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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 291
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0077
trauf war ja nicht zurückschauen, sie hätten ihn geholt. Gegen Morgen wischte
die älteste Hexe die ganze Hexengesellschaft mit einem Besen fort. Bei der
Teufelsmühle unterhalb der Brücke hat einmal einer einen abgenützten Besen der
alten Hexe gefunden.

Singendes Glöcklein

Am 1. Mai nachts zwölf Uhr kamen die Hexen an der Wutach oberhalb von
Tiengen bei der Unteregginger Kapelle zusammen, tanzten um die Kapelle,
streckten ihre Zunge heraus und drehten ihr die Nasen. Wenn nämlich zu jener
Zeit auf dem Eggacker Hexen verbrannt wurden, fing das Glöcklein der Kapelle
leise zu singen an. Darüber ärgerten sich die Hexen gewaltig.

Die weiße Frau

In der Nähe von Waldshut lebte einst ein Ritter auf seiner Burg, der ein ausschweifendes
Leben führte. In einem Streit war er zwar einmal zum Krüppel
geschlagen worden, betrog aber trotzdem seine junge Frau mit ihrer Kammerjungfer
, und nachdem er seine Frau aus dem Weg geräumt, heiratete er diese.
Eine treue Pflegerin versorgte das kleine Söhnlein aus seiner ersten Ehe, die oft
nachts den Geist der ermordeten Mutter in ihre Kammer kommen, das Kind
herzen und betten und lautlos wieder verschwinden sah. Das sagte sie schließlich
der Stiefmutter des Knaben, die das nicht glauben und in der folgenden Nacht
selbst bei dem Kind schlafen wollte.

Um Mitternacht kam die Mutter in weißer Gestalt und umsorgte das Kind. Die
Burgfrau glaubte, sie lebe, redete sie an, aber die weiße Frau schüttelte nur traurig
den Kopf. Als sie wieder im Begriff war, zu gehen, wollte sie die Burgfrau festhalten
, griff aber in die leere Luft. Da drohte ihr die weiße Frau, nahm das Kind
und trug es umher, und entsetzt floh die Burgfrau aus der Kammer.

Sie hatte wohl das Gerücht gehört, daß der Ritter seine erste Gemahlin ermordet
haben sollte, jetzt war es ihr zur Gewißheit geworden. Sie erzählte ihrem
Gatten, was sie und die Wärterin erlebt hatten und sagte ihm, sie wolle sofort
von dieser Burg und in ein Kloster gehen. Da bereute der Ritter seine furchtbare
Tat und fand keine Ruhe mehr. Den Knaben und alles, was er besaß, schenkte
er der Kirche, zog sich in eine Hütte im tiefsten Wald zurück und kam nur zu
den Menschen, um ihnen zu dienen und zu helfen. Verlassen und einsam starb
er im hohen Alter.

Das Waldshuter Männlein

Als die Stadt Waldshut bereits aufgebaut war, hatte sie noch keinen Namen.
Deswegen zerbrachen sich die zwölf Ratsherren die Köpfe und setzten eine Ratsversammlung
vor dem Rathaus an. Wer zuerst einen würdigen Namen nennen
könnte, dem sollte ein Beutel voll Silbergeld gehören, der offen vor ihnen auf
dem Tisch stand. Aber keinem wollte ein passender Name einfallen. Da kam ein
fremdes Männlein vom Wald herab, so groß wie ein Zwerg mit einem langen Bart,
und es fragte was beraten werde. Das Männlein besann sich nicht lange und rief:
„Hochachtbare Ratsherren! Ich schlage den Namen „Waldshut" vor, denn die
Stadt ist des Volkes und des Schwarzwalds Hut!" Kaum gesagt, nahm er den
Beutel vom Tisch, und ehe es die Ratsherren bedacht, war das Männlein auf und
davon. Nachdem sie den Namen hin und her überlegt, kamen sie zu dem Beschluß,
daß wirklich kein anderer Name besser für die Stadt zutreffen könne. Aus
Dankbarkeit nahmen sie das „Waldshuter Männlein" in das Stadtwappen und
ließen es an das Basler Tor malen.

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