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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 281
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0067
Das wilde Geschrei kam immer näher, und bald stand ein großer Haufen
schwedischer Landsknechte außen am Hag. Ihre Kleider waren nur noch Lumpen,
aber sie hatten Waffen aller Art und brüllten und tobten, der Müller solle sein
Geld und seine Weiber herausgeben. Sonst würden sie ihm die Mühle anzünden.
Da ahnte der Müller, daß es jetzt auf Leben und Tod gehen würde, aber zur
Flucht war es zu spät. Immer wurden es mehr, und sie begannen die Sperren einzureißen
, den Hag niederzustampfen und erschlugen die Hunde.

Ein grausames Morden begann. In dem ungleichen Kampf sah der Müller seine
Söhne und Knechte um sich fallen und kam als Letzter vom Hof um. Jetzt fingen
die Landsknechte zu plündern an, fraßen, soffen und lärmten bis zum Abend und
wüteten in der Mühle, wie man es in dieser Gegend noch nie erlebt hatte. Zuletzt
zündeten sie die alte Mühle an. Das große, ganz mit Stroh gedeckte Gehöft brannte
wie Zunder. Wie mächtige Fackeln schlugen die Flammen empor, und der Himmel
und die Bergwände leuchteten schrecklich im roten Widerschein.

Die Rosse, das Vieh und alles, was sie mitnehmen konnten, trieb die Horde
vor sich her und schleppte es mit sich und ihr Gebrüll erfüllte das Tal. Die Frauen
sahen verzweifelt von droben in den Felsen alles mit an. Erst am andern Morgen
getrauten sie sich herab und klagten um ihre Toten. Schließlich stiegen sie wieder
hinauf in die Berge, und man hat nie wieder von ihnen etwas gesehen oder gehört.

Uber den Platz, an dem die Schweizermühle gestanden, ist längst Gestrüpp und
Gras gewachsen. Nur im Frühjahr, wenn in dunklen Nächten der Föhn von den
Alpen her über das Tal braust, konnte man noch lange im Sturm und im Tosen
des Wildbachs das Geschrei der Landsknechte, das Zusammenschlagen der Waffen
und das Jammern und Klagen der Frauen hören. Der Name „Schwiizermühli"
aber ist geblieben bis auf den heutigen Tag.

VOM ANGENBACHTAL ZUM HOTZENWALD

Das Beerenmännlein

In früheren Jahren, als die Leute noch keinen Verdienst in Fabriken hatten
und sehr arm waren, suchten sie durch sammeln von Heidelbeeren und anderen
Beeren etwas Geld zu verdienen. War die Ausbeute schlecht, schob man dem Beerenmännlein
, einem kleinen Berggeist mit langem weißen Bart, die Schuld zu.
Dann sangen die enttäuschten Pflückerinnen auf dem Heimweg:

„Hütteli leer, Chrätteli (Körbchen) leer,

o wenn i nume däheim blibe wär.

Beerimaa isch zue mer chuu,

het mer alli Beeri gnuu!"
Das Beerenmännlein war aber der Möhrengeist, der seit undenklichen Zeiten
an der Hohen Möhr umging und sich in mancherlei Gestalt zeigte. Gewöhnlich
hingen dem unheimlichen Berggeist die langen Haare und der struppige Bart wirr
um das uralte Gesicht und in der Hand trug er einen knorrigen Eichenstock. In
Gestalt des Beerenmännchens nahm er manchmal den Frauen die Beeren weg oder
warf ihnen das gefüllte Körbchen um. Aber auch als gütiger Berggeist hatte sich
das Beerenmännlein gezeigt.

Vom Dorf Riedichen, zwischen der Hohen Möhr und dem Rohrenkopf, ging
einmal eine arme Frau in den Wald, um Heidelbeeren zu suchen. Sie hoffte vom
Erlös ihren Kindern Brot kaufen zu können, das sie seit langem entbehren mußten.
Aber soviel sie auch suchte, fand sie nicht eine einzige Beere, und es ging schon
dem Abend zu. Nun hatte sie die Hoffnung aufgegeben, noch Beeren zu finden
und stand traurig da. Unverhofft kam das Beerenmännlein aus dem Wald heraus
und fragte die Frau nach ihrem Kummer, und sie erzählte ihm von ihrer Not.

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