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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 390
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0184
Als „Franzesko Pizarro, Kleinwiesental" veröffentlidit er diesen Vers. Die
Monate seiner ersten Veröffentlichungen waren kurz und schwer. Philipp erlebt
Jahre voll „Sturm und Drang".

Notvolle Jugendjahre

Das Leben Philipp Würgers zog sich nach der Schulentlassung in den gewohnten
Bahnen eines Bauern und Taglöhners zu Kühlenbronn dahin. Was aber im Innern
des jungen Mannes vor sich ging, mögen kaum seine Arbeitskollegen geahnt haben.
Die Arbeit als Holzfäller war damals hart. Die große Schwarzwaldsäge wurde
noch mit der Hand gezogen. Die Axt fällte den Baum. Mancher Unglücksfall,
selbst Todesfall im Wald erinnerte die Öffentlichkeit an die Schwere und Gefahr
des Holzhauerberufs. Neben der Taglöhnerarbeit im Wald hatte Philipp in der
Landwirtschaft seiner Großeltern mitzuhelfen. Der Vater war tot. Die Mutter
war auf die kräftigen Arme ihrer Jungen angewiesen. So hatte sie wohl zeitweise
wenig Verständnis dafür, daß Philipp seine kostbare Zeit mit Dichten verschwendet
. Später hat sich das geändert. Doch mag sie manchmal um Philipps
klare Sinne in Sorge gewesen sein. Damals dichtete er zuweilen nachts, auf der
Kellertreppe sitzend beim Schein einer Kerze. Und dann im Mai 1926 schrieb er an
die Lokalzeitung „Die Heimat" in Schopfheim (Schriftleiter Max Bräunlin): „Werter
Verlag! Anbei übersende ich Ihnen eine Auswahl meiner Dichtungen und
wollte anfragen, ob Sie vielleicht in der „Heimat" Verwendung dafür finden
könnten." Fast zaghaft beginnt das Schreiben, aber Leidenschaft spricht aus den
folgenden Sätzen. Es habe ihn eine Überwindung gekostet, seine Werke anzubieten
. Er spricht von bitteren Enttäuschungen, die er erlebt habe. Die „Deutsche
Verlagsanstalt in Stuttgart" hatte seine „Neuesten Gedichte" zwar anerkannt, aber
zurückgesandt. Auch das „Markgräfler Tagblatt" in Schopfheim hat seinen Dichterstolz
gedämpft. Der noch nicht 18jährige bekennt: „Ich war ein Baum voll
Blüten, der Blitz hat ihn zerschlagen . . ." Nun will er in der „Heimat" seine
Dichtungen unter dem Namen Franzesko Pizarro veröffentlichen. Der Stolz und
die unbeugsame Entschlossenheit dieses spanischen Eroberers sollten ihm Vorbild
sein. „Ich kämpfe allein für Ruhm und Ehre", schreibt er in einem anderen Brief
an die „Heimat". Als er offenbar nach seinen Honorarforderungen gefragt wird,
antwortet er stolz: „Natürlich kann von kleinlichem Trachten nach schnödem
Gelde meinerseits keine Rede sein!"

Der Verlag bat Philipp Würger, für die Gemeinde Wies die Lokalberichterstattung
zu übernehmen. Er lehnte das nicht grundsätzlich ab, wies aber darauf
hin, daß er am äußersten Ende des Gemeindegebiets einsam lebe und über viele
Vorkommnisse nicht unterrichtet sei. Zu Festtagen wolle er gern etwas schreiben.
Ob es dazu gekommen ist? Wohl kaum. Der Schriftleiter Max Bräunlin in Schopfheim
ging auf den dichterischen Heißsporn ein. Er veröffentlichte wöchentlich ein
Gedicht von Fr. Pizarro, Kleinwiesental. „Abendandacht", „Heimat", „Erika",
waren diese Gedichte betitelt. Oder auch „Der junge Hirte", „In stiller Nacht",
„Das Ährenfeld" und „Ihm nach!" Mit diesem letztgenannten Gedicht besingt er
einen Eichenbaum und seine Kraft. Er beschließt dieses Gedicht: „Lieber Gott,
der alles schafft, wollst in mir erwecken, unbeugsame Willenskraft wie in diesem
Recken. Selbst der Tod sei nicht gescheut, geht's durch ihn zur Ewigkeit." Als die
12 Gedichte gedruckt vorlagen, steigert sich Philipps Selbstbewußtsein zur Überheblichkeit
. Einen Brief unterschreibt er: „Der Ehrgeiz bringt mich um!" Dann
wieder tadelt er den Schriftleiter, daß er auch ältere Gedichte veröffentlicht habe,
die er als Schüler verfaßt, da „dieselben veraltet sind und meinen Ruhm beeinträchtigen
". Diese Schulgedichte fordert er zurück. „Ich will nicht durch Kinder-
geschwätz meine Karriere verpfuschen!". Zur Erfüllung besonderer Druckerwünsche
bietet er 20 RM extra. Ja, er denkt und bittet den Schriftleiter Max
Bräunlin darum, eine Wochenzeitschrift herauszugeben, die den Titel „Der Falke

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