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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 242
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0028
sie auf dem Tuniberg bei Rimsingen die Ehrentrudiskapelle errichtet und den
Mönchen von Cluny das verschwundene Dorf Grüningen für eine Klostergründung
geschenkt. Das mag um 1080 gewesen sein. Der um das Jahr 1015 in
Regensburg geborene hl. Ulrich wurde als Prior in das Kloster gesandt. Aber es
war ihm hier zu laut und zu betriebsam, und so wurde das Klösterchen in eine
verborgen liegende Zelle verlegt. Diese baute er aus und alles darum, auch der
Berg Geiersnest wurde dem Kloster überlassen. Nun hatte der Heilige alles so, wie
er es sich gewünscht, und es fehlte ihm nur ein großer Stein für einen Brunnen,
wohl einen Taufbrunnen. Aber weil in dem Tal keiner zu finden war und kaum
ein tauglicher Stein durch das enge Tal herangeführt werden konnte, erschien es
ihm unmöglich, einen solchen Brunnen zu bekommen.

Eines Tages schlief er im Freien ein, und er sah im Traum auf dem Meeresgrund
einen runden Sandsteinblock, wie er ihn zu einer Brunnenschale wünschte.
Erst am Morgen erwachte er, und als ein Jäger des Wegs kam, erzählte er ihm
seinen Traum. Der Jäger versprach ihm, einen solchen Stein herbeizuschaffen, doch
dafür müsse er ihm seine Seele verschreiben. Da wußte der Heilige, wer vor ihm
stand und sagte zu ihm, er werde um neun Uhr die Messe lesen. Bringe ihm der
Jäger vor der Wandlung den Stein, so solle ihm die Seele des Heiligen nach
seinem Tode gehören. Bringe er aber den Stein erst nach der Wandlung, so gehöre
der Stein Sankt Ulrich, seine Seele aber nicht dem Jäger. Der Teufe' war einverstanden
, und als der Heilige die Messe las, war auch der Böse mit dem Stein
auf dem Kopf im Anflug. Schon vom Tal her hörte er aber das erste Läuten zur
Wandlung, über dem Geiersnest das zweite. Da warf er vor Zorn brüllend den
Stein zum Kloster hinab, und der hl. Ulrich ließ daraus ein kunstvolles Brunnenbecken
anfertigen.

Noch heute ist der Stein im Klostergarten von St. Ulrich zu sehen, der im
Volksmund „Teufelsstein" genannt wurde.

Dreihundert Bauersleut' erschlagen

Als die Schweden im Lande waren, belagerten sie unter dem Rheingrafen Otto
Ludwig die Festung Breisach und verwüsteten auch das umliegende Land. Der
alte Kastellan der Kirchhofener Burg sammelte die wehrfähigen Männer und
stellte sie unter die Führung des jungen und tapferen Waldmeisters Hans Scherlin
in der Absicht, diese mit dem Herzog Feria von Breisach gegen die Schweden antreten
zu lassen. Zu Scherlin stellten sich auch die Männer der umliegenden Dörfer.
Doch schon nahten die Schweden unter Oberst Schaffalutzki dem Dorf. Scherlin
setzte sich mit seinen Bauern zur Wehr, und sie kämpften verbissen gegen die
Übermacht. Bald mußten sie entsetzt ihr Dorf und die Kirche in Flammen aufgehen
sehen. Als die Schweden ihnen in den Rücken fielen, hoffte Scherlin und
seine Männer wenigstens die Burg halten zu können, und sie verteidigten diese
heldenhaft.

Da gelang es dem Feind, dem Abend zu, die Schleusen des Wassergrabens zu
öffnen, und am Morgen stürmten die Schweden die Mauern und warfen Feuerbrände
in die Burg. Die Bauern aber gerieten in Gefahr, vom Brand und einstürzenden
Giebeln getötet zu werden, und auch Hans Scherlin sank zu Bodei-.
Nun wollten sich die Bauern ergeben mit der Bedingung, daß ihnen freier
Abzug gewährt werde. Das wurde den Männern versprochen. Auf des Obersten
Wort vertrauend, flohen sie vor dem Feuer von der Burg. Aber wie sie kamen,
wurde einer nach dem andern von den Schweden mit Keulen und Spitzhämmern
erschlagen.

„Dreihundert Bauersleute waren todt geschlagen" sagt die Inschrift am Altarstein
der Pfarrkirche zu Kirchhofen. Unsäglicher Schrecken und Trauer löste dieser

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