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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 222
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0008
Drei verläßliche Männer durften um Mitternacht den Mönch in den Klostergarten
begleiten, aber dabei kein Wörtchen reden. Mit einem Licht suchte der Mönch
den Garten ab und murmelte dazu Zaubersprüche. An dem von ihm bezeichneten
Platz fingen die Männer eifrig an zu graben und glaubten schon, dem Schatz nahe
gekommen zu sein.

Einer der Männer schaute kurz auf, und da sah er von weitem eine Gestalt
auf sie zukommen und gab den andern ein Zeichen. Nun bekamen es alle drei
mit der Angst zu tun, denn weil sie sich auf Zauberei eingelassen, glaubte jeder,
nun käme der Böse selber und wolle sie mit samt dem Schatz für sich holen. Doch
als der vermeintliche Teufel näher kam, sahen sie, daß es nur einer der eigenen
Leute war und einer rief erleichtert aus:

„He, es isch jo nume einer vu unsere!" und da war es mit dem Schatzsuchen aus
und alles umsonst gewesen. Die Männer hatten mehr Geld verloren, als manchem
gut war, und dazu noch fünf Maß Wein. Der Schatz liegt heute noch dort.

Der Dorfzottel

Einst ging in Feldberg vor Weihnachten der Dorfzottel um. Das war ein
schwarzes, wolfähnliches Tier so groß wie ein Kalb. Es hatte eine feurige Zunge
und rote Augen, und es stellte sich mitten im Dorf solchen Leuten entgegen, die
unrechte Wege gingen, oder auch den Reichen, die gegen die Armen unbarmherzig
waren. Lärmende Kinder konnte der Dorfzottel nicht leiden und trieb sie heim,
wenn sie bei einbrechender Nacht im Dorf lärmten und lachten. Darum mahnte der
Großvater uns Kinder, wenn er in dieser Zeit in der Dunkelheit mit uns heimging
und wir laut waren: „Sin still, Chinder, suscht chunnt der Dorfzottel!"

Der dicke Mann

In einem Haus in Gennenbach bei Feldberg wohnte vor vielen hundert Jahren
eine arme Familie, die Jelchert hieß. Wenn ein Fremder in das Haus kam, strich
diesem ein Hund um die Beine, der den Jelcherts nicht gehörte, die aber den Hund
nicht loswerden konnten. Da kam einmal in einer Nacht ein kurzer, dicker Mann
mit wunden Füßen und bat den Jelchert um Nachtquartier. Sogleich war auch
der Hund wieder da, strich dem Fremden um die Füße, und der Mann klagte dem
Fremden seine Not. Dieser sagte, er wolle ihm wohl helfen und den bösen Geist,
der in dem Hund stecke, vertreiben. Er müsse aber drei Tage und drei
Nächte allein im Hause bleiben, man möge ihm nur Essen und Trinken geben.

So zog die Familie zu Nachbarn, und der Geisterbanner suchte den Geist zunächst
im Weinfaß, wie sie nachher feststellen konnten. Er sehe den Geist wohl,
habe aber noch keine Macht über ihn, sagte der dicke Mann nach der zweiten
Nacht. In der dritten Nacht ging ein beherzter Bursche mit einigen andern vor
das Geisterhaus, um zu hören, was in dem Haus vorging. Da hörten sie zwischen
elf Uhr und zwei Uhr drinnen laut lateinisch reden und alle Heiligen, vor allem
den heiligen Antonius anrufen. Schließlich schlug der Bursche heftig mit einer Gerte
an den geschlossenen Fensterladen und rief:

„Hinaus ihr bösen Geister, Gott ist Meister! Alle guten Geister loben den
Herrn!" Darauf wurde es still im Haus, und als sie nachsahen, war der kurze,
dicke Mann und auch der Hund verschwunden, und man sah und hörte nichts
mehr von ihnen.

Frau Faste

In der Zeit vor Weihnachten ging einst die Frau Faste, mancherorts wohl auch
Frau Holle geheißen, im Dorfe um. Da durften die Spinnerinnen nur bis neun

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