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Uhr abends am Spinnrad sitzen, und am Samstag abend mußten sie über den
Sonntag ihre Spinnräder mit einem Tuch zudecken, sonst hätte die Frau Faste die
Spinnräder mitgenommen. Darum fürchteten sie die Frau Faste sehr. Am Andreastag
(30. 11.) mußten sie besonders auf der Hut sein. Wenn die Frau Faste
nach Schlag neun noch eine Frau am Spinnrad angetroffen hätte, so wäre sie wie
der Wind durchs Fenster hereingefahren, hätte der Frau eine Schürze voll leerer
Spulen zugeworfen und ihr befohlen, diese im Verlauf einer Stunde vollzuspinnen.
Sonst würde es sie das Leben kosten.
Eine fleißige Spinnerin hatte auch einmal über der Arbeit die Zeit vergessen.
Da kam die Frau Faste hereingeweht, warf der erschrockenen Frau eine Menge
leerer Spulen hin und bedrohte sie ebenso. Da riet der Mann seiner Frau, sie
solle nur je drei Gänge auf eine Spule spinnen. Das tat die Frau und konnte die
Spulen noch rechtzeitig vor das Fenster hängen. Die Frau Faste kam pünktlich
nach einer Stunde wieder, nahm die Spulen mit und bemerkte gar nicht, daß sie
nicht voll waren. Da freuten sich die beiden recht darüber, daß sie diesesmal die
böse Frau Faste überlistet hatten.
Böser Blick
Ein Mann verstand das Hexen und hatte den bösen Blick. Einmal sah der Mann
einen Knaben mit seinem sonderbaren Blick lange an. Von da an saß der Mann
dem Knaben jede Nacht als Schrätteli so auf der Brust, daß er weder reden noch
rufen konnte. Weil der Knabe sich vor jeder kommenden Nacht fürchtete und
abmagerte, schlief sein Freund drei Nächte bei ihm, ohne den Plagegeist zu sehen
und zu hören, wenn er auf dem Knaben saß. Als dieser in der nächsten Nacht
wieder allein schlafen sollte, fing er an zu schreien, als er den Mann wieder auf
sich zukommen sah: „Der Mann soll furtgoh! Der Mann soll furtgoh!"
Da fragte die Mutter endlich eine Frau, die in solchen Dingen Bescheid wußte,
um Rat, den sie befolgte. Sie nahm drei starke Haselruten, schlug sie um Mitternacht
, so stark sie konnte, nach allen vier Winden, und von da an kam der Mann
nie mehr.
Weiße Nonne
Im Weiler Gennenbach bei Feldberg stand einst ein Kloster, das beim Basler
Erdbeben im Jahre 1356 mitsamt seiner Kapelle einstürzte. Später erschien noch
lange eine weißgekleidete Nonne in hellen Nächten in den zerfallenen Mauern,
die manchmal auch um das Kloster herumging.
Weiße Jungfern
Einmal ging um Mitternacht ein Mann von Müllheim her, den Rappenhohlen-
buck hinab, heimwärts. Da sah er keine hundert Meter entfernt eine kleine Schar
weißgekleidete Jungfern beim Riedbrünnlein stehen, die sich lebhaft unterhielten.
Der Hund des Mannes lief aufgeregt bellend auf die Frauen zu, rannte aber plötzlich
mit eingezogenem Schwänze davon. Als die Frauen lautlos verschwanden und
der Mann gut nach Feldberg gekommen war, fand er dort auch seinen Hund
wieder.
Schloßjungfer bläst Laternen aus
Auf dem Riedbuck bei Feldberg soll in uralten Zeiten ein Schlößlein gestanden
sein. Am Fuße des Hügels lief das Riedbrünnlein noch in unserer Zeit. Daran
konnte man manchmal am frühen Morgen die weiße Schloßjungfer sich waschen
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