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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 339
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0133
übereinstimmend mit je 113,4 m sind die Maße für die Länge des Münsters und
für die Höhe des Turmes (ohne Kreuzblume).

Der Innenchor, der Raum für den Priester, hat die Breite des Mittelschiffes
bei 27,35 m Höhe. An ihn reiht sich nach drei Seiten hin ein Kranz von 13 fünfeckigen
Kapellen. An der Südflanke beginnen sie bei der zweistöckigen Sakristei,
am Nordausgang bei der Alexanderkapelle. Im Osten endet der Innenchor mit
den drei Seiten des Achtecks. 'Der ganze Raum ist mit Licht durchflutet. Wenn
man aus dem feierlichen Dämmer des Langhauses in den Chor hinaufsteigt, mit
seinen glatten Flächen, der gemusterten Netzdecke, der klaren Stockwerksgliederung
und dem weißen Licht, so wird einem das Neuzeitliche dieses bedeutenden
Raumes bewußt.' (E. Adam)

Bei ihrer Arbeit, zumal am Choräußeren, hatten die Bildhauer Gelegenheit,
ihr fachliches Können zu zeigen. 'Mit einer Daseinsfreude, als ob die Welt neu
gewonnen werden müßte, gingen die Gesellen an ihr Werk. Man braucht nur zu
vergleichen, wie aus einer derben Maske mit Knebelbart in Schwäbisch Gmünd ein
haar- und bartumloderter Steinmetzenkopf in Freiburg wird.' (K. Gerstenberg)
Die kleinen Meisterbüsten am nördlichen Hahnenturm unter den ersten Krabben,
eine mit Barett, zwei mit modischer Kopfbedeckung, die übrigen ohne Kopfbedeckung
, werden Meister Johannes zugeschrieben. Sie stellen kunstgerechte Arbeit
dar und zeigen, wie das Choräußere mit seinen gesucht gekünstelten Skulpturen
auf den dreigegliederten Strebepfeilern und dem oft gebrochenen Maßwerk an
den Fenstern eindeutig die Hinwendung zur Spätgotik an.

Echte Parlerplastik mit ihren etwas plumpen Gestalten, ihren rundlichen Köpfen
, drastischen Gebärden und lustigen Bewegungen verraten die Bildnisse an den
beiden Zugängen zum Chor. In der Bogenlaibung des Nordportals ist das
Schöpfungsgeschehen — Himmel und Erde, die Sternen-, Tier- und Pflanzenwelt,
die Erschaffung der ersten Menschen — im Tympanon der Sündenfall dargestellt.
Die Erlösung der sündigen Menschheit durch den Opfertod Jesu — Gefangennahme
, Verhör durch Pilatus, die Kreuzigung — bringen die Figuren der Innenseite
dem Beschauer auf eindringliche Weise nahe.

Die Apostelgestalten am Südportal in ländlich-bäuerlicher Tracht erinnern
daran, daß die Dargestellten vor ihrer Berufung einfache Handwerker und
Fischer gewesen sind. Christus, ihr Meister, erscheint in eindrucksvoller Gestalt.
Neben dem Südeingang, unter hohen Tabernakeln, halten Christopherus und
Maria das Christuskind. Liebevoll streichelt es das Kinn seiner Mutter.

Durch Stiftungen insbesondere von der Bürgerschaft, auch vom Klerus und
Adel, wurde das in bezug auf Geldmittel anspruchsvolle Bauunternehmen opferbereit
gefördert. Jedoch der auf seinem Höhepunkt angelangte alte Streit der
Stadt mit ihrem Schutzherrn, dem Grafen Egeno von Freiburg, vor allem dessen
Abfindung in Höhe von 15 000,— Mark Silber und 25 000,— Goldgulden für
Burg und Herrschaft Badenweiler, vielleicht auch der Wechsel unter die neue
Schutzmacht Habsburg waren die Ursache, daß im Jahre 1380 die Arbeiten am
Chorneubau eingestellt werden mußten.

Fertiggestellt wurde das Chorhochgewölbe nach den von Johannes Parier
hinterlassenen Plänen vom Baumeister Hans Niesenberger aus Graz in den
Jahren 1471 bis 1491. — Von Hans Baidung stammt der herrliche Hochaltar,
eines der großen Meisterwerke des frühen 16. Jahrhunderts (1512/16).

V. Johannes Parier, Leiter der Münsterbauhütte in Basel (1357—1363)

Die Arbeiten an der Westfassade des Liebfrauenmünsters in Basel gingen gerade
ihrem Ende entgegen, als das große Erdbeben vom 18. Oktober 1356 den ganzen
Oberbau des Gotteshauses, insbesondere die oberen Geschosse des dem nahen
Rheinstrom zugewandten Chors zum Einsturz brachte. Ein Großbrand legte in

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