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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 272
(PDF, 42 MB)
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ging auf zwei Beinen, hatte aber keinen Kopf und war grau. Mehr konnte der
Bursche in der Dunkelheit nicht erkennen. Dieses komische Etwas lief immer etwa
fünf Meter vor ihm her, bis er schließlich zu fluchen anfing. Dabei gab er mit
seinem Revolver einen Schuß ab, und da war das Unding auf einmal weg. Auch
später hat er es nie mehr gesehen.

Geschrei im Hochwald

Derselbe Bursche ging einmal mit einem Kameraden gegen zwölf Uhr nachts
von Hausen im Wiesental durch die dichten Wälder den Weg nadi Gresgen hinauf.
Da, als sie so bergauf gingen, hörten sie plötzlich droben im Hochwald einen so
schrecklich schreien und brüllen, als ob einer einen umbringen würde. Den beiden
lief vor Sckreck eine Gänsehaut den Buckel hinauf, und sie machten, daß sie so
schnell wie möglich weiterkamen. Fast liefen sie sich zu Tode und mußten sich
zum Verschnaufen hinhocken.

Da war es auf einmal still. Und sobald sie weiterliefen, ging das Geschrei
wieder los. So ging es weiter, bis sie ganz abgehetzt ins Dorf kamen.

Was das im Hochwald bedeutet, das erfuhren die Burschen nie. Sauber war
es nie um zwölf Uhr des Nachts, auch drüben um die Rothenburg nicht.

Das Mädchen im Stall

Die jungen Leute trafen sich früher im Winter gern im letzten Haus in Elbenschwand
im Kleinen Wiesental beim fröhlichen Lichtgang. Die Frauen saßen am
Spinnrad, und es wurde erzählt, gesungen und auch getanzt, manchmal bis um
Mitternacht. Gingen sie dann um zwölf Uhr aus dem Haus, sahen sie ein Mädchen
aus dem Stall schlüpfen und in der Nacht verschwinden. Den Burschen gefiel das
nette Mädchen, und einer sagte, er getraue sich, das Mädchen festzuhalten. Da
wollten die andern auch dabei sein, und in der nächsten Nacht gingen sie vor
zwölf Uhr in den Stall. Das Mädchen war noch da, und der Bursche nahm es
sofort fest in den Arm. Aber auf einmal hatte er nichts mehr im Arm, — das
Mädchen war nicht mehr zu sehen. Zwei Tage darauf mußte der Bursche sterben.
Das Mädchen hat sich daraufhin nie wieder gezeigt.

Der Kratzgeist

In einem Haus in Elbenschwand hörten die Leute ständig unter einem Bett
kratzen, so als ob man mit den Fingernägeln den Boden aufkratzen wolle. Die
Leute rückten das Bett zur Seite, gruben darunter nach, fanden aber nichts, und
das unheimliche Kratzen ging weiter. Nun dachten sie, es müsse ein böser Geist,
der dorthin gebannt worden war, unter dem Bett sein Unwesen treiben. Sie
holten den Scharfrichter von Rheinfelden, der den Kratzgeist verbannte. Da hörte
das Kratzen, vor dem sich die Leute jede Nacht gefürchtet hatten, endlich auf.

Seejungfer im Brandensee

Im Brandenwald, zwischen Gresgen und Tegernau, war einst ein kleiner See,
der „Brandensee" geheißen. In dem See wohnte eine schöne Seejungfer, die ein
Hexenmeister einmal dorthin gebannt hatte. Sie zeigte sich immer wieder einmal,
weil sie gerne erlöst und wieder ein rechter Mensch geworden wäre. Die Seejungfer
nannte man nur „das Branden-Evle".

Einmal ging ein junger Bursche nachts um zwölf Uhr am Brandensee vorbei und
war auf dem Weg nach Gresgen. Da stand plötzlich das Branden-Evle vor ihm
und hing sich fest an seinen Hals. Dem erschrockenen Manne graute es, als er die

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