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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 311
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0097
Am Abend des Gründonnerstag wallfahrten die Frauen aus dem Dorf hinab
zum ölberg in der überhöhten Felsennische über dem Friedhof am Klotzen, um den
„Schmerzensreichen Rosenkranz" zu beten; währenddessen sind die Buben hinaufgeklettert
, um Kerzen anzuzünden — und dabei mit allerlei Unfug die andächtigen
Frauen zu stören. Während die Glocken über die stillen Tage schweigen,
„dreegeln" die Buben von der Altane auf dem Kirchturm die Zeichen zur Kirche
mit der großen Holzschnarre. Voll Erwartung wurde noch vor Jahren von den
Buben das Verbrennen des verräterischen Judas, das „Judverbrennen" bei der
Kirchstaffel am frühen Morgen des Karsamstag (!) miterlebt. Aber sie waren dann
meist enttäuscht über das kleine Feuerchen, in dem geweihte Stoffe, wie z. B. mit
Weiheöl getränkte Wattebüschel, verbrannt werden. Danach wird das Osterwasser
geweiht, das wegen seiner besonderen Segenskraft empfohlen wird. Feuer und
Wasser, die uralten Sinnbilder am Frühlingsanfang!

Dreegelcbaare und Rätschi (Skizze v. E. Schäfer)

Als weiteres Symbol lebt noch stark, und meist unbewußt, in verschiedenen
Formen und Äußerungen des österlichen Brauchtums die Fruchtbarkeit: Der Hase,
Weiseli, das Osterlamm, Eier. Das bunte und vielfältige Spiel um das Osterei ist
uralt, und wird zuweilen in den aufgezeichneten Rechtsbräuchen und Weistümern
des Mittelalters schon genannt; es soll an die besondere Aufgabe des Eies im Leben,
in der Schöpfung, an seine innewohnende Kraft erinnern. Gründonnerstags- und
Karfreitagseier, möglichst frisch und roh genossen, versprechen besonders Gesundheit
für das ganze Jahr, der Gluggere dagegen untergelegt, ein glückliches und
fruchtbares Ausbrüten. Karfreitagseier sollen nicht schlecht und faul werden, sondern
einfach austrocknen.

Die ungemeine Vermehrung des Hasen, der übrigens in der uralten Glaubensvorstellung
unserer germanischen Vorfahren eine bemerkenswerte Rolle spielte,
haben wohl im Laufe der Zeiten diese zwei ähnlichen Symbole der Fruchtbarkeit
— das Ei mit dem Hasen — am Tage des österlichen Frühlingsfestes verbunden.
Das erste schriftliche Zeugnis für den Osterhasen, der zunächst nur die Aufgabe
des Brütens und Versteckens kannte, wird für unsere Oberrheingegend aus dem
Jahre 1682 belegt, die Ostereier allerdings als beherrschendes Sinnbild des Osterfestes
schon im Jahre 1216 (Weistum v. Uffholz im Elsaß). Das kindlich schöne
Märchen vom Eier „legenden" Osterhasen ist in unserer Heimat kaum viel älter
als 100 Jahre.

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