Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 256
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0042
fällig schaute einer in die Höhe und sah oben am Rand des Schachts einen festlich
gekleideten Pfarrherrn stehen, der ihm heftig winkte, heraufzukommen. Das sagte
der Knappe seinem Kameraden und der seinem Steiger. Der war ein gottesfürch-
tiger Mann, er erschrak und wußte, daß das etwas zu bedeuten hatte. Er rief alle
Erzknappen zusammen, und sie stiegen aus dem Schacht. Der letzte war kaum
oben, da rumpelte der Schacht mit großem Getöse zusammen. Der Geistliche aber
war nicht mehr da, und die Erzknappen, die in der Nähe über Tage arbeiteten,
hatten nie einen gesehen.

Der Prügelgeiscbt

Früeiher emol het in eme Hus bi der Hammersteiner Mühli im Chandertal
e Prügelgeischt sii Unwese tribe. Ohne aß me ehn gseh het, het der Ohrfiige un
Püff usteilt, wenn keiner dra denkt het. Wu d Lüt im Hus nümi gwüßt hän, was
si in ihrer Not mache solle, do isch e Münch diu un het ehne ghulfe. Er het de
Geischt in e Fläsche bannt, het si in der Wald bim Bruederloch trait un dort vergrabe
. Sit dem chunnt jedes Johr de Prügelgeischt ei Hahneschritt nöcher zuem
Hus zruck, bis er zletscht wider drin isch un d Lüt wider ploge cha.

Scherbe sin zue Gold worde

E Holzmacher isch uf der Egerte bi Wollbach im Chandertal bim Wellemache
gsi. Z Mittag het er e Maidli mit eme Chorb uf em Chopf derher laufe gseh. Er
het denkt, es seig e Bekannti, wu für Holzmacher s Esse in der Wald trage
müeßt un het ihre Name gruefe. In dem Augeblick aber het das Maidli der Chorb
uf der Bode gheie loo un isch furtgrennt. Das het der Holzmacher arg verwunderet,
un er isch zue dem Chorb higange, het aber nüt as verheit Gschirr gfunde. Vu
dene Scherbe het er e paar zsämmeglese für siini Chinder, wil er denkt het, sie
chönnte gvätterle dermit. Däheim het er die Scherbe us der Tschobetäsche gnu, do
sin s luter Goldstückli gsi. Do isch der Holzmacher gli zruck in der Wald un het
wolle die andere Scherbe au noh hole. Aber die sin alli verschwunde gsi.

Vier Müller — vier Spitzbuben

Auf dem Gutshof Kalteherberge, der zugleich Poststation am Schliengener
Berg war, lebte vor langer Zeit der Posthalter Reinau, ein reicher Mann, doch
nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Seinen Reichtum verdanke er einem Engländer
, wurde erzählt, der dort übernachtet und den der Posthalter ermordet
und beraubt habe.

Sonderbare Anzeichen gingen seinem Tod voraus, und in großen Ängsten starb
er. Als aber die Träger den Sarg vor dem Gutshaus aufheben wollten, brachten
sie ihn nicht von der Stelle, auch nicht, nachdem sie drei Vaterunser gebetet
hatten. Einer der Träger schaute ratlos am Haus empor, und da sah er den Toten
„zum obere Bühnilade", zum Dachbodenfenster herausschauen. Und auch die
vielen Teilnehmer sahen den Geist und gingen verstört von der „Liicht" (Begräbnis
) nach Hause. Der Sohn des Toten aber sprengte im Galopp zur „Schlöferi"
(Somnambule) nach Seefelden, damit sie den Bann löse, der auf dem Toten lag.
Am anderen Tag fand die Beerdigung noch einmal statt. Nun mußten vier Müller
aus der Umgebung den Sarg hochheben und dabei zusammen sagen: „Hoi uf —
hoi uf! Es hebe vier Spitzbuebe ne Dieb uf!"

Damit war der Bann gelöst, und alles ging nun nach der Ordnung weiter.

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