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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 248
(PDF, 42 MB)
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In die Gruft gebannt

Am Weg von Endingen nach Riegel stand einst am Schambach das Siechen- oder
Gutleutehaus. Einer, der sich Doktor heißen ließ, kurierte die Insassen des Hauses
mit Verordnungen und Mitteln seiner besonderen Art. Es graute darum einem
jeden davor, diesem grausamen Doktor ausgeliefert zu werden, denn kaum einer
kam mit dem Leben davon.

Als der Doktor starb, wurde er mit seinem Doktorhut auf dem Gut, das zum
Gutleutehaus gehörte, in einer Gruft beigesetzt. Aber sein böser Geist trieb weiterhin
sein Unwesen und mußte in die Gruft festgebannt werden. Trotzdem führte
er noch lange später die Wanderer, die in der Nacht seinem Licht nachgingen,
ganz falsche Wege und warf sie in den Bach. Vor allem hatte er es auf die
Holz- und Weinfuhrleute abgesehen, denn man fand manchen, der dort in der
Nacht vorbeifahren wollte, am andern Morgen tot auf dem Weg oder in dem
kleinen Bach auf.

Rotwein anstatt Wasser

Der Schambach zwischen Endingen und Riegel hat die kälteste Quelle am
Kaiserstuhl. Diese Quelle fließt durch einen tiefen Keller im Schiimberg, in dem
alter Eckinzberger Rotwein in mächtigen Fässern lagert. Die kalte Quelle hält den
Wein recht kühl und frisch, doch keiner kann an den köstlichen Wein herankommen
. Doch wenn es in der Christnacht die Mitternachtsstunde schlägt, läuft
aus der Quelle Eckinzberger Rotwein anstatt Wasser heraus. Dann wird es um die
Quelle wunderbar hell, und Engel singen dort „Ehre sei Gott!" Deshalb wird
noch heute der Rebgewann, in dem einst die kalte Quelle in der Christnacht
Eckinzberger Rotwein führte, „Engelsberg" genannt. Und noch heute werden in
Endingen um diese Stunde die Brunnen aufgesucht, und „Heiliwog", heiliges
Wasser, wird nach altem Brauch in festlicher Weise geholt und getrunken.

Zehntenstein verrückt

In den Eckinzberg hinein führt vom Habstahlbuck ein Fahrweg. Dort ging
früher am großen Zehntenstein ein unruhiger Geist um, der in diesen Stein gebannt
worden war. Der Vogt von Maria-Zell, dem heutigen St. Märgen im Schwarzwald
, hatte nämlich von der sogenannten Wolfhüle den Zehnten von Reben und
Ackerland zu fordern. Weil der Vogt aber mehr haben wollte, verrückte er in
einer Nacht den Grenzstein zu seinen Gunsten. Deshalb fand er keine Ruhe im
Grab und mußte noch lange am Zehntenstein umgehen.

Jäger stahl Pulver

Als das Nächstental bei Endingen noch eine Wildnis und die Flinte kaum
erfunden war, sollte dort eine Jagd abgehalten werden. Doch einer der Jäger
stahl alles Pulver, das man mitgebracht hatte und versteckte sich damit. Zum Zeitvertreib
zündete er sich ein Pfeifchen an. Da entzündete beim Feuerschlagen ein
Funke das ganze Pulver, und der Jäger kam elend ums Leben. Zur Strafe für
seinen Diebstahl mußte nun sein Geist als Jäger das ganze Tal bewachen, und
wenn ein Wilddieb in seine Nähe kam, erging es ihm übel.

Hexen badeten

Im Etzental war einst eine Quelle, die nur bei Nacht floß. Bei Tag war das
darin stehengebliebene Wasser schmutzig und trüb, denn die Hexen hatten um

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