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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 300
(PDF, 42 MB)
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Begebenheit zusammenhing, die vergessen worden ist. Darum niemals zwei verschiedene
Feuerplätze an einem Abend. —

Mit dem Neujahrsanläuten und -anschießen wird überall das neue Jahr willkommen
geheißen. Während aber früher das alte Jahr ausgeläutet, der Zwölfuhrschlag
abgewartet und das neue Jahr angeläutet wurde, läßt sich heute gewöhnlich
nur letzteres hören. Früher sollten mit dem Lärmen von Viehglocken, mit Kettenrasseln
und Gumpen die bösen Geister vertrieben werden. Durch die Jahrhunderte
ist das oft verboten worden; aber noch heute werden Knallkörper und Leuchtkugeln
abgelassen. Früher spielten oder sangen beim Gottesdienst am Altjahrabend
oder auf dem Dorfplatz zum Neujahrsanfang Musik- oder Gesangverein.
Gutes zum neuen Jahr „anwünschen" ist geblieben, und besonders gerne nehmen
die Paten die Glückwünsche ihrer Patenkinder entgegen. Selbstgebackene Neujahrsbrezeln
und -wecken machen dem Empfänger immer noch Freude. Aber als
Patengeschenk mit einer Silbermark darin, anstatt einem großen Weihnachtsgeschenk
, ist die Brezel heute nicht mehr gefragt.

Das Neujahrsansingen der jungen Burschen hat immer noch stattgefunden in
Wyhl am Kaiserstuhl und Umgebung, wie hinter Zell im Wiesental, in Ehrsberg
und Häg. Sie werden bewirtet und sind oft die ganze Nacht unterwegs.

An Dreikönig (6. 1.) wird das Dreikönigssingen in kath. Dörfern hochgehalten
, wie in Heitersheim, Staufen, Häg, Ehrsberg u. a., und wurde auch in
Buggingen eingeführt.

Einen Strauhbaschi (Sebastian in Stroh am 20. 1.) gibt es nur noch in Feldberg
bei Müllheim. Seine Bluse und Hose ist mit Stroh ausgestopft, und er darf an
schulfreien Nachmittagen beim Wellensammeln für das Fasnachtsfeuer auf dem
Wellenkarren sitzen. Die Buben bekommen auch Geld, für das sie Wecken, Wurst
und Sprudel kaufen, wenn sie die Nacht vorher die Wellenhaufen bewachen
müssen, damit sie nicht von Buben aus einem Nachbardorf vorzeitig angezündet
werden. Das Hüten die Nacht hindurch ist für die 11 — 13jährigen Ehrensache,
und sie nehmen es sehr wichtig.

Fasnachtschüechli gab es am Schmutzige Dunnschtig überall in Mengen. Einmalig
ist das Ahwiib er rennen am Fasnachtsdienstagabend in Zell im Wiesental.

Alle traditionsbewußten Menschen sind aufgerufen, den Teuerbrauch freizuhalten
von Geschäftemacherei. Man verlege darum Wirtschaft, Tanz und sonstige
Veranstaltungen auf die Fasnachtszeit, oder wenigstens auf den Abend vor dem
Scheibenfeuer, um sich nur diesem widmen zu können. Man schlug die Scheiben zu
Ehren einer geachteten oder geliebten Person, nachdem man mit Liedern, Feuersprüchen
und Fackeln um das Feuer gezogen war, rollte brennende Wagenräder
den Berg hinab und sprang paarweise über das verlöschende Feuer. Denn unseren
Vorfahren bedeutete das Feuer nicht allein ein Vergnügen, sondern eine innere
Angelegenheit, um das Aufsteigen des Lichts willkommen zu heißen, zu danken,
daß die Macht der dunklen Zeit gebrochen war, vor allem, um das Werden des
neuen Lebens bei Pflanzen, Menschen und Tieren aus demselben Mutterschoß der
segenspendenden Erde mit Freude zu empfangen. Über den Hergang der weiteren
Bräuche in Heft 2/1962, Jahrgang 24.

Drei Wochen nach der Bauernfasnacht und drei Wochen vor Ostern (Mittfasten)
tritt am „Lädarisunntig", am Sonntag Lätare, in Seefelden und Vögisheim der
Hisgir auf, in Seefelden als „Buebehisgir" mit dem „Maidlihisgir", die sich einen
Kampf liefern. Der Maidlihisgir erscheint weißgekleidet als Maienkönigin, eine
Bänderbraut, mit schönen Bändern am Rock abwärts geschmückt. Der Name
„Hisgir" hat sich abgewandelt aus Hutzel-Ungeheuer, das Gaben verschenkt oder
heischt. Den Kult des Hilarius (367) am 13. 1. hat Fridolin (6.3) an den Oberrhein
gebracht, und hat sich in der nördlichen Schweiz bis zum Bodensee ausgebreitet
. Von daher läßt sich der Hisgirbrauch mit ähnlichen Gestalten ableiten.

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