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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 270
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0056
Dort hatte ein alter Schuhmacher von den Alten erzählen hören, daß in
uralter Zeit ein Volk in dieser Gegend saß, Rauriker geheißen, das in die
Schweiz abgedrängt wurde. Etliche davon hatten noch lange am Belchen versteckt
gehaust, waren scheu, aber groß und stark, und man ging diesen geisterhaften
Menschen lieber aus dem Weg. Die Holzmacher sahen sie manchmal im
Wald verschwinden, und Marktfrauen sahen die Waldleute ab und zu, wenn sie
vom Altbadischen (ehem. Markgrafschaft) über Gresgen hinüber nach Zell im
Großen Wiesental (ehem. Vorderösterreich) zum Markt gingen. Aber einmal war
eine Raurikerin bei einem Bauer in Gresgen im Dienst.

Ein Bauer schickte seinen Knecht nach Elbenschwand hinter Tegernau hinab.
Dort habe er ein neues Joch für die Ochsen bestellt, das solle er holen. Der Knecht
bekam das Joch und trug es auf dem Rücken heim. Er ging gerade zwischen
Elbenschwand und der Blauener Ebene, da hörte er hinter sich ganz laut und
deutlich rufen: „He, Jochträger, sage doch au der Raurikere, der alt Muckesturm
sei gstorbe!"

Der Knecht drehte sich gleich nach dem Rufer um, schaute nach allen Seiten,
konnte aber keinen Menschen und keine Seele sehen, und er wunderte sich sehr
darüber. Als er nach Hause kam, erzählte er alles haargenau seinem Bauer.

Zu dieser Zeit stand bei dem Bauer eine junge Magd im Dienst, die sehr schön
war. Niemand wußte, wo sie hergekommen war, und keinem verriet sie ihren
Namen. Weil sie aber brav und fleißig war, behielt sie der Bauer gerne.

Zufällig hatte das Mädchen zugehört, was der Knecht erzählte, und gleich
darauf verschwand es vom Hof. Es war also selber die Raurikerin. Kein Mensch
hat jemals erfahren, wo das Mädchen hingekommen ist.

Verhexte Geiß

Es ist schon lange her. Da kam einmal die Großmutter zum Großvater in die
Stube und sagte, eine der Geißen gebe schon drei Tage keine Milch mehr. Gewiß
sei die Geiß verhext. Der Großvater überlegte nicht lange. Er hatte ein Büchlein,
das „Kleines geistliches Schild" hieß, und in dem Büchlein stand vieles darüber
geschrieben, was gegen Hexerei zu tun war. Er fand auch gleich das, was er
suchte, aber sagen durfte er es niemanden. Doch der Enkel beobachtete ihn, wie er
ein kleines Gütterlein (Fläschchen) nahm, etwas hineintat und es dann unbe-
schrauen ganz hinten im Stall an einem Faden aufhing. Dann sagte der Großvater
zur Großmutter: „Jetz, Annemeili, jetz paß uf! Der erseht, wu am Morge in der
Stall chunnt, het d Geiß verhext!"

Im Dorf hatte man schon lange einen, der Lenz hieß, im Verdacht, er könne
hexen. Und der kam am Morgen auch zuerst in den Stall. Jetzt wußten sie gewiß
, daß der Lenz ein Hexenmeister war, und darum war es aus mit seiner
Hexerei. Nun gab die Geiß wieder Milch wie zuvor.

Licht in der Röthi

Vor hundert und mehr Jahren kaufte jede Woche ein Schweinehändler in
Gresgen Schweine auf, trieb sie am frühen Morgen nach Zell hinab und verkaufte
sie dort mit gutem Gewinn auf dem Schweinemarkt. Gewöhnlich hatte er viel
Geld in der ledernen Geldkatze um den Leib gebunden. Doch an einem frühen
Morgen, als es noch dunkel war und der Mann wieder Schweine bergab trieb,
verschwand er im Gewann Röthi, zwischen Gresgen und Adelsberg „bei der
Hurst" spurlos. Man vermutete, daß ihn einer umgebracht, ihm das Geld abgenommen
und ihn dort bei der Hurst verscharrt habe. Wohl grub man an dem
Platz nach ihm und suchte den Schweinehändler überall, konnte aber nicht die
kleinste Spur von ihm finden.

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