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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 358
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0152
Bildern und originalem Hausrat ausgestattet. Der gegenwärtige Inhaber Hansjörg
Fuchs legt großen Wert auf die Bewahrung der Tradition. Das Haus besitzt eine
eigene Backstube und bietet als Spezialität Kalbsleberli mit Bureprägel [Bratkartoffeln
; Die Red.] an. Den Hauch der Vergangenheit vermittelt auch der kleine
Innenhof mit seiner Holzstiege und zahlreichem überkommenem Gerät, so einem
alten Butterfaß.

Wörtlich wiedergegeben sei eine wertvolle Urkunde, deren Text man im Wirtsraum
lesen kann: „Abt Augustinus vom Kloster Sankt Trudpert im Schwarzwald
verleiht dem Michel Wysler das Wirtschaftsrecht auf dem Haus im Spielweg. Sein
Haus soll allein im oberen Münstertal das Gemeinde-Wirtshaus und Stube sein,
darinnen alle Hochzeiten, Kirchweihen, Fastnacht, Neujahrsfeiern und alle sonstigen
öffentlichen Veranstaltungen abgehalten werden müssen. Er hat Wirtschaft
und Stube stets sauber, bequem und im Winter eingeheizt zu halten. Auch was
sonst von Gemeind wegen zu verrichten, zu handeln und zu thun vorfallen
möchte, soll im Spielweg gehalten und gezöhrt werden. Dieses Recht soll für
ewige Zeiten bestehen. Dafür müssen jährlich drei Gulden an den Abt vom
Kloster Sankt Trudpert gezahlt werden. Dessen zur wahren Urkund haben diesen
Brief eigenhändig unterschrieben Abt Augustinus und Prior Benediktus Mohr am
2. Decembris 1705."

Von Sulzburg nach Badenweiler

Sulzburg, die ehemalige Zähringer-Residenz, besitzt in Sankt Cyriak ein Kleinod
der Romanik, daneben aber auch einen Markt von historischem Zuschnitt,
durch den man durch ein guterhaltenes Stadttor gelangt. An diesem Platz liegt,
schräg gegenüber der Stadtkirche das von Paul Höf erlin geführte Gasthaus „Zum
Hirschen" mit seiner doppelläufigen Treppe. 1830 war in dem Gebäude ein
Bäckereibetrieb lizenziert, 1850 eine Stube für „Gastwirtsgeselligkeit". In dem
niederen, gemütlichen Raum mit Kachelofen und Stammtischplatz hängen mark-
gräfler Landschaftsbilder von Kibiger. Emil Bader, der verdienstvolle Lahrer
Schulmann, der in vielen badischen Gasthäusern Gedenkstuben an berühmte
Söhne der jeweiligen Ortschaften eingerichtet hat, bereicherte den „Hirschen" um
die Ernst-Leitz-Stube. Der Begründer der weltbekannten Optik-Firma in Wetzlar
(1843 bis 1920) war geborener Sulzburger. Sein Vater Ernst August Leitz aus
Pforzheim hatte 1838 die Bäckerstochter Christina Elisabeth Doebelin geheiratet,
als er in Sulzburg die Reallehrer-Stelle bekleidete. Die Mutter des Firmengründers
ist in der Leitzstube in Markgräfler Tracht abgebildet, daneben sieht man die
Wiedergabe eines Stiches von M. Merian d. J., der Sulzburg im Jahre 1663 zeigt,
und auf dem Mauerring und Zähringerschloß noch zu erkennnen sind. Das Bild
eines Bergmanns neben einem Engel stellt die Reminiszenz an jene Zeiten dar, als
man im Sulzburger Tal noch Silber geschürft hat.

Im Gegensatz zur evangelischen Markgrafschaft war das vor den Rebbergen
gelegene Heitersheim als Sitz des deutschen Priors des Johanniterordens katholisches
Herrschaftsgebiet. Die Ordenstradition wird noch gepflegt; im Juni 1977
beging man die 1200-Jahr-Feier. Reste des Ordensschlosses stehen noch, an vielen
Häusern prangt das achteckige Johanniter-Kreuz und eines der Gasthäuser trägt
den Ordensnamen, freilich ohne Erinnerungsstücke. Über dem Eingang der
„Krone" ist das Wappen des Hauses aus dem Jahre 1778 in den Türsturz gemeißelt
; das Haus ist mit seinem Namen bereits 1618 belegt. 1821 war hier
Tagungsort der Metzger-, Seifensieder- und Küferzunft, die anderen Zünfte tagten
im „Kreuz" und im „Schiff".

Am augenfälligsten erlebt man Gaststätten-Tradition in Heitersheim im „Ochsen
", den man weit über die Johanniterstadt hinaus kennt, was aus den Gästebuch
-Eintragungen zu erkennen ist. Neben dem Namen des Ministerpräsidenten
Dr. Filbinger liest man den der Filmschauspielerin Hannelore Schroth, des einsti-

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