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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 1/2.1978
Seite: 156
(PDF, 40 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-01-02/0158
4. Das dinghofliche Verfahren

Nach den st.-blasischen Dingrodel läßt sich das dinghofgerichtliche Verfahren
in ein vorbereitendes, in ein Vor- und in ein Hauptverfahren aufgliedern.

Zur Einberufung der Dinggerichte veranlaßte in der Regel der Amtmann den
Dinghofmeier 680). Daraufhin erließ der Meier an alle Dinghofleute681) sowohl
vor den vorgeschriebenen Gedingen 682) als auch vor den vom Amtmann benötigten
Nachgedingen 683) das grundherrliche Gerichtsgebot 684) mit der Strafandrohung von
drei Schillingen 885). Lediglich „zu St. Johans tag" wurden in Riehen die Teilrebenbau
betreibenden Lehnleute zu Gericht geladen 688), weil da über Rebmißbau
verhandelt wurde 687). Ausnahmsweise galt in Fahrnau, „daz ein ieglich gotzhus
man oder der belehent ist vom gotzhus, vnd zu sinen tagen ist komen, da sol sin
an (ohne) fürgebott, an die, die nüt huld hend getan, den sol man dargebietten 888).
Bedurfte aber ein Gotteshausmann 889) „sundrig der nachgeding oder des gerichtes,
der sol schaffen daz die lüt dar zu komin, die dz recht sprechen sont" 690). Schließlich
mußte der Meier das Vorhaben, ein Dinggericht abzuhalten, dem Vogt „kund
tun" 691), der nur bei Ladung zu dem Geding erscheinen durfte 692).

Vor der Eröffnung des eigentlichen Gerichtsverfahrens pflegte der Dinghofrichter
, das Gericht zu bannen 693). Die Bannung charakterisierte sich als „vorprozessualer
Akt" 694); denn der Dingrodel von Steinen bestimmte:

„Nach dem so das gericht verbannen wird, was denn das gotshus ze schaffen
hat dar vmb es gerichtes bedarf, da sol man jm vor menglichem richten" 695).

Zur ergänzenden Erläuterung ist zu diesem Artikel einer der vorangehenden
heranzuziehen:

„So sich das gericht erhebt vnd sich die lüt gesamnent vnd richtens zit ist,
so sol der amptmann den hofhörigen lüten, je den, die us einem dorf sint
oder an das zemen gehörend, ze samen gebieten, daz si sich mit einander
bedenken vnd ervaren, ob die alle da sien, die da sin sollen, vnd ob sie ieman
wissen, der hulden, zinsen oder vallen soll oder us der genossami gewibet
hab, vnd suß vmb all gebresten, die das gotshus antreffent. Vnd nach dem
bedenken sollen sie für gan vnd bi den eiden, so si dem gotshus gesworen

(680) siehe Anhang: H § 1 Satz 4 I § 3 I; Ausnahme in G § 2 Satz 6 und 7, vgl. dazu
Seite 29

(681) siehe Seite 155 (an Eigen- und Lehn-leute)

(682) siehe Anhang: A § 2; C § 2; E § 2; K §§ 1 und 4

(683) siehe Anhang: A § 3, 1. Halbsatz und Satz 2; E § 3

(684) vgl. G. L. v. Maurer, Gesch. d. Fronhöfe . . . Band 3 § 439 — W. Leiser, Der
gemeine Zivilprozeß, Seite 34 — H. Zoepfl, Alterth. d. Dtsch. Reichs u. R., Band 1,
Seite 16/17

(685) siehe Seite 150 Fußnote 594

(686) siehe Anhang: H § 1 Satz 6

(687) siehe Anhang: H § 6 und siehe Seite 148

(688) siehe Anhang: B § 2 Satz 2

(689) vgl. Seite 145 (nachgedingte)

(690) siehe Anhang: A § 3, 2. Halbsatz; auch hier scheint nur ein auserlesener Kreis
von Dinghofleuten das Recht gewiesen zu haben, wie schon auf Seite 148 Fußnote
563 bei der Entscheidung über Rebmißbau festgestellt worden ist, siehe aber Seite 157

(691) siehe Anhang: A § 4 und E § 4

(692) siehe Anhang: H § 1 Satz 2 und 3

vgl. ebenso L. A. Burckhardt, Hofrödel v. Dinghöfen, Seite 32

(693) siehe Anhang: K § 4

(694) W. Leiser, Der gemeine Zivilprozeß, Seite 7 Anmerkung 37 — G. Köbler in
HDR, Stichwort: „Hegung", Spalte 36/37 — G. L. v. Maurer, Gesch. d. Fronhöfe.
Band 4 §§ 694 und 695

(695) siehe Anhang: I § 7

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