Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 314
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0108
Rundholz, das mit beiden Enden in die oberen Stollenwände eingekeilt ist, versperrt
so knapp vor der Nische den Zutritt zur Treppe. Auf dem Rundholz befindet
sich ein schwarzes 1,5 cm starkes Brett, das rissig und ausgetrocknet ist. Der
Abbauschutt im Treppenabschnitt scheint aus der Nischenwandung zu stammen.
Er verhindert heute neben dem Grundwasser und starker Rißbildung der Wände
ein Vordringen nach unten und macht weitere Untersuchungen unmöglich. Die
Oberfläche der Stollenwände und Decken weisen Bearbeitungsspuren von eisernen
Geräten, wahrscheinlich von Spitzhacke und Hammer, auf. Die feinen Retuschen
an den Wänden sind sehr schmal und teilweise auch spitz. Sie verlaufen schräg abwärts
von Süden nach Norden und folgen in dieser Richtung der Treppe. Durch
einen kleinen Absatz an der Stollendecke und eine geringe Abweichung der
oben genannten Schlagrichtung der Wandretuschen läßt sich die anschließende
Nische abgrenzen. Unter der Nische blieb der Fels als keilförmiger Vorsprung
stehen. Die Nische endete mit einem fast senkrechten und glatten Wandabschluß.
Stollen wie Nischen bestehen aus dem gleichen weißen, sehr trockenen Kalkgestein
. Dagegen ist der Treppenabgang, bedingt durch Oxydation der im Kalk
vorhandenen Eisensalze und durch die Feuchtigkeit des Grundwassers, gelb- bis
rötlich-braun gefärbt. Auf dem Stollenboden und den Stufen ließen sich keinerlei
Bohnerztonverfärbungen feststellen. Die beiden Hölzer waren die einzigen Funde.
Bohrlöcher für Sprengsätze und irgendwelche Hinweise auf eine neuzeitliche Anlage
fanden sich nicht. Die etwas unterschiedliche Schräge und Richtung der Bearbeitung
von Stollen- und Nischenwandung deuten auf eine Zweiperiodigkeit hin.
Die kleine Nische scheint das Endstadium der Erweiterung gewesen zu sein. Nach
den Angaben des Sprengmeisters könnte man den vermutlichen Eingang zu dieser
Anlage am Südhang des Gewannes „Handehre" sich denken, an einem wohl
natürlichen, jetzt verfüllten Graben in einer noch erkennbaren nach Südwesten
zum Rheintal weisenden Senke. Vermutlich diente der jetzt noch vorhandene
west-östlich orientierte Weg, der mäßig ansteigt und das Gewann Vollenburg von
dem Nachbargewann „Handehretannen" trennt, als ehemaliger Zugangsweg 9).

Die Verwendung von eisernen Werkzeugen beim Bau der Anlage und das
völlige Fehlen von Jaspisknollen und Steinzeitgeräten schließt eine Entstehung in
der Steinzeit aus. Ein unterirdischer Fluchtgang der mittelalterlichen Vollenburg
erscheint wegen des teilweise erfaßten, eher parallel zur Burg verlaufenden Ganges
unwahrscheinlich x).

So bleibt eigentlich nur an mittelalterliche bis neuzeitliche Stollen für die Bohn-
erzförderung zu denken. Der Steinbruch der Zementfabrik zeigt ein Eozänprofil
mit Vorkommen von Gelberde, Bohnerz und Hupper über der oberen Kalkabbauzone
. Roter Bohnerzton füllt auch Schlotten und Trichter im Sequanienkalk.

Eisenerze wurden in dieser Gegend bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts
im Tage- und Stollenbau gefördert. Für Kleinkems läßt sich dieser Zeitpunkt
bis etwa 1852 belegen "). Das Erzrevier Kleinkems gehörte zu einer Anzahl
von Förderstellen im Markgräflerland wie Kandern, Holzen, Tannenkirch, Hertingen
, Liel, Altingen und Auggen, die einst das große Eisenwerk Kandern mit
Roheisen belieferten. Die jährliche Eisenproduktion dieses Werkes belief sich
anfangs des 19. Jahrhunderts auf etwa 12.000 Zentner Roheisen und 2.000 Zentner
Stab- und Kleineisen. In diesen Revieren befanden sich 1847 über 40 Stollen
und Schächte, in denen etwa 200 Bergleute beschäftigt waren. Die geförderten
Erze bestanden teilweise aus schaligem Toneisenstein, dem sogenannten Reinerz
und teils aus Bohnerz, welche etwa 36—40 °/o Eisen enthalten 8). Aus den Bergbauakten
ist für 1826 zu entnehmen, daß das beschränkte Revier Kleinkems schon
größtenteils abgebaut war. Ein Versuchsschacht war damals mit Schwierigkeiten
verbunden und nur der vorhandene Stollen schien noch erfolgversprechend.
Die Förderung, 1826 noch reichlich, nahm später rasch ab. 1846 werden noch zwei
Strecken genannt, von 1852 an fehlen die Förderzahlen in den Jahresberichten.
Das Revier hatte in den letzten Jahren etwa 110 Kubikmeter Roherz geliefert 5).

314


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0108