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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 237
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0023
gewundene steinere Treppe ging bis in das oberste Turmgeschoß der Burg. Trotzdem
hatten die Jungfern noch Geld übrig, das sie heimlich im Burgkeller vergruben
. Im Burggarten oder „Schlößligarte", wie man es dort heute noch heißt,
pflanzten sie viele Rosenbäumchen und hießen deshalb ihre Burg „Rosenburg".

Eines schönen Tages kam ein kleines Männlein, welches aussah wie ein Zwerg,
das um Arbeit bat. Die Jungfern lächelten wohl und dachten, daß es ihnen wenig
nützen würde, behielten es aber gutwillig. Darum lief es jeder Jungfer zulieb,
wohin es nur sollte. Nur freundlich mußte man sein zu ihm, sonst machte es alles
verkehrt. Nie sah man es ohne seine weiße Zipfelmütze. Das Männli konnte
nicht richtig deutsch, ging auch nie in die Kirche und nie sah man es beten. Darum
sagte man zu ihm auch „s Heidemännli".

Uberall war es anzutreffen, oben auf der Burg, in den Ställen und im Rosengarten
. Den Platz im Keller, wo die Jungfern ihren Schatz vergraben hatten, wußte
es wohl, ohne daß es ihm jemand gesagt hatte. Ritten die drei Jungfern einmal
über Land, schlich es in die Nähe des Verstecks und paßte auf, daß der Schatz
nicht gestohlen wurde. Besonders schaute es auch auf die Mägde, damit sie sich
nicht an den Hühnernestern vergriffen.

Das Heidenmännlein hat noch lange gelebt, als die Jungfern schon längst gestorben
waren. Es half da und dort, lieferte aber auch manchem einen Streich,
wenn es geärgert wurde. Wenn man es den ganzen Tag nicht sah, so zeigte es
sich bestimmt, wenn der Schweinehirt, der „Säubaschi", (Baschi = Sebastian) die
Schweine austrieb. Da streckte es auf einmal seinen Kopf zum oberen Turmfenster
heraus, machte dem Säubaschi eine lange Nase, krähte wie ein Hahn und hüpfte
am Fenster herum. Der Schweinehirt war gutmütig und ließ es sich lange gefallen.
Aber das Heidenmännlein trieb es immer ärger, wenn es ihn schon von weitem
sah, und da wurde es diesem zu dumm. Wütend rannte er die Wendeltreppe
hinauf, um dem Kerl einen Denkzettel zu geben. Das Heidenmännlein warf den
Säubaschi aber so unsanft die steinerne Treppe hinab, daß er halbtot unten liegen
blieb. Von da an blieb das Heidenmännlein verschwunden, und man hat es nie
mehr gesehen. Man vermißte es überall und ließ seinen Kopf in Stein hauen. Als
die Rosenburg abgetragen wurde, kam der Stein an ein Haus in der Nähe. Dort
kann man das Heidenmännlein heute noch sehen.

Der Habsperger

Während der Reformationszeit war der Habsperger Amtmann in Müllheim und
auch Schloßhauptmann in Badenweiler. Er war ein leidenschaftlicher Jäger, der
einmal sogar einen Bären eigenhändig auf der Sirnitz erlegt haben soll, aber auch
ein gewalttätiger Herr, dem die Leute wenig Gutes nachsagten. Gelüstete es ihn,
auch am Sonntagvormittag zu jagen, ließ er seine Treiber selbst aus dem Gottesdienst
holen. Er schonte nichts, weder das Wild noch die Felder. Er ritt auf einem
weißen Hengst, überall hin begleitet von seinen vier Hunden. So ging es mit Hussa
und Trara durch die schönsten Fruchtfelder und die dichtbewachsenen Rebberge.
Alles ritt er mit seiner Jagdgesellschaft zu Boden, manchmal sogar noch seine
eigenen Treiber.

Seine Gemahlin aber war das ganze Gegenteil. Sie war gütig und beliebt, weil
sie manches von dem, was ihr Mann angerichtet hatte, heimlich wieder gut machte.
So wurde von ihr so viel Gutes erzählt, wie von ihrem Mann Böses. Einmal hat
der Habsperger draußen vor der Stadt einen Juden ohne höhere Genehmigung
henken lassen, diese Stelle heißt noch heute „am Judegalge". Als nun eines Tages
der Habsperger eilig im Galopp heimwärts ritt, weil seine Frau im Kindbett lag
und es schlecht um sie stand, mußte er auch beim Judengalgen vorbei. Da stolperte
sein Pferd über eine Baumwurzel, und er stürzte so unglücklich zu Boden, daß er
das Genick brach. Tot brachte man ihn heim. Seine Frau aber lebte noch fünf Jahre.

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