Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 338
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0132
Auch Michaels Nachfolger, Heinrich III, scheint von Prag gekommen zu sein.
Der figürliche Schmuck, vor allem zwei Frauenfiguren und erstmalig häufig auftretende
Steinmetzzeichen bezeugen den engen Zusammenhang mit der Meißelkunst
der Prager Bauschule. In der hockenden Männergestalt gegenüber der
Kanzel im Laubwerk seiner Konsole darf man wohl das Bildnis Heinrichs erkennen
.

Am Münster in Ulm bauten die Parier das Langhaus bis zum achten Joch,
ferner den Chor nebst den Chortürmen, Die Namen der drei Baumeister nennt
eine Kirchenpflegerabrechnung vom 17. April 1387:

„Und daß wir geben haben von Maister Hainrichs wegen, unsers Werkmanns
seligen wegen, von Maister Michaels wegen und Maister Hainrichs wegen, der nu
bestellt ist worden zu dem Werk."

Eine 198 x 90 x 35 cm große Kalksteinplatte mit dem Parierkreuz und Parierwappen
fand man im Jahre 1898 unter dem Münsterboden. Die obere Hälfte des
Kreuzes teilt sich in seinem unteren langen Balken zu einem Spitzbogen. Dieser
umschließt innerhalb des schräg gelagerten Wappenfeldes das Steinmetzzeichen
der Parier, den gebrochenen Winkelhaken. Zu beiden Seiten des Kreuzes ist je eine
Spitzfleche eingemeißelt, das Werkzeug zum Glätten der Steinoberfläche. Das
Parierwappen erscheint noch zwei Mal an den Seitenflächen der Platte.

Von Gmünd und Ulm aus nahm der schwäbische Parierstil seinen Einzug in
Bayern und im Elsaß, in der Schweiz und in Italien. Das Wappen mit dem Winkelhaken
an den Domen in Augsburg, Regensburg und Köln — hier an einer
Konsole — beweist aufs deutlichste, daß Parier als leitende Architekten auch an
diesen Großbauten tätig waren. Den Höhepunkt ihrer Berufslaufbahn erreichten
die bereits genannten Junker von Prag Heinrich III und Wenzel mit ihrer Berufung
zum Dombaumeister in Mailand. Der Stammbaum der ältesten Parierbaumeister
.

Für die Literaturhinweise sei Herrn Dr. Rieber, Ulm, für die Fotografie des
Parierkreuzes dem dortigen Münsterbauamt bestens gedankt.

IV. Johannes Parier aus Gmünd, Leiter der Bauhütte zu U. Ib. Frauen
in FreiburglBr. (1354—1380)

Als der noch junge Meister aus Schwäbisch Gmünd seinen ehrenvollen Posten in
Freiburg antrat, waren an der um das Jahr 1200 gegründeten Pfarrkirche das alt
Chörlin, das Querhaus mit den aufgestockten Giebeln, die Hahnentürme, das
Langhaus mit seiner reich geschmückten Vorhalle sowie die Westfassade mit dem
113,4 m hohen Turm in nahezu kathedralen Ausmaßen fertiggestellt. Galt schon
der Turmhelm als eines der berühmtesten Bauwerke seiner Zeit, so fand sich
bis Ende des 14. Jahrhunderts weder in Deutschland noch in Frankreich eine
Pfarrkirche in solchen Ausmaßen. Zahlreiche Kapellen, prächtige Glasfenster
nebst farbenfrohen Wappenbildern verstärkten den Gesamteindruck. Recht bescheiden
jedoch wirkte der Chor. Daher beschloß der Rat der durch den frühen
Bergbau wohlhabend gewordenen Dreisamstadt, diesen durch einen Neubau zu
ersetzen.

Nach der Inschrift am nördlichen Chorportal 6) beging man die Feier der
Grundsteinlegung am 24. März 1354. Kaum hatte man mit dem Aushub der
Grundmauern begonnen, übernahm Meister Johannes auch die Leitung der Münsterbauhütte
in Basel, wohin ihn der Rat der aufblühenden Stadt am Rheinknie
berief, zur Renovierung des durch das große Erdbeben zerstörten Münsterchores.
Wie der Inhalt des Werkbriefes vom 8. Januar 1359 7) erkennen läßt, war man in
Freiburg mit dem 'Diner und Werkmeister des nuwen chores' zufrieden. Immer
mehr wuchs dieser zu einem in seiner Architektur nur in Schwäbisch Gmünd bekannten
Bauwerk heran. In seiner Höhe kam er über das Mittelschiff hinaus. In
seiner Breite stimmte er mit dem Gesamtmaß der drei Schiffe überein. Ebenso

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