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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 388
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0182
„Nie wird der Gott der Dichter den verlassen,
der immer neu die heiige Flamme schürt,
und auch auf Rußlands mörderischen Straßen
sein Heiligtum, die Leier, mit sich führt.

Schon vielen Sängern aus der Hand genommen
hat der Soldatentod das Saitenspiel,
doch sind auch viele wieder heimgekommen.
Bei denen bin ich, weils das Schicksal will.

Ich weiß, mein Werk, es wird vollendet werden,
mein Glaub daran, er ist so fest wie Stahl.
Mein Vaterland, mein schönstes Land auf Erden,
ich grüße dich, wir sehn uns noch einmal!

Die Schulzeit

Noch lebende Schulkameraden Philipp Würgers erinnern sich, daß er ein
sonderbarer Mitschüler war. Oft stand er allein auf dem Schulhof, den Spielen
der andern fern. Den weiten Schulweg nach Kühlenbronn legte er meist ohne
Gespräch mit einem andern zurück. Sein Bruder Friedrich ging hinter ihm her.
Seiner Aufsätze wegen wurde er beneidet. Er schrieb fast stets Einser. Im 6. Schuljahr
beschreibt er seinen Lebenslauf: „Am 30. November 1908 erblickte ich das
Licht der Welt . . . Zur Freude meiner Eltern wuchs ich rasch heran und erhielt
in meinem Bruder einen treuen Gespielen meiner Kindheit. Als ich das 7. Lebensjahr
erreicht hatte, besuchte ich die Volksschule in Wies. Unvergeßlich steht mir
jene Zeit in der Seele geschrieben, in die die welterschütternden Ereignisse des
verheerenden Weltkrieges fielen. Nun waren die Tage vorbei, in denen ich mich
in meinem Heimatdörflein mit meinen Spielkameraden an den schattigen Hängen
tummeln durfte. Jeden Tag mußte ich den Schulweg bei Sturm und Schneewehen,
bei Regen und Sonnenschein zurücklegen ... Im 12. Lebensjahr verlor ich, durch
eine tückische Krankheit dahingerafft, meinen treu sorgenden Vater. Nach diesem
harten Schlage mußte ich nun zur Unterstützung meiner Großeltern mithelfen in
der Landwirtschaft. Aber trotz der unglücklichen Ereignisse, des harten Schicksals,
der tiefen Not unseres Vaterlandes, der unwirtlichen Lage meines Heimatdörfleins
würde ich meine von Tannen umrauschte . . . trauliche Heimat nicht hergeben
um allen Reichtum." Wie dieser Schulaufsatz in ein Bekenntnis zur Schwarzwaldheimat
ausmündet, so klingt Würgers gesamtes Schaffen und Dichten wie ein
Lied auf seine Heimat. Der erste Weltkrieg, der frühe Tod des Vaters, die Not der
Landwirtschaft im hochgelegenen Bergtal, bewegen die Seele des Dichters.

Als Schüler übt er sich noch. Fast ohne Rechtschreibefehler verfaßt er einen
Brief an das Christkind. 1920 wünscht sich der Knabe aus Kühlenbronn nur
Zuckerbrot und warme Kleider und gute Schuhe, auch, daß das Christkind andern
armen Kindern etwas bringen möge. Die Not der gefiederten Sänger zur Winterszeit
im Wald ist ein anderes Aufsatzthema.

Die Aufsatzhefte des 7. und 8. Schuljahrs fanden sich vollständig vor. Das
Setzen der Kartoffeln, die letzte Sonnenfinsternis, die Schulbesichtigung durch den
Bezirksarzt bilden die Themen. Einen alten Brauch, der im Köhlgartenwiesental
heute noch geübt wird, schildert der Aufsatz: S' Ufertbrütli. Kinder gehen am
Himmelfahrtstag singend von Haus zu Haus. Sie betteln Eier zusammen und
schlagen dann ihre Gaben in die Pfanne. Den Eierkuchen lassen sie sich schmecken.
Auch dieser Aufsatz, wie alle andern, ist hochdeutsch verfaßt. Philipp war* darin
Meister. Den älteren Schülern stellte der Lehrer auch geschichtliche Themen: Die
Befreiungskriege, Friedrich II. als Regent, Christoph Kolumbus oder Andreas
Hofer beschäftigten die Schüler. Wenn aber Philipp ein Aufsatzthema selber
wählen kann, entscheidet er sich für Themen wie „Der Kampf in der Natur"

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