Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 292
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0078
Quelle heilte Beinleiden

Im oberen Wehratal war vor vielen hundert Jahren ein totes Moos, und nur
wenige starke Tannen waren dort zu finden. In die schönste davon schlug einmal
der Blitz ein und fällte sie. Als die Holzmacher ihren Stamm aufbereiteten, fanden
sie darin zu ihrer Verwunderung eine Kapsel mit einer Reliquie versteckt. Das
erschien ihnen als Mahnung und Verpflichtung, um den stehengebliebenen Strunk
eine Kapelle zu erbauen und das Heiligtum darin aufzubewahren.

Bald entstanden Höfe und Häuser um die Kapelle, und die Siedlung bekam den
Namen „Todtmoos". Nun kamen die Wallfahrer von allen Seiten, und eine
größere Kirche mußte gebaut werden. Inzwischen war auch der Tannenstrunk und
das Wurzelwerk morsch geworden und mußte entfernt werden. Und an dieser
Stelle kam eine heilsame Quelle hervor, die ummauert wurde. Wenn nun Gehbehinderte
zur Wallfahrtskirche kamen und ihre leidenden Füße in die Öffnung
über der Quelle hingen, erfuhren sie wundervolle Linderung oder gar Heilung
ihres Leidens.

Der Bildstock auf St. Antöni

Droben auf dem St. Antöni-Sattel (1054 m), zwischen dem Wehratal und dem
Angenbachtal, kletterte vor langer Zeit einmal ein Geißbub auf eine hohe Tanne,
um ein Vogelnest auszunehmen. Es waren aber Jungvögel darin, die er in seine
Tasche steckte. Zur Strafe kam er nicht mehr von der Tanne herunter. Als es
bereits dem Abend zuging, gelobte er in seiner Angst und Not, er wolle einen
Bildstock stiften, wenn er heil nach Hause käme. Gleich darauf gelang es ihm,
wieder auf den Boden zu kommen. Sein Versprechen vergaß er nicht, und als er
erwachsen war, stiftete er von seinem ersten Lohn an der Stelle, an der die Tanne
inzwischen gefällt worden war, den Bildstock auf dem St. Antöni-Paß mit dem
Kapellchen darum.

Das Märchen von den Haselhuben

Die Großmutter hat es mir erzählt. Sie hatte es von ihrer Großmutter, deren
Großmutter es schon erzählt hatte.

Es war einmal ein Holzmacher, der hatte drei Buben. Der dritte war wohl
etliche Jahre gewachsen, aber doch klein geblieben. Eines Tages ging der Vater
in der Frühe in den Wald, und die Mutter mußte ihm das Mittagessen bringen.
Da liefen die drei Buben aus Langeweile auch in den Wald und fanden ein Hasel-
nußbäumchen, das viele reife Früchte trug. „Du muesch ufe, Chleine", sagten die
zwei Großen zum Kleinen, „un uns d Haselnüß abegheie!"

Der Kleine kletterte hinauf und warf soviel herunter, daß die Großen bald ihre
Hosensäcke damit vollgestopft hatten. Da sahen sie aus der Ferne Räuber kommen
, und vor Angst liefen die Großen davon und ließen den Kleinen droben
sitzen. Weil der auch seine Säcke voll Haselnüsse hatte, kam er nur langsam
herunter, und als er unten war, kamen die Räuber gerade auf ihn zu. Einer davon
packte ihn im Genick und sagte zu ihm: „Du chleine Kerli, di chönne mer grad
bruuche, du chunnsch überall ine!" Und er mußte mit den Räubern, ob er wollte
oder nicht. Diese beschlossen, in der Nacht bei einem Bauer einzubrechen, denn
sie hatten schon ausgekundschaftet, daß er im Keller Brot, Eier, Speck und Butter
liegen hatte. Als es Nacht war, hoben die Räuber den Kleinen in das enge Kellerfenster
hinauf, er mußte hineinschlüpfen und fand alles, was das Herz begehrte.
Neben dem Anke, der schon dort lag, hatte gerade die Magd einen Ballen frischen
Anke gestellt. Der Kleine suchte den Räubern auf gute Art zu entkommen und
rief deshalb so laut er konnte, damit es der Bauer auch hören sollte: „Mueß i euch
der weich Anke (Butter) au uusegee?" „Du dumme Kerli!" schalten die Räuber und

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