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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 274
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0060
Der letzte Rothenberger hatte nämlich eine einzige Tochter, die Anneli hieß.
Weil sie so schön war, kamen viele junge und reiche Ritter, die sie zur Frau
wollten. Aber das Burgfräulein nahm keinen der Freier ernst und lachte über sie.
Nicht weit von der Rothenburg stand über dem Kleinen Wiesental die Burg
Neu-Waldeck, und der junge Waldecker dachte nichts anderes, als daß er die
Rothenburgerin einmal als Herrin auf die Waldeck holen werde. Aber als er bei
ihrem Vater um ihre Hand anhielt, spottete Anneli nur hochmütig darüber und
sagte, er solle nach sieben Jahren wieder kommen. Das kränkte den Waldecker,
und er sagte ihr, sie müsse die Folgen ihres Leichtsinns selber tragen, wenn sie
ihre Worte einmal bereue. Und bald darauf ging der Junker ohne einen Abschiedsgruß
fort. Nach und nach kamen auch die andern Ritter nicht mehr, und als auch
ihr Vater gestorben war, lebte sie mit ein paar Dienstleuten ganz allein auf der
Burg und wurde immer trauriger. Jetzt wartete sie nur noch darauf, daß der
Waldecker zurückkäme, um sie als Burgfrau auf die Waldeck zu holen. Alles was
sie von ihren Höfen und Feldern einnahm, machte sie zu Geld, das Leinenzeug
ihrer Aussteuer staute sich in den Kästen und Truhen und auch das Brautkleid lag
bereit.

Es waren auf den Tag sieben Jahre, als sie vom Turm einen Zug Leute das Tal
heraufkommen sah. Sofort schickte sie einen Knecht hinab, um zu erfahren wer
da käme. Der Knecht war bald wieder zurück und sagte, der Ritter von Waldeck
bringe eine schöne junge Frau mit heim.

Niemals hätte die stolze Jungfer an so etwas gedacht, und in ihrer Verzweiflung
kam sie ganz um den Verstand. Jetzt bereute sie in der Seele, daß sie ihn so gekränkt
hatte und wußte keinen Ausweg mehr. Sie packte ihren Geldschatz, rannte
damit in den Turm hinab und sprang in den tiefen Brunnen. Alle sieben Jahre
konnte man das Burg-Anneli im weißen Schleier um die Burg schweben oder auf
dem Gemäuer sitzen sehen. Noch lange mußte es den Brautschatz hüten, und wenn
einer unten an der verfallenen Burg vorbeiging, winkte es, er solle heraufkommen.
Hätte sich das einer getraut, so wäre das Burgfräulein erlöst und der Schatz ihm
gewesen.

Die unglückliche Jungfer hat man schon lange nicht mehr gesehen, und bis
heute hat keiner den Schatz im Brunnen gefunden.

Schatzgräber auf der Rothenburg

Der letzte Rothenberger hauste noch allein auf der Rothenburg, als während
eines Krieges die Feinde im Begriff waren, die Burg zu erstürmen. In höchster
Gefahr vergrub der Rothenberger in aller Eile den reichen Burgschatz im Burshof.
Doch nachdem er im Kampf gefallen war, wußte keiner mehr den Platz. Zwar
wollten die Fronfastenkinder, die ja in der Christnacht geboren und hellsichtig
waren, gesehen haben, daß ein großer zottiger Hund den Schatz bewachte.

Einmal wollten drei Burschen den Burgschatz gewinnen, und um sicher zu
gehen, fragten sie einen Hexenbanner um Rat. Der sagte, sie sollten dem Teufel
einen jungen kohlschwarzen Bock mitnehmen und Heiligenhelgen einstecken, um
sich selbst zu schützen, sagte ihnen auch einen Zauberspruch und daß sie in der
nächsten Freitagnacht wortlos zu graben beginnen sollten.

Die Burschen hielten sich genau an diesen Rat, wenn es ihnen dabei auch
unheimlich zu Mute war. Sie hatten bereits eifrig und wortlos ein ziemliches Loch
gegraben, als sie unten dumpfe Töne hörten, und sie glaubten schon auf den
Schatz gestoßen zu sein.

Da, als es gerade in Wieslet ein Uhr schlug, flog kläglich rufend eine große
Eule aus dem Loch und über ihre Köpfe hinweg. Der Boden unter ihnen begann
zu beben, und um sie hub ein Heulen und Toben an, als ob der jüngste Tag käme.
Entsetzt darüber, wurden sie plötzlich gepackt, fortgetragen und irgendwohin ab-

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