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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 361
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0155
Sinne „aufgerückt" zum heutigen höhergelegenen Platz. Man etablierte den Gasthof
in der ehemaligen Facklerschen Brauerei, wo laut Chronik „ein sehr gutes,
reines und gesundes Bier" gebraut wurde. Die Brauerei war 1835 in einem Gebäude
begründet worden, das schon sehr viel ältere Zeiten gesehen hat, denn bei
einer Dachreparatur fand sich ein Ziegel mit der Jahreszahl 1784, während am
Nordgiebel sogar die Zahl 1774 zu lesen war. Außerdem entdeckte man eine
altertümliche Kopffigur, die Darstellung eines „wilden Mannes". Der erste Wirt
der umgezogenen „Sonne" gehörte der markgräfler Sippe Eckerlin an, doch ging
der renommierte Gasthof dann in den Besitz anderer Familien über, Reinhardt
und Fischer, auch fanden umfängliche Ausbauten und Erweiterungen statt. Der
gegenwärtige Hausherr Fritz Fischer hat für einen der Räume einen weißblauen
Kachelofen aus dem 18. Jahrhundert erworben; in einem anderen wurde das
Portalgewände eines Ruinentraktes der Badenweiler Burg einmontiert.

Die Räume der „Sonne" sind gekennzeichnet von Behaglichkeit und Tradition.
Im größten Raum schaffen Fachwerkbalken ländliches Milieu. Neuere Glasfenster
geben eine Rokokogesellschaft wieder. Über der Tür hängt ein Barockspiegel, eingefaßt
in goldene Sonnenstrahlen. Aus der Zeit des Biedermeier sieht man zwei
Symbolbilder; auf dem „Sinnbild des Christen" hängen Tugenden, auf dem „Sinnbild
des natürlichen Menschen" Untugenden an einem Baum. Historische Veduten
und kolorierte Trachtenbilder ergänzen die Ausstattung. Über einige Stufen gelangen
wir in das ganz in rot gehaltene Burestübli, an dessen Wänden „Costumes
de la Foret-Noire" (Schwarzwälder Trachtenbilder) zu sehen sind. In einem weiteren
Raum mit Kreuzgewölbe hängt ein originaler Dreschflegel. Barock nachempfunden
, begrüßt am Außengemäuer eine stattliche Sonne die Gäste, am
Kellereingang ist ein Holzfaß eingelassen und in das Mauerwerk eine alte gußeiserne
Herdplatte mit ländlichen Darstellungen der Caritas eingefügt; sie trägt
die Verse:

„Das öhl gar reichlich sich vermehrt,
Der Sohn vom Todt zum Leben kehrt.
Im Todt sich Gottes Gut beweist,
Mit wenig Brodt viel Menschen speist."

Südliches Rebland

Im Bannkreis Badenweilers liegen zahlreiche pittoreske Weindörfer des südlichen
markgräfler Reblandes, die sich durch historische Gasthäuser auszeichnen.
Manfred Rüdlin ist der Wirt des Landgasthofs „Schwanen" im nahen Lipburg.
Der Name Rüdlin ist mit dem bekannten „Rüth" aus Schillers „Teil" identisch;
das Wort besagt soviel wie „Waldausschnitt". Die Rüdlins, die zwei Sterne im
Wappen führen (es hängt im Nebenzimmer des „Schwanen"), kamen demnach
auch aus der Schweiz und übernahmen 1869 das bereits 1791 als Bauernanwesen
begründete Haus; dessen heute noch stehende Scheune aus dem Jahre 1811 stammt.
In der Anfangszeit verfügte man nur über 1 Fremdenzimmer, jetzt sind es deren
30. Einer aus der Wirtsfamilie, Otto Leo Ferdinand Rüdlin, hat in Preußen
Karriere gemacht, wo er zum Kaiserlichen Wirklichen Geheimrat und Staatssekretär
des Reichspostamtes sowie zum Ritter vieler hoher Orden aufgestiegen
ist. Er wurde mit „Exzellenz" angeredet.

Auch der Lipburger „Schwanen" nennt eine Prominentenstube sein eigen, in
diesem Falle ist sie dem Schriftsteller Rene Schickele, Mittler zwischen dem Alemannenland
und Frankreich, gewidmet, der auf dem Lipburger Friedhof begraben
liegt. Bilder halten Biographisches fest: ein Foto von Meidners Portträtzeichnung
Schickeles aus dem Jahre 1912, Fotos der Freunde Kasimir Edschmid, Franz
Schneller und Anette Kolb sowie eine Aufnahme, die Emil Bader mit Schickeies
Witwe anläßlich der Stuben-Eröffnung 1966 zeigt. Im Nebenraum steht noch
ein alter Ofen, hängt eine Uhr aus dem Jahre 1806.

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