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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 276
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0062
„I sih zwei Löchli,
die sin uf.

I will si zuemache!"

Das Kind schlief sofort fest ein und konnte nicht sehen, was die kleinen
Leutchen taten. Aber als es erwachte, war es blind, und niemand konnte ihm
helfen.

In ihrer Not ging die Mutter des Kindes zu einer alten Frau, die mehr wußte
als andere. Sie sagte, das Mädchen solle sich am nächsten Fronfastentag wieder
auf die Kunst legen. Doch an diesem Abend dauerte es lange, bis die Fronfastenkinder
ankamen. Das Kind war inzwischen eingeschlafen und hörte sie weder
kommen noch gehen. Als sie die Stube um die erste Stunde verließen, wischte das
letzte Fronfastenkind beim Hinausgehen über beide Augen des Mädchens und
sagte:

„I sih zwei Löchli,

die sin zue.

I will si ufmache!"

Und als das Kind aufwachte, konnte es wieder sehen, und es versuchte nie mehr,
die Fronfastenkinder zu belauschen.

Weiblein warnte vergebens

Nachts ging einmal ein Bursche von Hofen zu seiner Liebsten auf dem Klosterhof
zwischen Weitenau und dem Kloster. Im Leiseholz lief ihm ein winziges Weiblein
über den Weg, das so zusammengedrückt aussah wie ein kleines Bündelchen.
Das warnte den Burschen: „Nimm das Chlosterhofer Maidli nit! Es isch dii Glück
nit!" Aber der Bursche hörte nicht auf das Leisebündeli, wie man dem Weiblein
sagte, und er mußte zwei Jahre nach der Hochzeit sterben.

Schatz auf Alt-Waldeck

Von dem hochgelegenen Dorfe Raich, zwischen dem Kleinen und dem Köhl-
gartenwiesental, geht der Blick über den reizvollen Landstrich am Rheinknie bis
zu den Alpen. Das uralte Bauernland war schon im Mittelalter im Besitz der
Herren von Alt-Waldeck. An die Burg oder „das Schloß" Alt-Waldeck erinnern
nur noch wenige Namen. Einmal wollte ein Bursche um Mitternacht den Weg
gehen, über dem einst die Burg Alt-Waldeck sich erhoben hatte, als er vom
Schloßfelsen her dreimal seinen Namen rufen hörte. Er sah hinauf, da winkte ihm
von droben ein schwarzer Mann, er solle heraufkommen. Der Schloßfelsen war
aber von dichtem Gestrüpp umwuchert, und es ging kein Weg hinauf. Plötzlich
teilte sich das Gebüsch und ein geschlungener Weg war zu sehen, dem der Bursche
unerschrocken folgte.

Droben zeigte ihm der schwarze Mann reiche Schätze in silbernen Schüsseln
und sagte zu dem Burschen, er werde alles bekommen, wenn er ihm dreimal ein
Gebet vollständig nachsagen könne. Der Bursche sprach auch zweimal das Gebet
vollständig nach, aber das drittemal konnte er beim besten Willen das letzte Wort
nicht aussprechen.

Gerade schlug es von der Tegernauer Kirche her zwölf Uhr, da begann droben
ein Getöse und Krachen, daß dem jungen Mann angst und bang wurde. Er sah
nur noch, wie der unheimliche schwarze Mann und die silbernen Schüsseln und
Kannen im Boden versanken. Entsetzt floh er den Berg hinab, und hinter ihm
verwuchs der Weg wieder sogleich zu dichtem Gestrüpp. Von dieser Nacht an
ging der Bursche nie wieder am Schloßfelsen vorbei.

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