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der ganz feurige Augen hatte. Aber die Schatzgräber hatten keine Angst, und
schweigend gruben sie weiter. Auf einmal kam ein großer Wolf heraus, der
noch grausamer aussah als der große schwarze Hund. Sie taten, als sähen sie den
Wolf gar nicht, sagten kein Wort und gruben weiter. Jetzt kam aber ein riesengroßer
Bär heraus, der die Burschen anfallen wollte. Diese wehrten sich, und der
Bär lief davon und verschwand in der Nacht. Und keiner hatte dabei ein Sterbenswörtlein
gesprochen.
Nachdem sie eifrig und schweigend weitergegraben hatten, stießen sie endlich
auf den Waschkessel. Der war bis obenhin voll Gold, so daß den Burschen fast
die Augen übergingen. Schnell wickelten sie dicke Ketten um den Kessel und
zogen ihn mit aller Kraft ein Stück heraus. Da kam plötzlich ein kleines altes
Weiblein aus dem Loch, dem feurige Därme zum Bauch heraushingen, und die
Schatzgräber schüttelte der Ekel, als sie das sahen. Entsetzt rief einer: „Das isch
jetz doch noh s Schlimmscht, wu uusechuu isch!"
Kaum hatte er das gesagt, da krachte es so gewaltig, als ob das ganze Haus
einstürzte. Und der Kessel mit dem vielen Gold rumpelte wieder hinunter. Die
Burschen aber rannten vor Angst davon und blickten sich nicht einmal mehr um.
Seitdem hat man von dem Schatz nichts mehr gehört und gesehen.
Das Schrätteli
Bei Wies lebte einmal vor langer Zeit ein Schrättele. Das hatte ein Hüttlein
in der Teufels-Chuchi, also in des Teufels Küche, wie es dort heute noch heißt.
Dieses Schrättele war ein verhutzeltes Weibchen, kaum so groß wie ein Zwerg.
Es hatte eine große Nase und einen ganz langen Bart, und immer war es hungrig.
Sogar die Frucht auf dem Feld fraß es ab, und fraß den Speck im Kamin an, wenn
es argen Hunger hatte. Doch dort hinten in des Teufels Chuchi kochte es auch viele
heilsame Tränklein für die Menschen und für das Vieh. Sogar für Liebeskummer
hatte es ein Tränklein gewußt, und hat überall gerne geholfen. Für sein Tränklein
brauchte man ihm nur ein paar Körnchen Frucht zu bringen oder ein Ränftlein
Brot, dann war es zufrieden und freute sich. Manchmal brachte ihm auch einer
nichts. Da wurde es zornig, zeigte seinen Zorn aber nicht. Das Tränklein füllte es
stets in eine trockene Schweinsblase und gab es den Leuten mit. Gewöhnlich begleitete
es diese ein Stückchen auf dem Heimweg. Es trug immer einen Dorn
versteckt bei sich, und bekam es einmal nichts, so stach es damit heimlich in die
Blase. Unbemerkt tropfte diese dann aus, und die Leute hatten das Nachsehen. Das
Schrättele aber rieb sich schadenfroh die kleinen Hände und versteckte sich im
Wald. So hat es das Schrättele lange Zeit getrieben, bis man eines Tages sein
Hüttlein leerfand. Und man hat nie wieder etwas von ihm gesehen und gehört.
Vogel Unfried
Vor vielen hundert Jahren hatten die Herren von Wisa oder Wies im wild-
und waldreichen Köhlgartenwiesental ihre Burg. Ein Ritter von Wies war rücksichtslos
und gewalttätig gegen Mensch und Tier. Tag und Nacht ging er jagen
und erlegte, was er antraf, immer begleitet von seinen bösen Hunden.
Einmal schoß er ein Reh an, und seine Hunde verfolgten das Tier, das bei
einer Frau in der Nähe Schutz suchte. Die Frau wehrte den Hunden, und als das
der Jäger sah, hetzte er die Hunde auf die Frau. Sie wurde so übel zugerichtet,
daß sie sterben mußte. Mit ihren letzten Worten verwünschte die Frau den Ritter,
er soll im Grab keine Ruhe finden. Und so war es auch.
Als der Ritter gestorben war und man ihn ins Grab legen wollte, flog er als
rabenschwarzer Vogel davon. Der hatte eine ganz eigenartige, heisere Stimme.
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