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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 394
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0188
Dem Frühling singt er begeistert entgegen:

„Der Schnee schmilzt in den Bergen;
der Bach geht weiß zu Tal.
Aufstehn aus weißen Särgen
nun Feld und Wald zumal . .

Nun besingt er das Erwachen der Natur, er beobachtet Dotterblumen und
Haselsträuche, Vogelchöre und den Zug der wilden Taube. Das Leben des Landmannes
damals, seine Arbeit beim Pflügen oder Heumachen, aber auch seinen
Feierabend besingt der Dichter. Als markantestes Gedicht entsteht in jenen Jahren
das „Lied der Holzhauer":

„Wir sind ihm treu ergeben zu jeder Jahreszeit
wir haben unser Leben dem grünen Wald geweiht!"

Der Gedanke an den Tod liegt dem Dichter, der seinen Vater als Knabe verloren
hat, nahe. Das kommt in diesem, wie in manchem anderen Gedicht zum
Ausdruck.

„Jedem rauschen die Wälder einmal sein letztes Lied,
nur daß es manchmal bälder manchmal später geschieht.
Dann bitten wir euch, Brüder, brecht uns ein Zweiglein ab
im Wald und legt es nieder auf des Waldhauers Grab."

Das Lied der Holzhauer wurde am 1. Mai 1934 bei einem Gottesdienst zum
„Tag der Arbeit" in der Kirche zu Wies von Schülern vorgetragen. „Dadurch
wurde seine Ehre wiederhergestellt" schrieb später Philipps Mutter dem Pfarrer,
der damals ganz langsam des Dichters Vertrauen und Freundschaft gewann. Dieser
vermittelte dann auch ein erstes Zusammentreffen mit Hermann Burte. War
Burte doch ein Vetter von Frau Würger, einer geborenen Schöpflin aus Maulburg.
„Ich halte viel von Ihnen!", schrieb Burte im Februar 1939 nach Kühlenbronn.
„Im Frühjahr werde ich Sie einmal gründlich aufsuchen!" Im Markgräfler Jahr-
Buch 1938 hatte Burte schon drei Gedichte Würgers veröffentlicht, darunter auch
das Holzhauerlied. Wenn er die Heimat besang, war sein Dichten begeisternd.

„Wie sollte eines Sängers Mund
nicht rühmen seiner Heimat Pracht!
In allen Liedern geb ich kund,
wie mein Gott so schön gemacht."

Doch die aufgefundenen Skizzen und Gedichte zeigen noch eine andere Seite an.
Philipp Würger hatte Interesse an dramatischen Situationen der Geschichte. Dieses
Interesse mag schon in der Schulzeit geweckt worden sein. Nun gegen Ende der 30-
Jahre greift er solche Stoffe an. Er bedichtet den Todeskampf König Karls IX.
von Frankreich, des Königs zur Zeit der Bartholomäusnacht. Er verfaßt ein
Gedicht „Johannes Hus auf dem Schloß Gottlieben" und schildert des Böhmen
Gewissensnöte im Gefängnis. Er bedichtet Napoleons Erschrecken vor dem brennenden
Moskau im Winter 1812. Auch weniger bekannte Szenen höchster Dramatik
sind von ihm bedichtet. Der „Schmied von Regenbach" wirft sich einem tollwütigen
Kalbshund entgegen, viele andere zu retten. Er wird selbst krank und stirbt,
nachdem er sich mit eigener Hand an seinem Amboß angeschmiedet hat. Oder:
zwei Brüder ziehen in den Krieg. Da gestehen sie einander ihre Liebe zu ein und
derselben Braut. Sie entbrennen gegeneinander. Einer stirbt. Der Überlebende eilt
heim und findet die Geliebte in den Armen eines dritten. Er nimmt sich das
Leben. — Auch in 4 Geschichten erzählt Würger tragische Begebenheiten. Ein dem
Alkohol ergebener Köhler wird von seinem Stiefsohn erschlagen. Der wieder geht
in den Wald und erhängt sich. „Der Nordhang des Köhlgartens hat stellenweise

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