Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 298
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0092
(Felsterrasse) und ging dann zum Stollenbau (Höhlen) über. Die abbautechnischen
Schwierigkeiten waren aber hier viel größer als etwa in der weichen Kreide, wo
man solchen Bergbau auch kennt. Über seine Technik unterrichten uns die Untersuchung
des noch erhaltenen Ausraums, die gefundenen und zum Abbau benutzten
Geräte, sowie die Beschaffenheit der bearbeiteten Höhlenwände.

Eine Nachbildung dieses systematisch betriebenen Jaspisbergwerks von Klein-
kems ist im Bergbaumuseum in Bochum zu sehen. Weitere Abbaue sind noch
überall dort zu vermuten, wo am Hang Splitterkalke ausstreichen und noch nicht
oder nicht mehr von Löß überdeckt sind.

Nachneolithisch ging die Kenntnis der primären Jaspislagerstätte im Splitterkalk
verloren. Sie wurde erst wieder beim Bahnbau 1844—1848 neu entdeckt
(Merian, Fromherz). In Istein sind die Jaspisknollen erst durch den Kalkabbau
der LONZA bekannt geworden (vgl. Wittmann 1966, S. 39—41).

1.2 Gewinnung von Bohnerzjaspis

Bekannt waren dagegen seit vielen Jahrhunderten die Vorkommen von Bohnerzjaspis
(vgl. noch weiter unten S. 305).

In der Kreidezeit und im ältesten Tertiär war unsere Gegend Teil eines Schichttafellandes
mit leicht südwärts einfallenden Landterrassen, die aus den Schichten
des Weißjura (Malm), hier den Kalksteinen des Oxfordien, gebildet wurden. Von
Kandern über Hertingen nach Schliengen erhob sich diese Kalktafel mit einer
Landstufe (Schichtstufe) über ihr aus den tieferen Oxfordtonen gebildetes nördliches
Vorland, also mit einem alttertiären „Albrand". Die verkarstenden Kalke
des Plateaus fielen immer mehr den Lösungsvorgängen zum Opfer und wurden
so abgetragen. Rote Resttone blieben zurück und mit ihnen auch die Jaspisknollen
aus dem hangenden Splitterkalk. Eisen konzentrierte sich in diesen Tonen in
knolligen Nieren (Reinerz) oder als kugeliges Bohnerz, eine Lagerstätte, die im
Raum Auggen — Schliengen — Kandern sicher seit dem Mittelalter und bis zur
Mitte des 19. Jahrhunderts abgebaut wurde. Eisenlösungen verfärbten die Jaspisse
ins Braun und Rot. Solche Bohnerzjaspisknollen wurden in die Karsthohlräume der
Landterrasse verschwemmt, gerieten aber auch durch die Abtragung ins nördliche
Vorland hinaus. Vergleiche dazu Wittmann 1955.

Die Jungsteinzeitleute haben auch den Bohnerzjaspis aufgesammelt, wobei
ihnen die leuchtend roten Tone ein guter Wegweiser waren. Die Werkzeugeignung
der verfärbten Bohnerzjaspisse war ungeschmälert geblieben. Eine Klinge aus Bohnerzjaspis
mit Retouchen aus der Flur „Beim Alten Schloß" in Sulzburg hat Lais
(1937, S. 35, Nr. 11) genannt, ebenfalls Lais (1937, S. 43, Nr. 83) ein kratzerähnliches
Stück von Endenburg. Auf einen Levallois-Abschlag von Liel hat
Schmid (nach Vogelsang) aufmerksam gemacht (1969, S. 56, Abb. 8). Einen
mesolithischen Klingenkratzer aus zum Teil rot verfärbtem Jaspis sekundärer
Lagerstätte beschreibt Pfannenstiel (1964 S. 183—184) vom Heubronner Eck (Paßhöhe
zwischen Weilertal und Wiesental). Im weiteren Bereich kommen Artefakte
aus Bohnerzjaspis noch in Freiburg und bis hinauf nach Hinterzarten (Rinken) vor
{Lais 1937).

Ob solche Bohnerzjaspisse auch bergmännisch gewonnen wurden, ist eine noch
offene Frage. Im zweiten Band seiner Beiträge zur Geognosie hat nämlich Merian
(1831, S. 320) über eine Beobachtung im Altinger Stollen, einem alten Abbau
östlich Schliengen, berichtet, auf die ihn der Inspektor Mieg bei seinem Besuch
aufmerksam gemacht habe. „Man soll zuweilen im Innern dieser Grube, anscheinend
im unverritzten Gebirge, ganze Haufen zerschlagenen Jaspisses antreffen
, darunter auch Stückchen mit zersplitterten Kanten, als wenn sie zu Feuersteinen
gedient hätten. Könnte das nicht von einem ältern Bergbau herrühren,
dessen Spuren eben, wegen der Weichheit der Gebirgsart und der Abwesenheit
einer deutlichen Schichtung, im Innern der Grube sehr verwischt wären." Anderer-

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