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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 254
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0040
das Lager am Boden. Da fiel ihm sein Vater ein, der sicher auf sein Essen wartete.
Jetzt mußte es doch weinen, schlief aber bald ein: Wie es aufwachte, saß das
Waldmännlein wieder neben ihm. Hansjerg wollte nun wissen, wo er war. Da erzählte
ihm das alte Hutzelmännchen: „Weil du ein braver Junge bist, will ich dir
alles sagen. Du mußt mir aber versprechen, keinem Menschen etwas davon zu
erzählen, auch deiner Mutter und dem Vater nicht. Tust du es trotzdem, dann mußt
du sterben." Das Büblein versprach es. Und nun erfuhr es, daß aus diesem See
alles Wasser fließe, was sie im Dorf zum Kochen und Trinken brauchen. Nie wird
er leer, denn wenn es regnet, läuft er wieder ganz voll. Solange die Spalten in den
Felsen, wo das Wasser als Quelle herausfließt, klein bleiben, kann kein Unglück
passieren. Wenn aber bei einem Erdbeben die Erde aufreißt, oder wenn die Leute
im Dorf sehr böse sind, fließt der See mit einem Male aus, und das viele Wasser
kommt mit großer Gewalt den „Gaisbuck" hinab ins Dorf und nimmt alle Häuser,
Menschen und das Vieh mit bis an den Rhein, wo alle ertrinken müssen. Als das
Hansjerg vernommen hatte, war ihm nicht mehr ganz geheuer da unten im Berg. Er
wollte wieder heim. Aber das ging nicht so schnell. Er müsse warten, bis der Vollmond
am Himmel stehe, sagte ihm das alte Männlein. So war es tiefe Nacht, als
er an der Quelle wieder hinausschlüpfte. Der Mittagskorb stand nicht mehr dort.
Den hatte der Vater gefunden, als er seinen Jungen gesucht hatte. Im ganzen
Wald haben den Tag über viele Leute nach dem Hansjerg gesucht, aber nicht gefunden
. Traurig waren sie alle nach Hause gegangen. Die Mutter weinte die ganze
Nacht. Da hörte sie jemand spät in der Nacht an den Fensterladen klopfen. Als
sie aufmachte, stand das Hansjergli frierend vor Kälte und Nässe vor der Türe.
Alle fragten ihn, wo er solange gewesen sei, aber er sagte es niemand. Er wollte nun
ins Bett, denn er fühlte sich krank. Noch in der Nacht bekam er Fieber. Er redete
ganz wirr und in seinem Fieber erzählte er alles, was er den Tag über erlebt hatte.
Jetzt wußten es seine Eltern, und als es gegen Abend ging, mußte das kranke Kind
sterben, so wie es das Waldmännlein prophezeit hatte.

So wurde der „See unter dem Steinacker" bekannt, und die Sage hat sich bis auf
den heutigen Tag erhalten. (Alfred Gugelmeier)

Vom Auggener „Dorfschrätteli" und die „Hacher-Chilbi"

Wer in früheren Jahren, als noch keine Straßenbeleuchtung den Ort des Nachts
erhellte, um Mitternacht durch's Dorf ging, dem konnte es passieren, daß ihm ein
schattenhaftes Tier über den Weg lief. Von weitem war es so groß wie ein Kalb,
beim Näherkommen nur noch wie ein Hund und wenn es nahe an einem vorbeihuschte
, war es nur noch eine schwarze Katze mit einem kleinen weißen Fleck
auf der Brust. Das war das „Dorfschrätteli". Wer im Schlaf von schweren, ängstlichen
Träumen geplagt wurde, dem, sagte man, sei das „Schrätteli" auf der Brust
gehockt.

Wie es zur „Hacher-Chilbi" kam. Früher hatte der kleine Weiler Hach seine
eigene Kirche. Daraufhin deutet noch heute der ortsübliche Name des steilen Ortseinganges
, der „S' Chilchli uff" heißt. Wer also nach Hach will, muß „s' Cchilchli
uff". Bis vor zwei Jahren wurde jeweils am 3. Sonntag nach Ostern, also an Jubi-
late, die Kirchweih gefeiert. Um die Erinnerung daran nicht in Vergessenheit geraten
zu lassen, sei der angebliche Ursprung dieser einzigen evangelischen Kirchweih
hier am Oberrhein festgehalten:

Als die Hacher Kirche wieder einmal mehr durch Krieg zerstört worden war,
wurde in einem Schopf behelfsmäßig Gottesdienst gehalten. Als Kanzel diente
ein altes Faß. Eben an einem 3. Sonntag nach Ostern, als der Pfarrer mit guten
Worten und. temperamentvollen Gesten seinen Schäflein ins Gewissen redete, brach
der Boden des morschen Fasses, just in dem Augenblick, als er die Bibel las, die
da sagt: „Über ein Kleines und ihr werdet mich sehen". Von dem im Faßbauch

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