauwerk der damaligen
Periode steht noch das Nebengebäude am ehemaligen Waldsee. Eigentümer
war jetzt die Firma Theodor Bergmann Erben GmbH in Suhl.

Nach der Stillegung der Gipsgrube wurde die Bleierzführung des Erzganges hinter
dem Quarzriff ab 27. 9. 1938 von der Schürfkolonne Dr. Teike, später von
der Reichsstelle für Bodenforschung untersucht: sie war jedoch selbst für die
damalige Zeit nicht ermutigend. Diese Arbeiten wurden daher am 3. 6. 1941
wieder eingestellt. Ab Anfang 1942 untersuchten die Rohstoffbetriebe der Vereinigten
Stahlwerke den Flußspatgehalt des Erzgangs unter der Bezeichnung
„Flußspatgrube Haus Baden".

1947 gaben die Rohstoffbetriebe den Flußspat auf. Sie traten einem Konsortium
„Gipswerk Haus Baden" bei. Die Beteiligungsverhältnisse waren:
Fa. Grimmig, Straßen- und Bergbau, Heidelberg = 50°/o, Rohstoffbetriebe der
Vereinigten Stahlwerke = 35°/o und Direktor Reith, Sehringen = 15° o. Ab
1. 4. 1947 kam das Gipswerk nach 12jähriger Unterbrechung wieder in Betrieb.
Im selben Jahr wurde die Firma umgewandelt in die „Gipswerk am Blauen H.
Grimmig KG" mit anderer Beteiligung. Mit Bergmann Erben schloß man 1948
einen Pachtvertrag auf 25 Jahre mit 6,5% Förderzins. 1951 ging das Gipswerk
mit Grundstück für 15 000 DM an Grimmig über.

287


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0081