Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 307
(PDF, 42 MB)
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Leichenschmaus mit Gesang und recht heiter ausklang. Das nach den meisten
Bräuchen abgehaltene Essen wurde stets „Schmaus" geheißen!

Noch ist es üblich, einander am 1. April in den April zu schicken. Einen Uneingeweihten
schickt man in den Kaufladen um „I-bi-dumm" oder „Schmier-mi-
ab" zu holen. Oder man gibt ihm einen Sack, schickt ihn in den Garten, dort
würden „Dilldabbe" herumfliegen. Diese solle er fangen, in den Sack stecken uno
bringen usw.

Das Grün der Tanne als Symbol ewigen, dauernden Lebens läßt diese gewöhnlich
mit bunten Bändern und mit Papierrosen geschmückt, immer wieder in
Erscheinung treten. Sie wird dem neugewählten Bürgermeister vor die Haustüre
gesetzt, und sie wird in der Nacht zum 1. Mai als Maibaum auf dem Dorf platz
aufgerichtet. In dieser Nacht stecken die Burschen auch ihren Mädchen die bändergeschmückten
Maibäumchen auf den Hausgiebel und legen einen Maiblumenstrauß
auf ihr Fensterbrett. Ein verrufenes Mädchen bekommt zum Gespött einen
Hexenbesen, d. h. ein Stumpbesen wird mit alten Kleidern behängt, vor die Haustüre
gestellt. Von da streuen ihr die Burschen bis zum Farrenstall „Hälme", bei
ihrer Hochzeit bis zur Kirche. Auch heute noch schaut jeder ordentliche junge Mann
auf Ordnung in seinem Dorf. Um die Türe des Hochzeithauses windet sich der
mit roten und weißen Papierrosen verzierte Tannenreiskranz, wie um die beiden
Tannen, welche die Kränzler ebenfalls aufstellen, als Zeichen der Zusammengehörigkeit
des jungen Paares. Braut und Bräutigam gehen beim Spiel der Uuffert-
brut ebenfalls unter einem Schwibbogen von Feldblumen. Und auch bei der Konfirmation
stehen zwei, mit einem Tannenreiskranz verbundene Tannen vor der
Kirche. Diesen Bogen hat man die Kraft zugeschrieben, Böses von den daruntergehenden
Menschen abzuhalten.

Sind Braut oder Bräutigam von auswärts, kommt um die Hochzeitschaise ebenfalls
ein Kranz. Ein solcher wird auch um die Kette gewunden, wenn diese vor
dem Brautpaar gespannt wird. Das ist vor der Trauung der Fall, wenn ein auswärtiger
Bursche ein Mädchen aus einem Dorf heimholen will. Da wird auch heute
noch in manchem Dorf d Chettene gspannt, und der Bräutigam muß seine Braut
freikaufen. Gehören die Brautleute einem Verein an, lassen es sich die Vereinsmitglieder
nicht nehmen, nach der Trauung vor der Kirche Spalier zu stehen und
das junge Paar zu beglückwünschen.

Um 1920 wollte ein Niedereggener ungestraft ein Mädchen von Feldberg heimholen
. Mit der Chaise kam er über Obereggenen gefahren, und auf dem Rückweg
mit der Braut wollten ihm die Chränzler „d Chettene spanne". Da ließ der
Bräutigam aber den schlechteren und kürzeren Weg über Gennenbach und die
Chuzmühli nehmen, um spaßhalber den Chränzlern zu entwischen. Diese hatten
seine Absicht sofort erkannt, warfen die Kette mit dem Kranz in eine große
„Hälmezaine", und die Mädchen packten die Rotweingläser und den schönen
Weinkrug mit Rotwein (es muß immer noch Rotwein sein!) in einen Henkelkorb
und rannten los, als ob es um ihr Leben ginge. Uber den „Heidel" kamen sie
auch noch gerade vor der Hochzeitskutsche vor dem Hoftor an und konnten
gerade noch die Kette über den Weg ziehen, denn auf das Lösegeld von dem
reichen Bauer wollten sie nicht verzichten.

Lachend kamen die Hochzeitsgäste herbei, als einer der Burschen, noch schnaufend
, das Hochzeitsgedicht aufsagte und er und ein anderer auf das Wohl des
Brautpaars mit diesem anstieß und sie aufatmend das Lösegeld in Empfang nehmen
konnten. Der Bräutigam ließ sie aber nicht so trocken über den Heidel zurück. Sie
bekamen ein Essen, und später erzählte der Bräutigam noch manchmal lachend,
sie hätten ihm „noh ne ganzi Duge Wii abegsoffe!" (die Breite einer Faßdaube).

Am Dreifaltigkeitssonntag (acht Tage nach Pfingsten) werden drei Holunderblütendolden
in die Stube geholt, die das Haus vor Blitzschlag schützen sollen.

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