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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 290
(PDF, 42 MB)
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in den Hosensack steckte, ehe er hinunterging. Einmal vergaß er es, und der
Knabe schlich schnell hin, hob das Kopfkissen hoch, und da lag ein Dolch und
ein Revolver darunter. Erschrocken darüber erzählte er es den Bauersleuten und
wollte nicht mehr bei dem unheimlichen Knecht schlafen. Doch am Nachmittag
geriet der Bauer mit dem Knecht in Streit, schickte ihn fort, aber er war nirgends
lange auf einem Hof.

Bald darauf war der Knabe im Wiesental in der Lehre und ging einmal gegen
Mitternacht nach Hause zurück. Noch außerhalb seines Dorfes begegnete ihm der
Knecht, der ihm aber auswich. Da rief ihm der Junge nach, wo er denn so spät
noch hinwolle. Der Knecht sagte, er müsse auf der Wiese seines Meisters noch das
Wasser abkehren. Aber es kam heraus, daß ihn sein Meister gar nicht geschickt
hatte. Der Wirt vom nächsten Dorf kam aber am andern Tag mit seinem
Wägelchen zur Kirche gefahren. Der erzählte, es hätte in der vergangenen Nacht
einer sein Roß und eine schwarze Kalbin so geplagt, daß sie vor Angst noch
am Morgen über und über mit Schaum bedeckt gewesen seien. Nun wußten sie,
wohin der Knecht gegangen war, und der Meister kündigte ihm den Dienst, als
er davon erfuhr.

Geflochtene Kuhschwänze

An einem Morgen sah einmal ein Bauer, daß die Schwanzhaare seiner Kühe zu
kleinen Zöpfchen so fest geflochten waren, daß man sie kaum mehr aufflechten
konnte. Manchmal gab auch eine der Kühe am Morgen keinen Tropfen Milch.
Der Bauer ließ einen Hexenbanner kommen, der den Übeltäter bannte und ihm
in den höchsten drei Namen gebot, als Erster auf den Hof zu kommen. Der
Mann, dem man schon lange nicht recht traute, kam auch in aller Frühe, der
Hexenbanner schalt ihn ordentlich aus, und nun hatte der Bauer vor dem Plagegeist
Ruhe.

Um einen Laib Brot

In dem Dorf Gersbach, zwischen dem Wiesental und dem Wald (Hotzenwald)
hochgelegen, hatte einmal eine Markgräfin einen großen Hof mit einer alten
Mühle, und alles Land gehörte zu ihrem Besitz. In guten Zeiten hatte die Markgräfin
zu mahlen genug. Aber einmal waren schlechte Erntejahre; es gab fast kein
Korn und darum auch fast kein Brot. Selbst die Markgräfin hatte keines mehr
und wußte nicht, wo sie für ihre Leute Brot hernehmen sollte. In der größten
Not stand sie hinaus auf die steinerne Stapfei vor ihrem Haus und rief laut, damit
es alle hören konnten, derjenige, der ihr einen Laib Brot bringe, bekäme Feld
und Wald von ihr.

Da bekam sie von da und dort ein Laiblein Brot und verschenkte dafür ein
Stück Feld und Wald nach dem andern. Erst nachdem sie alles verschenkt hatte,
kam wieder eine bessere Zeit. Da zog die Markgräfin fort und kam nie wieder
dorthin zurück. So sollen die Gersbacher Bauern zu ihren großen Höfen gekommen
sein.

Hexentanzplatz auf dem Hotzenwald

Der Hexentanzplatz vom Hotzenwald befand sich in der Nähe der Alb bei
einer Brücke. Dort konnten in bestimmten Nächten Fronfastenkinder die Hexen
musizieren hören und tanzen sehen. Kam einer zufällig am Hexentanzplatz vorbei
, umringten ihn die Hexen und stellten ihm Fragen, die er schwer beantworten
konnte. Und hätte ihnen einer Rede und Antwort gegeben, so wäre es um ihn
geschehen. Auch durfte er, bis er über der Brücke und unter dem nächsten Dach-

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