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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 353
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0147
Die historische Bedeutung vieler dem Gast dienender Häuser in unserer engeren
Heimat ist schon aus den alten Wirtshausschildern, Zeugnissen der Schmiedekunst
früherer Jahrhunderte, erkennbar, daneben aber auch an den immer wiederkehrenden
gleichen Namen der Gastbetriebe. Viele finden wir schon erwähnt in
der oberrheinischen Literatur der Biedermeierzeit und vor allen Dingen in den
Dichtungen Johann Peter Hebels, der als Junggeselle gerne am runden Holztisch
einer Weinstube saß und ein Viertele pfetzte, der aber zugleich auch in der
Maske des Rheinischen Hausfreundes das Milieu und die Gemüthaftigkeit von
heimischen Wirtsstuben, existenten und erfundenen, aufblendete. In seinen Kalendergeschichten
und Gedichten, hochdeutschen und mundartlichen, spielen jene
Gasthäuser eine Rolle, in denen er mit seinen alemannischen Freunden die Abende
verbrachte. So wird bei einem Streifzug durch markgräfler Gasthäuser immer
auch der Geist Hebels lebendig, und wir glauben, ihn, der manche Laudatio und
manchen Sinnspruch über Stätten der Rast, der Gaumenlust und der Weinseligkeit
hinterlassen hat, persönlich anzutreffen. Das Wort des größten alemannischen
Poeten hat dem Nimbus manchen markgräfler Gasthauses Dauer verliehen, vor
allem natürlich der „Post" in „Müllem", die aber gerade ihr historisches Gewand
weitgehend abgelegt hat, doch immer noch ihren alten Platz bewahrt.

Unser nachfolgender Rundgang durch historische Gaststätten, der die Route von
Nord nach Süd, vom Batzenberg bis an die Baseler Grenze einschlägt, beansprucht
keine Vollständigkeit. Häuser, die schon in früheren Ausgaben des „Markgräfler-
landes" behandelt worden sind, werden hier ausgespart oder nur am Rande erwähnt
. Auch kehren wir in Wort und Bild nur in solchen Herbergen ein, die neben
ihrer historischen Überlieferung auch noch ein mehr oder weniger geschichtliches
Gepräge in Architektur und Hausrat bewahren konnten. Ein gastronomisches
Urteil verbindet sich damit nicht. Ein Gang durch markgräfler Wirtchaften erwärmt
nicht nur Magen und Seele, sondern bietet zugleich auch eine Wanderung
durch Bereiche der Geschichte, der Volkskunde und der Kunst.

Vom Batzenberg nach Staufen

Kirchhofen am Fuß des weinträchtigen Batzenbergs, das in sein Kirchspiel auch
Ehrenstetten und Ambringen einschließt, gehörte ursprünglich zu Vorderösterreich
, doch ordnet man es heute jenem Gebiet zu, das nicht von einstiger politischer
Zugehörigkeit, sondern von der Ausdehnung seiner Weinkulturen den Namen
hat, eben dem Markgräflerland. Der Feldhauptmann Lazarus von Schwendi hat
am Orte ein Renaissance-Schloß hinterlassen, und auf dem erhöhten Podest eines
steinumgürteten Platzes erhebt sich die teilweise noch gotische Kirche, deren
barocke Turmzwiebel das weithin sichtbare Wahrzeichen Kirchhofens ist. In unmittelbarer
Nähe des Kirchplatzes liegt die schon am Wirtshausschild erkenntliche
„Krone", deren Geschichte bis in die Zeit vor dem 30jährigen Krieg zurückgeht.
Während der Kriegswirren brannte das Gebäude ab, worauf Dominik Low 1747
das wiederaufgebaute Gasthaus in Betrieb nahm. Jahrhundertelang blieb die
„Krone" im Besitz der Familie Low; 1968 starb die letzte dieses Namens. Ihr
Neffe Karl Kiefer hatte bereits 1948 die Leitung des Hauses übernommen. Heute
bewirtschaftet dessen Sohn Werner den Betrieb. Vor und nach dem letzten Krieg
war die „Krone" beliebtes Ziel von Studenten aus Freiburg und Straßburg. Die
230 Jahre alte Gaststube konnte ihr historisches Gesicht bewahren. Neben der
alten Kunst, einem Spinnrad und einer Uhr aus dem 18. Jahrhundert, sei vor
allem auf die gut erhaltenen Zunftzeichen mit den Enblemen der einzelnen Handwerke
hingewiesen; sie stellen eine kulturgeschichtliche Rarität dar und verleihen
dem behaglichen Raum das Flair der Vergangenheit.

Vom Hang des Batzenbergs aus fällt der Blick auf den Kegel des Staufener
Schloßbergs mit seiner Burgruine am Rande des Schwarzwalds. Am Berghang
wächst ein weithin berühmter Wein, und das Städtchen am Fuß der malerischen

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