Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 1/2.1978
Seite: 52
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-01-02/0054
Der Rückstand im Tuch, der sogenannte Ölkuchen, gilt als ein vorzügliches
Kraftfutter für das Vieh. Während des Krieges hatten Werke in Radolfzell
daraus Suppenwürfel fabriziert. Die Zeit liegt noch nicht allzuweit, daß man sich
nicht daran erinnern könnte, wie begehrt beispielsweise Mohnkuchen bei allen
Bevölkerungsschichten war und wie vorzüglich dieser in den Kriegsjahren und in
der folgenden Notzeit schmeckte. Von überallher kamen damals die Menschen zur
Ölmühle, um für ein Pfund ölsamen etwas öl zu erhalten. Als eine besondere
Delikatesse galt das sogenannte ölbrot, das einen großen Nährwert aufwies.
Die Herstellung des ölbrotes war höchst einfach. Man legte in die Wärmpfanne
Brotschnitten, die sich mit dem fettigen „Mehl" der gemahlenen Nüsse vollsaugten
und vorzüglich schmeckten. Ölmüller Eberhard erzählte, wie damals die Leute
stundenlang, ja oft den ganzen Tag vor der Mühle gesessen hatten, bis sie ihr ölbrot
erhalten konnten. Zu diesen Erinnerungen gehört auch die Bucheckern-Aktion
nach dem Kriege. In jener Zeit hatten Polizeibeamte vor der Mühle für einen
ungestörten Ablauf zu sorgen gehabt. Aus dem Gebiet von Freiburg bis nach
Hertingen kamen die Leute, um sich für 12 Pfund Bucheckern einen Liter öl
geben zu lassen. 300 Zentner Bucheckern hat die Mühle damals verarbeitet, weitere
200 Zentner wurden nach Lahr verfrachtet, um dort verarbeitet zu werden.
Manche köstliche Begebenheit und Episode könnte man aus jener Zeit berichten.
Die Mühle war übrigens mehrmals plombiert gewesen, weil der ölmüller den
damaligen Machthabern nicht in den Kram paßte.

300 Jahre ist die Mühle alt. Bis auf den Walzenstuhl ist sie in ihrer Ursprünglichkeit
erhalten. Vor dem zweiten Weltkriege war die Mühle wegen ihrer Eigenart
einmal für einen Kulturfilm aufgenommen worden.

Das Geschlecht der Eberhard

Die Mühle wird jetzt in der sechsten Generation betrieben, erzählt uns der
derzeitige ölmüller, und legt uns in der warmen Stube den Stammbaum des
Geschlechtes hin. Aus diesem ist ersichtlich, daß die Eberhards früher andere
Berufe als den des Müllers ausübten. So berichtet der Stammbaum vom „alten
Ziegler" Hans Eberhard, der am 25. Januar 1671 im Alter von 77 Jahren verstorben
ist. Aus dem Stammbaum erfahren wir ferner von einem Ziegler und
Stabhalter Johann Eberhard, der am 6. März 1717 im Alter von 80 Jahren verstorben
ist. Er war verheiratet mit Apollonia Barth. Dann folgt eine Reihe von
Eberhards ohne Berufsangabe. Erst wieder von dem am 2. Mai 1788 geborenen
Adam Eberhard, der mit der Oberweiler Bürgerstochter Eva Grether verheiratet
war, erfahren wir, daß er den Beruf eines Hammerschmieds beim Bergwerk ausübte.
Sein am 28. Februar 1821 geborener Sohn, der mit einer Franziska Leber verheiratet
war und 1887 gestorben ist, wird neben seinem Glaserberuf auch als
ölmüller bezeichnet. In seine Hand war die früher schon betriebene Ölmühle,
der eine Hanfreibe und Schleife angegliedert war, im Jahre 1854 gekommen.
Dieser ölmüller und Glaser Johann Eberhard hat sich auch als Dorfchronist
betätigt. Seine Aufzeichnungen befinden sich auf den letzten Blättern eines alten
Kräuterbuches, dessen Erscheinungsort und Erscheinungsjahr nicht mehr festzustellen
ist. Er bediente sich einer kurzen, doch anschaulichen Schreibweise. Da er
schon über die Jahre 1788 bis 1829 berichtet, hat er all das, was er in seinen
Reifejahren von seinen Eltern, vielleicht auch von Verwandten in Erfahrung
bringen konnte, niedergeschrieben. Man darf seine Aufzeichnungen als eine kleine
Chronik ansehen.

Diese berichtet unter anderem, daß es im Jahre 1788 im Sommer und vor
dem Herbst gehagelt hat. Im Garten seien die Trauben am Boden gelegen; man
habe früher herbsten müssen. Obgleich es viel Wein gegeben habe, sei Bockten-

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