Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 1/2.1978
Seite: 215
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-01-02/0217
Doch glaubten die Hauensteiner damals im Gegensatz zu den heutigen Demokraten
an die Autorität der Staatsspitze, des Kaisers in Wien, — 1755 werden zum Dank 112 der
ihrigen nach Temeswar im heutigen Rumänien verschleppt. Die damalige Bewegung hatte
einen partikularistischen Charakter, „nur" die eigenen Interessen sollten durchgesetzt
werden. Zudem ist die Berufung auf alte Privilegien gar nicht so revolutionär und
einmalig, wie es hier dargestellt wird.

Wichtig wäre, genauer den sozialen Hintergrund, die Lebensbedingungen der aufständischen
Bevölkerung herauszuarbeiten. Und: Wann wurde der Konservative zum Revolutionär
? Wie wirksam war der jahrhundertelange latente Widerstand der Bauern überall
in Europa gegen die Neuerungen aller Art als historisch wirksamer Faktor? Und das bedeutet
: Wie „typisch" sind die Salpeterer im Zusammenhang anderer Aufstände? Diese
Fragen führen über den Rahmen dieser Arbeit hinaus. Doch könnte diese sympathische
Neuerscheinung dazu beitragen, das Interesse an dieser Widerstandsbewegung zu beleben.
Und das wäre nicht ihr einziges Verdienst.

(Cl. Zimmermann)

Roland Kroll und die Salpeterer, Salpeterlieder und Balladen; Schallplatte; erschienen
im März 1977; zu bestellen bei Herbert Späth, 7809 Winden, für 20,— DM.

Diese Langspielplatte schließt inhaltlich an das Buch von Thomas Lehner an. Roland
Kröll hat auf ihr ausschließlich Texte, die von aktiven Salpetern geschrieben wurden,
vertont, und trägt sie balladenhaft und in Anklang an deutsche und französische Volkslied
erweisen vor. Zu hören sind Lieder aus allen Phasen des Freiheitskampfes der
Wäldler, so die Ballade vom Chunz Jehli, dem Anführer im Bauernkrieg, oder das
Salpeterlied von 1728.

Kröll und die anderen Musiker tragen sie mit bewußtem Verzicht auf Perfektion, in
sperrigem Hotzenwälder Alemannisch und in den überlieferten, holprigen Reimen vor.
Damit sind diese Aufnahmen echte Volkslieder, ein Beitrag zu einer Neuentdeckung der
großen Tradition des kämpferischen und „demokratischen" Volksliedes, die von echten
Menschen und nicht falschen Idyllen handeln.

(Cl. Zimmermann)

Elsaß: Kolonie in Europa. Neben Berichten über Okzitanien und Jurassier enthält dieses
Buch u. a.: Elsaß, ein Volk ohne Geschichte. Die reichste unter den armen Regionen Frankreichs
. Die Umweltschützer und Marckolsheim. Elsässisch — keine Phantomsprache.
Politik 74. 1976. 144 Seiten 8.50 DM.

(Cl. Zimmermann)

Geschleiften aus unserer Zeit. Zu den Kurzgeschichten von Willi Ferdinand Fischer.

War zu Ende des letzten Jahres der Kurz-Roman „Gunda Eckmann" des Lörracher
Journalisten und Schriftstellers Willi Ferdinand Fischer erschienen, so ist nun ein weiterer
Band aus seiner Feder anzuzeigen, der seit kurzer Zeit im Handel ist. Unter dem Titel'
„Die Zweitwohnung in Badenweiler" legt der Autor hier kurze Prosastücke und Geschichten
vor, die in verschiedenen Jahren neben der journalistischen Tätigkeit entstanden und
gesammelt sind. Der ungemein facettenreiche Inhalt wird jeden Freund guter Erzählkunst
ansprechen. Er wird diesen Band schließlich auch nicht wie viele andere als „erledigt" in
sein Bücherregal stellen, denn bei einigen Geschichten, die hier gesammelt sind, nimmt uns
mehr als nur die Handlung gefangen: Es ist die Art, wie Fischer mit seinen Schilderungen
von Menschen und Tieren durchscheinen läßt, was uns alle angeht und beschäftigt. So
etwa die Frage zwischen Pflichterfüllung und Menschlichkeit, die beim „Schuß an der
Grenze" gestellt wird. Oder wenn sich die Tiere in zwei ganz köstlich erzählten Fabeln
mit dem Problem der Macht beschäftigen und dem nachgehen, was den Menschen nun
eigentlich zum Menschen macht. Oder wenn in „Zwei im Cafe" über das Recht des
ungeborenen Lebens nachgedacht wird.

Gerade wenn zwischenmenschliche Probleme angesprochen werden, fällt die Stärke
Fischers auf: seine feine psychologische Beobachtungsgabe, die — ohne aufdringlich zu
wirken — in die Charaktere der handelnden Personen eindringt und sie humorvoll und,
um menschliche Unzulänglichkeiten wissend, nachzeichnet. Seine Sprache bleibt dabei trotz
allen Nuancenreichtums, bei aller Treffsicherheit des Ausdrucks und großer Aussagekraft
distanziert; sie bleibt den großen deutschen Dichtern verpflichtet.

Willi Ferd. Fischer, Die Zweitwohnung in Badenweiler, Kurzgeschichten. J. Rohrmus
Buch- und Kunsthandlung, Lörrach, 100 Seiten, DM 14,50. Eg

215


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-01-02/0217