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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 1/2.1978
Seite: 79
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nur zusammen, sondern vermehrte ihn durch geschickte Heiraten, gleich dem noch
nicht geborenen Staatsmann Metternich: „Andere mögen Krieg führen, Du aber
glückliches Österreich, heirate!"

Im übrigen hielt der jüngste Müllerssohn Mathias im Januar 1702 mit seinem
Vater gemeinsamen Hochzeitsschmaus, seine Auserwählte war eine nicht unbemittelte
Waldbauerntochter aus Gersbach, welche den Namen Kunigunde Brutschin
trug und samt Mitgift auf die Bürchauer Mühle zog; doch unter welchen Umständen
der junge Mann von Bürchau an diesen Gersbacher Goldfisch geriet, das
wissen allein die Götter.

Die damalige Bürchauer Mühle muß allem zufolge in jener Zeit bereits ein stattliches
Gebäude gewesen sein, denn in den folgenden zehn Jahren lebten alle drei
Ehepaare mit elf Kindern unter einem Dach; doch alle schrieben sich kunterbunt
unterschiedlich je nach Lust und Laune des Pfarrers: „Eichy, Eichin, Eiche".

Obwohl nach dem Gesamtüberblick in diesem Geschlecht eine hohe Lebenserwartung
dominierte, verblich „der alte Müller" Hans Eichy im Jahre 1712 zehn
Tage vor seinem 60. Lebensring. „Le roi est mort, vive le roi", das war nun
Mathias Eichin, welcher sich seit zehn Jahren „der junge Müller" nannte, während
sein Bruder Friedlin sich nur „als in der Bürchauer Mühl wohnend" überlieferte
und nach dem Tode des Vaters mit Frau und Kindern aus dem Kirchspiel Neuenweg
verschwand.

Mathias Eichin indessen lebte mit seinem „Chüngi" dreiundfünfzig Jahre im
Ehestand auf der Mühle und hielt ihr noch zwölf Jahre über den Tod hinaus die
Treue, bis er im Alter von 88 Jahren in die Ewigkeit abberufen wurde, beweint
von seinen Kindern, „37 Enkeln und 22 Urenkeln". Bereits sieben Jahre nach
dem Tode seines Vaters vergrößerte Mathias sein Mühlengewerbe und richtete
1719 eine „Hanfriibin" ein, für welche er auch vom Markgrafen die Erlaubnis
bekam, „weil die Birchawer eine solche übel ermanglen müssen". Im übrigen gab
es damals bei den Behörden nichts umsonst, denn er zahlte für sein Gesuch „15
Kreuzer Taxgebühr". Dank dem „Fürio" auf der Kastelmühle war er Jahrzehnte
ohne benachbarte Konkurrenz und konnte den Mühlenbesitz geschlossen seinem
Zweitältesten Sohn Mathias übergeben, der 1735 bereits dafür sorgte, daß mit der
Wirtstochter Magdalene Benz von Ried eine junge Müllerin mit Mitgift auf die
Mühle kam, um seine Geschwister auszuzahlen und die „Mühl zu kaufen". Natürlich
kaufte er noch zu „Läbzeiten des Vadders" dessen Besitz, gleich wie er noch zu
seinen Lebzeiten die Mühle an seinen einzigen Sohn Mathias (III.) weiterverkaufte,
denn die Alten im Waldland hatten ein gut ausgeklügeltes Rentensystem, welches
ein Mit- und Nebeneinander in enger Gemeinschaft duldete. Zwischen 1766 und
1768 lebten sogar drei Müller gleichen Namens auf der Bürchauer Mühle, Mathias
der steinalte, Mathias der alte und Mathias der junge Müller, und alle drei wurden
zusammen mit dem Gesuch des Michel Gutmann konfrontiert, „die in Abgang
geratene Kastelmühle wieder neu erbauen zu dörfen". Doch ehe die Konkurrenzmühle
bachabwärts stand, verschied der steinalte Müller, und als sie wie „Phönix
aus der Asche" erstanden war und die ersten Mahlkunden abgeworben hatte, starb
auch Mathias der Zweite.

Mathias III., dem vierten in der Eichy-Müllerdynastie, war es erstmals vorbehalten
, seine Kundschaft „mit der im Kastel" zu teilen, und dagegen wußten
auch seine beiden „Mühlärzte", die nachweislich nacheinander bei ihm auf der
Mühle lebten, kein probates Rezept. Mit diesen Mühlärzten unterhielt jedoch
der Bürchauer Müller keine private Krankenstation, denn diese waren keine
Medizinmänner, sondern reparierten defekte Mühlen und übten diesen Spezialberuf
im Wandergewerbe aus. So beerdigte Mathias Eichin im Jahre 1784 seinen
„Mühlarzt Johannes Ritzmann, der weder Taufschein noch Kundschaft noch Abschied
hatte, und von dem man nichts wußte wie seinen Namen" auf dem Neuen-
wegner Friedhof und beschäftigte dann den Mühlarzt Johannes Feuchter, der von

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