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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 271
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0057
Bald danach hieß es, die Seele des Toten finde keine Ruhe, sie suche den
Mörder, denn man sah an jenem Platz in der Nacht einen Mann mit einer Laterne
auf dem Kopf umgehen. Noch lange nachher konnte man auch nur eine brennende
Laterne oder nur ein Licht dort schweben sehen, und jeder ging dem Licht in der
Röthi aus dem Weg.

Niemals mähten die Bauern Gras auf dem verrufenen Platz, denn hätte das
Vieh davon gefressen, so wäre es verhext worden. Einmal hatte nämlich Vieh
von dem Gras gefressen, da war am andern Morgen alles Vieh im Stall nicht
mehr angebunden und rannte frei im Stall herum.

Geist in der Flasche

Bei dem Fridli-Vogt ging es einst nicht mit rechten Dingen zu. Obwohl er reich
an Gut und Geld war, nützte er seine Dienstleute aus und unterdrückte die Armen.
Auch Grenzsteine versetzte er zu seinen Gunsten, und das zählte damals zu den
schlimmsten Verbrechen. Immer auf seinen Vorteil bedacht, fuhr er beim Ackern
eine Furche nach der andern vom Äckerlein eines Armen zu seinen Äckern daneben
. Weil nach und nach auch die Grenzsteine verschwanden, konnte so ein
Armer nie zu seinem Recht kommen. Weil er das und andere Dinge ungestraft
tun konnte, wußte man, daß es bei ihm nicht mit rechten Dingen zuging, daß er
hexen konnte.

Nachdem der Fridli-Vogt gestorben war, saßen nach seinem Begräbnis seine
Verwandten und Dienstboten in der Stube beim Leichenmahl. Es gab Speck und
Brot zu essen und Schnaps zu trinken. Drei Knechte hatten es sich oben auf dem
warmen Kachelofen bequem gemacht, und als alle so beim Schmausen waren, rief
einer vom Ofen herab: „Wenn ihr wüßtet, was mit dem Speck gscheh isch, wurdet
ihr ehn nit esse!" Und da fragten gleich alle: „Warum nit?" und da gab der
Knecht zur Antwort: „Wil der Vogt der Magd s Füdle iigschmirrt het dermit!"

Den Speck hatte der Vogt den Leuten nicht gegönnt, und allen war auch
gleich der Appetit vergangen.

Sie ließen einen Hexenbanner kommen, der den bösen Geist des Fridli-Vogts
in einer Moßguttere (Flasche mit einem Maß Inhalt) an den Zeller Blauen bannte.
Und der Geist in der Flasche kommt jedes Jahr einen Hahnenschritt vom Zeller
Blauen näher zum Dorf herab. Kommt er bis ins Dorf, muß er darin so lange
umgehen, bis ihn einer vom Bann erlöst.

Gespenstische Blasmusik

Ein junger Bursche von Gresgen war einmal auf dem Heimweg bis zur Blauener
Ebene gekommen, und er war wahrhaftig kein erschrockener Kerl. Dort standen
hohe Tannen, und es ging auf Mitternacht zu, als plötzlich ein starker Wind um
ihn aufkam. Er schaute sich um, und da kam vom Blauen her eine gespenstische
Blasmusik gerade auf den Burschen zu. Er stellte sich hinter eine der Tannen und
lauschte, was die Musik vor hatte, und dabei schüttelte es ihn durch und durch, so
als ob ihn einer beim Kragen hätte. Da schlug es zwölf Uhr, und mit dem ersten
Schlag war die Blasmusik verschwunden. Er rannte nach Hause, denn dieser Geistmusik
hätte er nicht noch einmal begegnen wollen. Von da an nahm der Bursche
immer seinen Revolver mit, wenn er diesen Weg heim machen mußte.

Das seltsame Wesen

Bald darauf war der Bursche wieder des Nachts auf dem Nachhauseweg. Und
am selben Platz auf der Blauener Ebene, an dem die Blasmusik gekommen war,
lief ihm ein seltsames Wesen über den Weg. Es war kaum so groß wie ein Zwerg,

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