Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 238
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0024
Beide wurden in der Martinskirche in Müllheim beigesetzt, wo ihr Doppelgrabmal
noch heute zu sehen ist. Dem Habsperger meißelte man in den roten Sandstein:
Dem Gott gnad! Auf dem Grabstein seiner Frau aber steht: Der seeligen Auferstehung
wartend!

Der Habsperger fand aber noch lange keine Ruhe in seinem Grab. Manchmal
sah man ihn mit seinem weißen Hündlein im Chor der Kirche in Müllheim oder
um die Kirche herum geistern. Oft aber sah und hörte man ihn mit seinem Jagdgefolge
auf seinem Schimmel durch die Luft reiten. Man hörte ihn toben am
Judengalgen und am Innerberg und in den dichten Wäldern. Selbst im Wiesental
war er zu hören. Einmal zog er bei Hägelberg durch den Wald. Einem Bauern,
der dort mit seinem Wagen fuhr, rief er zu, er solle ihm ausweichen. Weil der
Bauer aber niemand sah, fuhr er nicht gleich zur Seite. Da schleuderte ihn der
Habsperger von seinem Wagen herunter. Manchmal tobte und schrie er auch über
der Burg Rötteln bis zur Chrischona. In der Nacht hörten ihn einmal zwei
Burschen, die in der Nähe der Burg aus dem Wald kamen. Sie ahmten des Habspergers
Geschrei spottend nach. Da kam das unheimliche Toben schnell näher, und
sie konnten sich in großer Angst gerade noch in das Pfarrhaus Rötteln flüchten.
Kaum waren sie hinter der Haustüre in Sicherheit, da warf er einen großen Arm
voll Knochen an die Türe und rief: „Habt ihr mir helfen jagen, so helft mir jetzt
auch nagen!"

Auf dem Hörnli oberhalb von Feldberg, dort wo der Müllewald, sein Jagdbezirk
anfing, hielt er sich besonders gern auf. Er hatte sein Gesicht ins Genick
herumgedreht, und man hörte ihn seine vier schwarzen Hunde locken und hetzen:
„Hundeli, Hundeli da, da, da!" Man sah ihn auch manchmal als Berggeist mit
langem weißem Bart. Gewöhnlich ließ er sich gar nicht sehen und führte die Leute
ganz falsche Wege. Manche mußten stundenlang durch den Wald irren. Dann
hörten sie ihn nur irgendwo schadenfroh und heiser lachen.

Auf dem Hörnle war ein tiefer See. In diesen ist der Habsperger einmal hineingeritten
und zusammen mit seinem Pferd, den Hunden und Jägern darin ertrunken
. Dennoch hat man ihn noch manchmal über die Höhe toben hören, und die
Alten sagten dann zu ihren Kindern: „Nehme euch in acht, Chinder, der Habsperger
chunnt!" oder: „Höre ihr im Habsperger sii wild Heer?" — Höre ihr der
Hörnlisee ruusche?" Schon lange hat man den Habsperger nicht mehr gehört.

Weinwagen festgebannt

Es fuhr einmal ein Fuhrmann mit einer Fuhre Wein durch Müllheim. Als er
an einem Haus vorbeifahren wollte, schaute ein Mann zum Fenster heraus und
lachte höhnisch. Sofort blieben die Pferde stehen und konnten den Wagen nicht
weiterbringen, selbst als andere Fuhrleute zu Hilfe kamen und auf der leicht
abfallenden Straße sechs Pferde davor gespannt waren. Da rief ein Knecht:
„Schlöön doch die sibti Speiche us em Rad!" Als das der Mann im Fenster hörte,
kam er eilig auf die Straße heraus und sagte zu den Fuhrleuten: „Das bruche
ihr nit mache, es goht au so!" und sogleich rollte der Wagen von selber an.
Der Mann konnte nämlich hexen und hatte den Weinwagen festgebannt. Hätten
sie die siebte Speiche aus dem Rad geschlagen, dann hätten sie dem Mann ein Bein
abgeschlagen.

Unerlöster Reiter

Bei Müllheim liegen die Dörfer Hügelheim und Buggingen. Dort hatte einmal
ein Bursche ein Mädchen lieb, und auch es hatte ihm Treue versprochen, obschon
es sein Wort nicht hielt. Wenn der Freund ihm deswegen Vorwürfe machte,
stritt es immer wieder alles ab und behauptete das Gegenteil.

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