Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 1/2.1978
Seite: 207
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-01-02/0209
Im Grenzelose — dief wie breit —

lit e Meer, was nümmi stigt.

Dort werde d Zite ane trait,

dort ruscht's un bruscht's no: Ewigkeit,

wenn alles ander schwigt.

Am 1. September waren für sie „d Zite ane trait". Lina Kromer hat den Tod nie
gefürchtet, sie nannte ihn Bruder, wie einst Franziskus in seinem Sonnengesang.
Im Gesetz vom „Schöpfigsgarte" fand sie die innere Kraft zum Ja für Leben und
Tod. Mit der beherrschten Kraft der alemannischen Sprache verschenkte die
Dichterin die ihr gewordene Gnade in Sinn-Bildern, in beglückenden und geheimnisvollen
Liedern. Ihre Lyrik ist vom Besten und Schönsten, was nach und neben
Johann Peter Hebel und Hermann Burte im ganzen alemannischen Sprachraum
entstanden ist.

Unsere Worte sind nüchtern, wenn wir aufzählen, was Lina Kromer, gedruckt
und gebunden, zum Teil auch auf Schallplatten, herausgegeben hat: 1933 alemannische
Gedichte „Im Blaue zue"; 1942 hochdeutsche Gedichte „Im Rauschen der
Wälder"; 1958 alemannische Gedichte „An Bruder Namenlos" und 1960 hochdeutsche
Gedichte „. . . ein Mensch und nur ein Mensch zu sein . . ." Den Hebelpreis
sowie die Ehrenbürgerschaft der Heimatgemeinde hatte sich die Dichterin,
die geliebte Nachbarin und Gotti, ehrlich verdient.

Ein Adler muß empor zur Sonne,
dem Maulwurf taugt der dunkle Schacht,
Geheimnis ist des Lichtes Wonne,
ist Lebens- und ist Todesmacht.

Solche Worte von Lina Kromer heischen Ehrfurcht! Sie hat den Lobpreis der
Heimat verkündet, unbeirrt die Wahrheit gesucht und das Lied der echten Liebe
gesungen. Ein ganzes Leben lang hat sie sich als Geschöpf des Ewigen gefühlt und
in der Tiefe ihres Gemüts Frieden und Glück verspürt. Diese köstlichen Gaben hat
sie ausgestrahlt für die Menschen ihrer Nähe. Aber jetzt müssen wir damit fertig
werden, mit dem, was sie selber schrieb: „Aim sie Platz isch leer."

Für Land und Leute im Alemannenland ist der Tod der Dichterin ein Verlust.
Wie notwendig hätten wir gerade in unserer Zeit die herzhafte, vom Guten so
überzeugte und überzeugende Künderin, wie sie Lina Kromer immer war. Wir
haben uns aber auch nach dem Sinn und Beispiel ihres Werkes zu fragen. Und da
kann die Antwort nur heißen: Im Sturm der Zeiten ihrem Vorbild nachzueifern,
so, wie sie es uns noch vom Krankenbett aus aufgetragen hat. Sie hat noch in den
Tagen des Leidens und der Ahnung vom irdischen Ende, andern Trost und Kraft
gegeben. So nehmen wir das Wort von Lina Kromer als Zuversicht und Ansporn
mit auf den Weg, der uns heute von der Wallfahrt nach Obereggenen wieder hinausführt
in den Alltag:

Wenn jene Lieder schweigen
— sie klingen kurze Zeit —
wird hell das meine steigen
in die Unendlichkeit.

Karl Kurrus

207


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-01-02/0209