Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 225
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0011
Ein armer Taglöhner mit mehreren Kindern hatte bei dem Bauer Frucht und
Geld leihen müssen und konnte den Zins nicht aufbringen, dem ließ er sein
Äckerlein, die einzige Geiß und sogar Tisch und Bett wegnehmen. Weil ein
anderer Armer nicht zinsen konnte, ließ er ihm in einem kalten Winter durch seine
Knechte die Fenster aushängen, und einem dritten mußten sie das Häuschen
über seinem Kopf abbrechen. Die Leute mußten nun in den Häusern um Brot
betteln und waren froh, wenn sie in einem warmen Kuhstall übernachten durften.
Das alles kümmerte den Geizhals wenig; er freute sich, wenn er Vieh, Wein,
Frucht, Holz und Branntwein zu Goldgulden machen konnte.

Zwar konnte er von alledem gar nichts mitnehmen, als er starb. Doch der Geiz
und sein böses Gewissen ließen ihm auch nach seinem Tod keine Ruhe. Er mußte
noch lange als Geist in verschiedenerlei Gestalt umgehen. Als großer Vogel saß
er auf seinem Grabstein. Um Mitternacht stand er halb Mensch, halb Hund mitten
auf dem Weg, der an einer seiner Wiesen vorbeiführte. Wollten Leute nach Hause
gehen, spürten sie seinen eiskalten Atem, und mit seinen feurigen Augen bannte er
sie auf die Stelle. Kein Stock, kein Säbel und keine Kugel konnte dem Unheimlichen
schaden, und erst wenn der Geist von selber in den Matten verschwand,
konnten sie weitergehen. Am schlimmsten trieb er es auf seinem Hof, wo man ihn
noch befehlen und reden, und vom Keller bis unter das Dach seufzen, heulen und
poltern hörte. Wenn er mit „hui" durch das Haus fuhr und die Frau, die darin
wohnte, zur Stubentüre hinausrief: „Bisch nit bal rueihg, du alte Strolch!" da blieb
er eine Weile ruhig, um dann umso lauter durch die Gänge zu hürnen.

Weil sich alle Leute im Haus vor dem unruhigen Geist fürchteten, ließen sie
einen Kapuziner von Freiburg kommen. Der rief laut seine Bannsprüche durch das
Haus, und darauf ging er mit einem Talglicht und einigen Männern auf jene
Felder, wo sich der Geist am liebsten aufhielt. Dabei mußten ihm zwei Männer
einen aus Stroh geflochtenen Immenkorb nachtragen. Während der Mönch vor
sich hinmurmelte und den Geist beschwor, waren sie auf den Pfilbbuck gekommen.
Dort sprang der Immenkorb den beiden Männern plötzlich aus den Händer,
rollte allein zum Dorf hinab und blieb mitten im großen Hof stehen. Da lachte
der Mönch: „So, Bürschtli, ha-n-i-di?!" verschloß den Korb und sperrte ihn in ein
Zimmer ein, und lange getraute sich niemand hinein. Der Mönch bekam gutes Essen
und Trinken und ein Säckchen mit Geld. Von da an hörte man von dem unruhigen
Geist nur noch selten, bis er ganz ausblieb.

Tanz auf der Hexmatt

Es lebten einmal in Feldberg ein Man* und eine Frau glücklich und zufrieden
miteinander, bis der Mann plötzlich merkte, daß die Frau allerlei seltsames Wesen
trieb. Er mußte nämlich einmal gegen Abend nach Sehringen und trat erst um Mitternacht
den Heimweg an. Da geriet er auf einer großen Waldwiese unterhalb der
Grüneck in ein wunderliches Treiben. Auf dieser Wiese tanzten Männlein und
Weiblein so, wie sie der liebe Gott erschaffen hatte, und diejenigen, die keine
Tänzer hatten, tanzten mit einem Stumpbesen. Der Mann verwunderte sich sehr
und versuchte, ungesehen vorbeizukommen. Einige der Leutchen kamen ihm bekannt
vor, und darum sah er noch ein paar Mal zurück. Da hatten ihn auch schon
ein paar Tänzerinnen entdeckt, umringten ihn und führten ihn mit zum Tanz.
Besonders eine davon wollte immer nur mit ihm tanzen. Diese steckte ihm einen
glänzenden Becher in die Rocktasche zum Andenken. Erst gegen Morgen entkam
er der munteren Gesellschaft. Je näher er dem Dorfe kam, um so schwerer wurde
der Becher. Er zog ihn aus der Tasche, und da hatte er einen fürchterlich stinkenden
Roßhuf in der Hand. „Magsch stinke wie de witt, mit heim muesch doch!" sagte er.

Zu Hause, als er ihn wieder herausnahm, war es der Becher seiner eigenen Frau,
aus dem sie immer getrunken hatte. Da kam ihm der Verdacht, daß es seine eigene

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