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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 264
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0050
Aber einmal ist ein alter Mann neben der Kirchtüre gestanden, der sie warnte,
sie solle von ihrem Hochmut und Stolz lassen und ein anderes Leben führen, wenn
sie einmal ruhig sterben wolle. Sie blickte nur spöttisch über den Mann hinweg,
aber am folgenden Sonntag ließ sie nur Flanell über die Bretter legen. Doch die
Warnung hatte sie bald vergessen.

Nachdem die Jungfer gestorben war, zeigte sich, daß der Mann recht behalten
hatte. Als man sie nämlich auf dem Gottesacker begraben hatte, stand am andern
Morgen der Sarg außen an der Kirchhofmauer. Man brachte ihn an seinen Platz,
doch am nächsten und übernächsten Morgen stand er wieder draußen. Da luden
sie den Sarg auf den zweiräderigen Schinderkarren, spannten zwei junge schwarze
Stiere, die noch nie ein Joch getragen hatten, davor und ließen sie laufen. Sie
liefen mit der Karre geradewegs auf den Häfnetbuck zu einer Quelle, und dort
wurde die Jungfer begraben.

Die Quelle wurde gefaßt und „ Jumpferebrünnli" geheißen. Bald darauf hieß
es, die „Häfnetjumpfere" gehe um. Wenn die Sonne aufging, konnte man manchmal
sehen, wie sie sich am Brunnen gewaschen und ihre flachsblonden Haare gestrählt
hat. Ging einer am Brunnen vorbei, der sich noch nicht gewaschen hatte,
war sie auf einmal da und wusch und strählte ihn, daß ihm Hören und Sehen
vergangen ist. Des Nachts ging keiner gerne am Brunnen vorbei. Und wenn sich
ein Kind nicht gerne waschen ließ, durfte die Mutter nur sagen: „Mei, d Häfnetjumpfere
chunnt go di wäsche!" dann gab es keine Widerrede mehr.

Geist in der Flasche vergraben

In Steinen lebte auf seinem Hof gegenüber dem Pfarrhaus ein Bauer, der
Kromer hieß und weil er gerne auf die Jagd ging, „Kromerschütz" genannt wurde.
In die Kirche sah man ihn selten gehen, denn wenn andere am Sonntag zum
Gottesdienst gingen, nahm er sein Gewehr und schoß Hasen und Rehe. Der
Leuten war er unheimlich, denn er fürchtete niemanden und nichts. Und einmal
war ein Knecht, der in seinem Dienst stand, eines Morgens erwürgt im Stall aufgefunden
worden. Man hatte den Kromerschütz als Täter im Verdacht, und wo es
nun im Dorf ein Unglück gab, wußte man, daß er die Hand im Spiel hatte. Noch
bei seinem Tod zeigte sich seine Wildheit und Schlechtigkeit. Bei seinem Begräbnis,
als man den Sarg vom Hause wegtragen wollte, rief einer aus dem Leichenzug:
„He, luegedoch au der Chromerschütz! Er luegt jo dort obe zuem Fenschter use".
Da sahen alle Leute, wie der Kromerschütz aus dem Dachfenster des Hauses
seinem Leichenzug schadenfroh lachend und grüßend nachschaute.

Die Bewohner seines Hauses erlebten nun böse Zeiten, und im ganzen Dorf
hieß es, „der Chromerschütz goht um!" denn er trieb es weiter wie zuvor. Doch
eines Abends kam eine Kutsche mit Kapuzinern angefahren, und die bannten
den unruhigen Geist in eine Flasche. Ein Mann mußte die Flasche in das Gewann
Stockert tragen. Anfänglich war sie leicht, wurde aber immer schwerer und war
zuletzt so schwer, daß der Mann vom Tragen einen Leibschaden davontrug. Er
begrub dann die Flasche mit dem Geist des Kromerschützen unter einer Eiche,
und von dem Geist hörte man von da an nichts mehr.

Geist hütete Geldstrumpf

Ein harmloser Geist, Ganggelaris geheißen, ging einst in Steinen um und
neckte gern die Leute. Vor allem im Hause des Bäckers lieferte er manchen Streich.
Wollte der Bäcker mit Holz nach Basel fahren und hatte um drei Uhr morgens
die Pferde gefüttert und angespannt, dann ging er noch einmal kurz ins Haus.
Inzwischen hatte der Ganggelaris die Pferde verkehrt herum aufgeschirrt vor den
Wagen gespannt.

Wie üblich rief einmal der Nachtwächter die zwölfte Stunde aus: Looset, was
i euch will sage, d Glocke het —. Weiter kam er nicht, denn er bekam so eine

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