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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 295
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0089
Der Markgräfler Bohnerzbergbau

von O. Wittmann

Der Abbau der Lagerstätten tertiärer Bohnerze im Markgräflerland ist über ein
Jahrtausend alt. Die erste Erwähnung des Kanderner Eisens finden wir im Codex
laurishamensis (Lorscher Kodex) des 8. Jahrhunderts. Die Annahme keltischer
Eisenerzgewinnung ist bisher völlig unbelegt (sh. Anmerkung).

Bemerkungen zur Bergbaugeschichte haben schon Mone, Trenkle, Gothein in
ihren wirtschaftsgeschichtlichen Untersuchungen gemacht. Eine umfassende Darstellung
auf Grund der sehr umfangreichen Bergbauakten des GLA Karlsruhe hat
erst Baier (1927) für die Zeit bis 1800 vorgelegt. Diese Arbeit bringt reiches aufgearbeitetes
Material. Besonders eingehend befaßt sich Baier mit der Zeit von
1600 bis 1800, die nicht nur entsprechend belegt ist, sondern auch die Blütezeit
dieses Bergbaus bedeutet. Baier macht auch auf die Reichhaltigkeit der Unterlagen
zur Sozialgeschichte aufmerksam, insbesondere zur Geschichte der Sozialfürsorge
in den Bergbaubetrieben des 17./18. Jahrhunderts.

Ergänzend hat für die Zeit von 1800 bis zum Erlöschen des Bergbaus Böhler
(1955) eine Geschichte der Reviere vorgelegt. Weitere historische Untersuchungen
sind mir nicht bekannt geworden.

Dagegen liegen einige neuere Untersuchungen über die geologischen und geo-
chemischen Verhältnisse vor.

Auf der Grundlage von Bohrergebnissen, vor allem der Campagne der Wintershall
AG., und neuer Kartierungen hat Wittmann (1955) die kreidezeitlich alt-
tertiäre Paläomorphologie im Bereich des Markgräflerlandes neu erarbeitet und
damit das Bildungsmilieu der Bohnerze und ihre stratigraphische Einordnung bestimmen
können (vgl. dazu auch in diesem Heft unten S. 298). Die Bildung der
Bohnerze und die Anreicherung zu Lagerstätten erweist sich im wesentlichen als
älter als die mitteleozänen Süßwasserkalke (Planorben-Kalke) und damit als
untereozän bis spätkreidezeitlich. Wichtig ist zu unterscheiden die Bolus-Bildung
(Bohnerztonbildung) als 1. Phase, die konkretionäre Erzbildung als 2. Phase und
endlich die Aufarbeitung und damit Anreicherung der bereits gebildeten Bohnerze
zu abbauwürdigen Lagerstätten in einer 3. Phase.

Eichler (1962) hat sich der Mineralogie der Bohnerze angenommen. Sie sind
Brauneisenkonkretionen in alttertiären Verwitterungslehmen (Bolus) auf verkarsteten
Kalktafeln (Weißjura). Sie bedeuten eine Konzentration des Eisens in
den Rückstandsbildungen der Kalke. Das wichtigste Erzmineral ist Nadeleisenerz
, in krustigen Bildungen kommt auch Haematit vor. Aus Eisenhydroxid-Solen
ist also karbonatisches Eisen ausgeflockt und durch Oxidation in Nadeleisenerz
umgewandelt worden. Typisch ist das Zusammenvorkommen von Erzmineral und
Tonmineral. Daß die Bildung beider gekoppelt ist, zeigt sich in einer schichtigen
Wechsellagerung von Nadeleisenerz (75 °/o) mit Kaolin (25 %>) in den konkretio-
nären Erzbohnen (Erzooiden). Nur stofflich sind die Bohnerzlehme Rückstände
der Kalkverwitterung, nicht mineralogisch. Vorhandener Sandanteil ist sekundär
zugeführt. Die Verschwemmung in Karsthohlräume der Kalkoberfläche bot Schutz
vor seitlichem Abtrag. Durchweg liegen die Erze auf zweiter Lagerstätte.

Zur gleichen Zeit hat sich Seeger (1963) mit den Bohnerztonen (Bolus-Erden)
chemisch-mineralogisch auseinandergesetzt. Sie erwiesen sich als durch Eisenverbindungen
rot bzw. braunrot verfärbte, fossile Kalksteinverwitterungsböden
(siallitische bis allitische Böden), die sich unter einem subtropischen Wechselklima
auf den verkarstenden Weißjura-Kalktafeln gebildet haben. Mineralogisch bildeten
sich dabei aus den illitischen Nichtkarbonat-Anteilen der Kalksteine verunreinigte
Kaolin-Tone (Illit und Kaolinit sind Tonminerale unterschiedlicher Struktur).
Chemisch sind sie charakterisiert durch teilweise Abfuhr der Kieselsäure und eine
relative Anreicherung von Eisen und Aluminium. Beigemengter Feinsand ist erst

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