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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 1/2.1978
Seite: 54
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-01-02/0056
Samariterdienst in alter Zeit

Der Schwager von Grether, Wendel Schmid, mußte mit diesem Gespann bis
nach Wies. Dort wurden die beiden Ochsen von den Soldaten vor seinen Augen
totgeschlagen und der Leiterwagen zerstört. Der Bürgermeister von Wies hat ihm
dieses Vorkommnis schriftlich bescheinigt. Wendel Schmid hatte sich dabei die
Füße erfroren. Er wurde auf dem Wege von Wies nach Oberweiler von Angehörigen
einer Sekte, der Chronist nennt sie Täuferleute, betreut. Sie machten ihm
einen Verband um die Füße und gaben ihm ein Paar „Haarfinken", also Hausschuhe
. Weil Wendel Schmid solange ausgeblieben war, hatte man Michel Kiefer
auf den Weg geschickt, daß er Schmid suche. Im Fohrenwald oberhalb der Kalten-
herberge hat dann Kiefer den vermißten Oberweiler Bürger, auf Händen und
Füßen, völlig erschöpft im Schnee kriechen sehen. Kiefer trug den bedauernswerten
Bürger auf dem Rücken zur Kaltenherberge. Dort hat man ihn gepflegt und betreut
und in einem Bett, das auf einen Wagen gestellt wurde, nach Oberweiler gefahren.
Unter furchtbaren Schmerzen ist Wendel Schmid am 1. Februar 1814 gestorben.
Um eine Entschädigung für das Ochsengespann zu erhalten, hat Grether 42mal
den Weg zum Amt nach Müllheim antreten müssen.

Das Jahr 1816 war ein Regenjahr gewesen. Am 24. August war oberhalb
von Müllheim der erste Weizen geschnitten worden. Der Ertrag war sehr schlecht.
Das Jahr 1817 hatte eine „furchtbare Theuerung" gebracht. Viele Leute sind
nahezu verhungert. Fleisch war damals das billigste Lebensmittel. Der Sester
Weizen ist bis zu elf Gulden angestiegen. Diese Situation hat die Bauern zu der
Äußerung veranlaßt, „diese Zeit sollte man mit goldenen Ketten anbinden". Es
soll danach viele Feuersbrünste gegeben haben.

Der Sturm nahm das Schindeldach vom Römerbad

Am 17. Juli 1828 ist das Weilertal in den Abendstunden von einem schweren
Hagelunwetter heimgesucht worden. Der Sturm hat bei der Eisenschmelze zwei
Kohlhütten zerstört und das Schindeldach vom Römerbad in Badenweiler nach
der Moosmatt getragen. Die Reben hatten nach dem Unwetter kein Laub mehr.
Der Vater des Chronisten hat in diesem Jahr nicht getrottet, sondern seinen
Wein beim Schreiner Beier in Hügelheim gekauft. In den Orten, die vom Unwetter
nicht betroffen wurden, hatte es reichlich Wein gegeben. Für den Ohm
wurden 28 bis zu 30 Gulden bezahlt. Der Winter 1829 30 war sehr lang und
hart. Das Jahr 1829 war sehr naß, so naß, daß, wie der Chronist schreibt, er mit
seiner Mutter sechs Wochen dazu gebraucht hatte, um das öhmd vom Sägegäßle
nach Hause zu bringen. Die meisten Einwohner hatten ihr öhmd erst im späten
Herbst einbringen können. Vom November 1829 bis Februar 1830 war es so kalt,
daß der Vater des Chronisten ein Saugkalb vier Wochen lang in der Wohnstube
untergebracht hatte, um das Tier vor dem Erfrieren zu retten. Das Jahr 1834
brachte endlich einen heißen Sommer. Deshalb gab es nur wenig Futter, aber
dafür um so mehr Wein. Auch im Jahr danach hat es reichlich Wein gegeben,
jedoch reichte die Menge nicht an jene des Jahres 1834 heran. Im Jahre 1839 ist
die Eisenschmelze „großartig gebaut" worden. Das Jahr 1846 wird wiederum als
ein Jahr der Armut geschildert. Großherzog Leopold habe Frucht kommen lassen,
aber der Müllheimer Domänenverwalter habe keine abgegeben, so daß danach
die Käfer sich in der Frucht tummelten und die Frucht schließlich der Sester für
ein paar Kreuzer habe verkauft werden müssen. Das nachfolgende Jahr wird als
sehr fruchtbar geschildert. Es bestand weder Mangel an Wein und Obst noch an
Frucht und Futter.

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