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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 1/2.1978
Seite: 81
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-01-02/0083
welchen er seinen Angaben zufolge „wegen Alter und Schmerzen am Pedale"
nicht persönlich abholen konnte. Roser Vogt wehrte sich im Jahre 1821 energisch
gegen eine Heimatberechtigung Kiefers auf Bürchau's Gemarkung, hörte die Bürger
seiner Gemeinde einzeln ab, schrieb an das Großherzogliche Bezirksamt:
„. . . auch die ältesten Bürger von Bürchau wissen nichts davon, daß sich der
Kiefer in der Gemeind eingekauft habe, sondern alle wissen nur, daß der Mathiß
aber keine Güter und kein Eigentum gehabt hätte" und fügte in Wahrung der
Interessen Bürchaus pflichtschuldigst hinzu: „Wer weiß, ob damals der Schwiegervater
Eichi am Endt diesen Kiefer nicht als Knecht zu sich genommen hat".

Im Jahre 1783 „mahlte" indessen Pfarrer Ziegler nicht nur seine Zimmer und
segnete den Bruder seiner Pfarrfrau mit der Bürchauer Müllerstochter ein, sondern
traute ein halbes Jahr später einen gewissen Hans Donder mit der Erbtochter
der Kastelmühle, und wenngleich dieser auch nur der Stiefschwiegersohn
der Konkurrenzmühle war, so machte Michel Gutmann mit „dem Donder" einen
weitaus günstigeren Fang als Mathiß Eichin mit seinem Pfarrerssohn für die
Bürchauer Mühle. Die Tatsachen sprechen für sich, bereits 1786 mußte Mathias
Eichin seine beste Matte, die sogen. „Breitmatt um 1410 Gulden Reichswährung"
in öffentlicher Versteigerung an zwei Familienfremde verkaufen, das war weiß
Gott eine Leistung, denn diese „Breitmatt" befand sich nachweislich seit sechs
Generationen im Familienbesitz.

Dem geschäftstüchtigen, knallharten Konkurrenten Hans Donder war die personelle
Besetzung der Bürchauer Mühle jedoch nicht mehr gewachsen und so
versteigerten, vorausgesetzt, daß man dem Gerichtsprotokoll glauben darf, am
13. April 1787 „Mathiß Eichin und seine Frau freiwillig am herrschaftlichen
Stab nach vorheriger Aufkündigung im ganzen Oberamt Rötteln ihre Mühle und
alle im Bürchauer Bann sich befindlichen Liegenschaften" an den Meistbietenden
und erzielten einen Erlös von 6 060 Gulden in Reichswährung. Es war jedoch
im Waldland zu allen Zeiten üblich, daß sämtliche Kaufbeträge, gleich welcher
Art, nie in bar erlegt, sondern in Teilbeträgen gezahlt wurden, so bekamen auch
hier die Verkäufer 600 Gulden sofort und die Restsumme in sechs Jahresterminen
ab Lichtmeß 1788. Nach dem Verkauf blieb Mathias Eichin noch vier Wochen auf
der Bürchauer Mühle wohnen, lud im Wonnemonat Mai seinen Hausrat auf
Leiterwägen, zog mit Frau, Töchtern, Enkeltöchtern, Pfarrersohn und dem lieben
Vieh gen Wollbach, vergaß auch die „10 Malter Grumbiren" nicht, welche er sich
vom Käufer mit der Kaufsumme ausgehandelt hatte, „erkaufte in Wollbach die
Hofmühle" und mahlte darauf ohne benachbarte Donder'sche Konkurrenz bis
zu seinem seligen Hinscheiden.

Mit dem rechtmäßigen Mühlenkäufer zog unterdessen ein neuer Lenz in
Bürchau ein, doch nicht nur die Natur allein zeigte Frühlingsgefühle, der neue
Müller hieß Fritz Lenz. Er stammte vom unweit entfernten Dörflein Raich,
war in Tegernau bereits schon einmal verheiratet gewesen, verlor seine junge
Frau im Wochenbett, hatte anscheinend Bargeld, hörte durch den Dorfbüttel vom
beabsichtigten Bürchauer Mühlenverkauf, besichtigte flugs die Lokalitäten, erschien
mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Bürgen zum Versteigerungstermin, akzeptierte
die Kaufbedingungen, ersteigerte den Besitz und schloß, ohne ersichtliche
Mitkäuferin, mit dem verkäuferischen Ehepaar Eichin vor dem Bürchauer Vogt
Lorenz Beyer den Kaufvertrag.

Für die Kauf summe von 6 060 Gulden bekam Fritz Lenz: „Eine Mahlmühle
mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine Werk-Reibe nebst Wohnung,
Scheuren, Stallung samt Schopf im Dorf Bürchau, stehet neben der Wiesen, wozu
auch das Mühlengeschirr gegeben wurde", eine große Matte bei der Mühle, drei
Gärten, ein Stück Grasfeld, drei mittelgroße Äcker, zwei Waldteile im „Glattacker
" und „in der Klüsen", 2 Jucharten „junger Schlag im Eyerspach" und den
vierten Teil von einem großen Stück Bergfeld.

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