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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 303
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0097
Inwieweit mittelalterlich unteroligozäne Kalksandsteine und Konglomerate
auch schon bei Schliengen, südlich Kandern und bei Istein abgebaut wurden, ist
unbekannt.

Die Untersuchung der Tüllinger Kirche (Heimann & Wittmann 1978) erbrachte
das überraschende Ergebnis, daß der helle Tüllinger Kalkstein (Mitteloligozän)
nicht nur nahezu ausschließlich für die Bruchstein- und Handquadermauerwerke
verwendet ist, sondern in der romanischen Bauperiode auch als Werkstein (Eckquader
, Triumphbogen, Einfassungen der Fenster im Turm, Turmgesimse). Die
Steingruben lassen sich urkundlich (1406) und in den Flurnamen in unmittelbarer
Nähe der Kirche lokalisieren. Man kann mit der Kirche in Otlingen (um 1410)
vergleichen, wo aber ähnlich vollständige Einsicht nicht möglich ist.

Es bleibt, auf einige Unika zu verweisen. Da sind die vorkarolingischen bis
karolingischen Plattengräber (Steinkisten), in denen jeweils ortsnahes Material in
Platten verwendet ist: Buntsandstein, Muschelkalk, Hauptrogenstein, Kalksandstein
des Meeressandes (dieser in Lörrach). Doch kann man daraus nicht auf
Steingruben schließen.

Ein hübsches Beispiel ist auch der romanische Taufstein aus Höllstein aus
Dinkelberger Kalktuff (Wittmann 1971, S. 30). Auch hier geht der Schluß auf
einen Steinbruch viel zu weit. Vielleicht hat der Tuff-Fels gerade für dieses Stück
ausgereicht. Viel beeindruckender ist die Sachkenntnis des Steinmetzen, der dieses
Vorkommen aufgefunden und genutzt hat.

Urkundlich wird schon 1373 vom Läufelberg bei Fischingen eine Steingrube
genannt. Dabei kann es sich nur um die konkretionären, sehr harten Blöcke innerhalb
der Feinsande der Elsässer Molasse handeln. Wofür sie verarbeitet wurden,
bleibt unbekannt.

Eine nicht nur im Mittelalter, sondern auch später noch geübte Art von „Steingewinnung
" war der Abriß älterer Gebäude. Nicht nur, daß bei Umbauten und
Erweiterungen Werkstücke aus abgetragenen Bauteilen als Spolien wiederverwendet
wurden, es sind auch völlig aufgelassene Gebäude ausgebeutet worden. In
Badenweiler ist dies die römische Badruine. In der Burg haben sich Handquader
aus Hauptrogenstein nachweisen lassen, die man offenbar dem Bad (oder anderen
Gebäuden) entnommen hat, vor allem aber, was viel beweiskräftiger ist, auch viele
Tuffquader, darunter angesägte und einzelne mit noch anhaftenden Resten des
römischen Deckenputzes (Wittmann 1973, 1978).

Genauere Untersuchungen an der Badenweiler Burg ergaben, daß in den verschiedenen
Bauperioden dem Wechsel der Mauertechnik auch ein Wechsel im
Material entspricht. So fallen in den ältesten Bauteilen des Palas Megalithe des
durchkieselten Muschelkalks aus dem Quarzriff auf. Auch die Tuffquader aus dem
römischen Badgebäude häufen sich an der Basis dieser Mauern und nehmen nach
oben hin ab. Der Abbruch des Badgebäudes beginnt also mit dem Bau der Burg.
Gleichzeitig setzt die Verwendung großer, oft völlig unbehauener Megalithe aus
Quarzriffmaterial, aber auch aus tertiärem Konglomerat ein. Man hat also beim
Baubeginn an der Burg keine neuen Steingruben aufgemacht, sondern sich des
römischen Bades als Bruch bedient und zugleich lose Blöcke von Riffmaterial und
Konglomerat verwertet. Erst in den jüngeren Bauteilen überwiegen die unteroli-
gozänen Kalksandsteine, die meist erst in Steingruben freigelegt werden mußten.
Handquader aus Rogenstein aus dem Badgebäude findet man in allen Bauperioden.
Im einzelnen vg. Wittmann 1973.

4 Steingewinnung im 16. bis 18. Jahrhundert

Vom 16. Jahrhundert an werden im Markgräflerland immer mehr Bauernhäuser
als Steinhäuser gebaut, wodurch das Quellenmaterial für unsere Untersuchung
stark anschwillt, da viele dieser Gebäude heute noch vorhanden sind,

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