Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 332
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was hesch gseit: Bisch öbbe 's Riedligers Tochter? Wenn de mi Gotte bisch, so
chumm au zue mer in d'Stube!" Hinter der Brombeerihurst gohts uf verschwiegene
Pfade tief dur d'Felse ii. Hätt 's Fraueli nit e Laternli in der Linke trait, und
's Eveli sorgli am Arm gführt, s hätt der Weg nit gfunde. Jetzt goht e silberni
Tür uf. „O Herr Jesis, wo bini? Frau Gotte, bini im Himmel?" — „Nei doch, du
närrisch Chind. In mim verborgene Stüble bisch, bi diner Gotte. Sitz nieder und
bisch mer Gottwilche! Gell, das sin chosperi Stei an mine glitzrige Wände? Gell,
i ha glatti Tisch: Sie sin vom suferste Marfel. Und do die silberne Platte, und do
die goldene Teller! Chumm iß Hunigschnitte und schöni gwundeni Strübli! Magsch
us dem Chächeli Milch? Magsch Wi im christallene Becher?" „Nei, Frau Gotte,
lieber Milch im Chächeli möchti." — Wones gesse het und trunke, seit em si Gotte:
„Chind, wenn d flißig lehrsch, was 's Müetterli ha will, und chunsch us der Schuel
und gosch zum heilige Nachtmohl, willi der näumis schicke. Zeig wie, was wär der
am liebste? Wärs das Trögli voll Plunder? Wärs do das Rädli zum Spinne?" —
„Bald isch 's Plunder verrisse. Frau Gotte, schenket mer 's Rädli!" — „'s Rädli
will gspunne ha. Nimm lieber 's Trögli voll Plunder! Siehsch die siedeni Chappe
mit goldne Düpfle gsprenklet? Siehschs Halstuech nit mit siebefarbige Streife, und
e neue Rock, und do die gwäßerti Hoorschnuer?" — „Jo, 's isch mer numme z'schön.
Frau Gotte, schenket mer 's Rädli!" „Willsch's, so sollsch's au ha, und chunnts, se
halt mers in Ehre! Wenn de's in Ehre hesch, solls au an Plunder nit fehle, und an
Sege und Glück. I' weiß em verborgeni Chräfte. Sider nimm das Rösli und
trag mer's sorglich im Buse, aß den au öbbis hesch vo diner heimliche Gotte! Los,
verlier mer's nit! Es bringt der Freuden und Gsundheit. Wärsch mer nit so lieb,
i chönnt der jo Silber und Gold geh." — Und jetzt het sie's gchüßt, und wieder
usen in Wald gführt. „Bhüet die Gott und halt di wohl, und grüeß mer die
Muetter!" —

b) Sagen

1. Was die Erdmännlein taten

Die große Tropfsteinhöhle wurde vor Zeiten von Erdmännlein und Erdiveiblein
bewohnt und heißt daher Erdmannshöhle. Diese Leute waren sehr klein und
hübsch und standen mit den Haslern in freundschaftlichem Verkehr. Den Bösen
gaben sie heilsame Ermahnungen, den Guten halfen sie bei den Haus- und Feldgeschäften
, die dadurch aufs beste gediehen. Manchmal nahmen sie aber auch den
Arbeitern auf dem Felde Brot und Kuchen weg und legten dafür Steine aus ihrer
Höhle hin, welche ganz das Aussehen dieser Gebäcke hatten. Als einst in dem
Tälchen Wehr ein Erdmännlein von einigen Leuten überrascht wurde, rief ihm ein
anderer angelegentlich zu: „Sag nur nicht, wozu das Haberbrot und der kleine
Kostets gut ist."

Die Erdmännlein und Erdiveiblein kamen nicht allein nach Hasel, sondern auch
in andere Orte der Umgegend, wo sie den frommen Leuten halfen. Die Erdiveiblein
brachten den Leuten von ihren frisch gebackenen Kuchen, wiegten den Säugling
, wenn die Mutter im Walde dürre Reise sammelte, in Schlummer, sie löschten
den glimmenden Funken, ehe er des Armen Strohdach erfaßte und legten dem
halbschlummernden Kranken labende Speise auf die Decke seines Bettes. Auch
halfen sie und die Erdmännlein Hanf schleißen, das Vieh pflegen, welches dabei
vorzüglich gedieh, die Frucht schneiden und in Garben binden. Hierbei sprang einmal
einem Männlein ein Knebel so heftig auf den Kopf, daß es ein klägliches
Geschrei erhob. Auf dieses liefen alle Erdleute aus der Nähe herbei und fragten,
was geschehen sei; aber als sie es erfuhren, gingen sie mit den Worten: „Selber tan,
selber tan" wieder auseinander. Bei Hausen hatten sie eine kleine Höhle, die das
Erdmännleinsloch hieß und in die dortige Hammerschmiede kamen oft nachts solche
Männlein und arbeiteten wacker mit.

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