http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0187
Philipp Würger
der Sänger seiner Heimat
30er Jahre wie Blumen im Mai seine Gedichte erwuchsen. Zu gesammeltem Dichten
kam er meist winters. Im arbeitsreichen Sommer hatte er wenig Zeit.
„Doch hat man Zeit, so stimmt man seine Leier;
manchmal ergibt sich das auch in der Nacht;
ein kleines Lied hat mich schon manchmal freier
und mir den Werkeltag zum Fest gemacht.
Ich habe oft mit seinem hellen Klingen
ein böses Loch im Leben zugestopft;
ich habe oft, als wie mit einem Ringe
damit ans Paradiesestor geklopft.
Und sollte es vielleicht noch jemand geben,
dem so ein Lied den Werkeltag verschönt;
dann ist nicht gänzlich ohne Zweck das Leben,
dann hat die Leier nicht umsonst getönt."
Als er das niederschrieb, hatten noch ganz wenige Menschen eine Ahnung von
seinem Dichten und Schreiben. Er war in jenen Jahren noch zurückhaltender als
sonst. Die Begeisterung des aufkommenden Nationalsozialismus ließ ihn kalt.
Die Natur um ihn, was er da sah und erlebte, das bewegte ihn.
„Die weißen Wälder träumen vom Winter viel zu lang.
In meines Garten Bäumen löst sich ein weher Klang
von den verschneiten Zweigen: Das macht des Vögleins Schmerz,
der Lenz will sich nicht zeigen, das bricht ihm fast das Herz . .
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