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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 253
(PDF, 42 MB)
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wilde Reiter aber in seiner Verzweiflung und Reue achtete nicht der Gefahr,
spornte das Pferd und zwang es zum Sprung in die Tiefe. So fand auch der
väterliche Mörder ein grausiges Ende.

Die beiden Seelen der Ermordeten geistern als Lichtlein noch heute im „Schlößli-
garten". Wenn ein Brautpaar diese beiden Lichtlein sieht, so bedeutet das viel
Glück. Der ruhelose Geist des Ritters aber jagt noch heute über den „Ritterpfad",
entlang der Gärten gegen die „Bühlmatte" und die „Steingrube". Bei stürmischem
Wetter, wenn nachts die Fensterläden schlagen und der Wind in den Bäumen
pfeift, hört man das Hufgeklapper des galoppierenden Pferdes auf der Bühlmatte
".

Der See unter dem „Steinacker"

Als markante Höhe des Hügellandes zwischen Rheinebene und dem Schwarzwald
erhebt sich über unserm Dorf der „Steinacker". Auf seinem Rücken und an
den Hängen bilden Eichen und Buchen unsern Wald. Viele Quellen entspringen
dort, die bis in die jüngste Zeit das Wasser für Menschen und Tiere lieferten.
Gewannamen wie „Egelbrunnen" und „Heiligbrünnle" deuten noch heute auf den
Wasserreichtum dieses Waldes hin. Alle diese Wasser kamen aus dem „See unter
dem Steinacker".

Vor vielen hundert Jahren mußte Hansjerg, das Bübchen eines armen Holzhauers
, seinem Vater täglich das Mittagessen in den Wald bringen. Eines Tages
war es so heiß, als Hansjerg den steilen Berg zum „Gaisbuck" hochstieg. Gleich im
Wald wußte er eine Quelle. Dort wollte er seinen Durst löschen. Der schwere
Korb drückte ihn sehr, und er war froh, als er ihn für kurze Zeit abstellen konnte.
Er trank sich satt und ruhte ein wenig aus. Das Wasser kam aus einer Felsspalte,
die von wildem Gebüsch umsponnen war. Weil Hansjerg noch etwas Zeit hatte
und dazu ein gar wunderfitziger Bub war, kroch er in das Gebüsch. Im Felsen
war ganz versteckt ein kleine Höhle. Das mußte er genau sehen und schlüpfte
hinein. Was machte es schon, daß er seine Hose zerriß, sie war ja so schon alt und
geflickt. Hansjerg dachte nicht mehr an den Korb mit dem Mittagessen für seinen
Vater. Immer weiter schlüpfte er, und die Höhle wurde immer größer. Aus dem
Berg glaubte er ein fernes Rauschen zu hören. Oder war es nur das Bächlein, das
neben ihm der Quelle zufloß? Um ihn herum war es ganz dunkel geworden. Nun
fürchtete er sich doch ein wenig. Das Büblein wollte wieder umkehren, fand aber
keinen Weg mehr. Da rief es nach seinem Vater, aber der hörte ihn nicht. Seine
Stimme klang wie im tiefen Wald. Das Echo klang von ganz weit her. Auf einmal
sah er ein kleines Licht. Das leuchtete wie Silber so hell. Er konnte nun fast aufrecht
gehen in der Höhle. An den kalten, nassen Felsen tastete er sich weiter und plötzlich
stand er an einem großen See. Obwohl die Sonne da unten im Berg nicht schien,
war es ganz hell. Soweit er sehen konnte, reichte das Wasser. Es war so groß wie der
ganze Wald, den er ja gut kannte. Bis auf den tiefen Grund des Sees konnte er
sehen, so klar war das Wasser. Von der Decke, die sich über den See spannte,
hingen lange Wurzeln herab, mit denen die großen Eichen und Buchen die Feuchtigkeit
aufsogen. Da staunte Hansjerg sehr, Angst hatte er keine mehr. Als er sich
umdrehte, stand ein kleines Männlein mit einem langen Bart vor ihm. Der Bub
erschrak, aber das Waldmännchen sagte: „Erschrecke nur nicht, ich tue dir nichts
zu Leide, komm' mit mir." Dicht an einer vorspringenden Felsplatte lag ein ausgehöhlter
Baumstamm im Wasser. Das war ein Schifflein, in das sie nun stiegen und
über den ganzen See fuhren. So etwas hatte Hansjerg noch nie erlebt. Als sie am
andern Ufer wieder ausgestiegen waren, führte das Männlein den kleinen Hansjerg
in einen Raum, wo in der Ecke am Boden ein Bettchen aus Moos und Laub zurecht
gemacht war. „Hier mußt du nun bleiben," sagte das bärtige Männlein. „Du
darfst nicht allein an den See, sonst ertrinkst du". Das arme Büblein setzte sich auf

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